Gabriele Salatino und Dieter di Prinzio fühlen sich in ihrer neuen Heimat sichtlich wohl. Foto: di Prinzio

Dieter di Prinzio pachtet einen Gasthof in Südtirol. Gründer der Stadtgeflüster-Facebook-Gruppe bleibt Stadt verbunden.

St. Georgen - Von der Bergstadt nach Südtirol: Der gebürtige St. Georgener Dieter di Prinzio und seine Lebensgefährtin haben den Schritt gewagt und sind ausgewandert. Zu dieser Entscheidung trug auch eine wirtschaftliche Veränderung in St. Georgen maßgeblich bei.

Blauer Himmel, Sonnenschein und eine atemberaubende Bergkulisse im Hintergrund: Dieter di Prinzio postet derzeit Bilder in sozialen Netzwerken, die einen durchaus neidisch stimmen können. Doch der gebürtige St. Georgener befindet sich nicht etwa im Urlaub, er hat vielmehr der Bergstadt für immer Lebwohl gesagt.

Alpengasthof in 70-Seelen-Ort

Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Gabriele Salatino fängt der 54-Jährige in Südtirol – genauer gesagt im 70-Seelen-Ort Trafoi am Ortler – noch einmal ganz von vorne an. "Im April haben wir hier einen Alpengasthof mit Hotel angesehen", erzählt di Prinzio im Gespräch mit unserer Zeitung. Seine Freundin sei bereits als Kind oft dort gewesen und kannte den Pächter persönlich. "Nach diesem Kurzurlaub haben wir uns entschlossen, dass wir auswandern und alle Zelte abbrechen", so der gelernte Koch.

Auch die wirtschaftlichen Veränderungen in St. Georgen hatten zu dieser relativ spontanen Entscheidung beigetragen. Denn Salatino, die eigentlich Hotelfachfrau gelernt hat, arbeitete zuletzt bei EBM-Papst. Die derzeit schwierige wirtschaftliche Lage des Unternehmens, das in diesem Geschäftsjahr voraussichtlich Verluste macht und Entlassungen plant, erleichterten die Entscheidung.

Der erste Monat in der neuen Heimat hätte indes nicht besser laufen können, so di Prinzio. "Es ist wunderschön hier, die Menschen sind herzlich, der Laden läuft." Heimweh komme keins auf – im Gegenteil, die beiden sind sich sicher, dass sie in Südtirol bleiben wollen. "Wir bereuen es kein Stück und würden auch nie zurückkommen", betont die Prinzio.

Vorher Bistro Kaiser Klause geführt

Der Bergstädter hatte die vergangenen Jahre in der "Mediclin Albert Schweitzer & Baar Klinik" in Königsfeld als Küchenchef gearbeitet, nebenbei führte er mit seiner Lebensgefährtin das Bistro Kaiser Klause in St. Georgen.

Dass ihm die Bergstadt am Herzen liegt, zeigte sich auch durch sein Engagement in den sozialen Netzwerken: Er gründete vor rund zwei Jahren die Facebook-Gruppe St. Georgener Stadtgeflüster, die knapp 2400 Mitglieder hat und in der stets ein reger Austausch über Themen "aus dem Städtle" herrscht. Zwar wolle er weiter Administrator der Gruppe bleiben und sich kümmern, spiele aber mit dem Gedanken, eine weitere Person ins Boot zu holen, die noch in St. Georgen lebt.

Sein Abschied von der Bergstadt, das zeigt sich im Verlaufe des Gesprächs, scheint trotz der erst kurzen Zeit in Südtirol tatsächlich endgültig. "Natürlich kommen wir ab und an mal zurück", sagt di Prinzio. Denn sowohl seine Mutter als auch zwei seiner drei Brüder leben noch in St. Georgen. Doch das alles seien lediglich Besuche auf Zeit, wie er betont. Der Lebensmittelpunkt bleibt in Südtirol.

"Aber wir sind ja nicht ganz aus der Welt", meint di Prinzio. Für einen Tagesausflug mit Übernachtung sei man nah genug an St. Georgen – entsprechende Übernachtungsmöglichkeiten gebe es ja in seinem Alpengasthof "Zum Weissen Knott".