Museumsmitarbeiter Siegbert Hils erklärt die Grammophone von Thomas Edison. Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder Bote

Sonderführung: Siegbert Hils zeigt Grammophone und Schwarzwalduhren im Deutschen Phonomuseum

Einen interessanten Rundgang erlebten die Besucher im Deutschen Phonomuseum kürzlich bei einer Sonderführung. Die Gelegenheit dazu nutzten nicht nur Gäste, sondern auch etliche Einheimische.

St. Georgen. Zunächst informierte ein Film über die Firmen PE und Dual. Von diesen stammen die meisten der ausgestellten Stücke, die dem Museum leihweise von den Gründervätern des Phonomuseums, Walter Grieshaber und Gottlob Weisser, überlassen sind. Etliche Grammophone sind von der Familie Dietz. Ein exzellenter Kenner ist der Museumsmitarbeiter Siegbert Hils. Er erklärte, wie die ausgestellten Stücke funktionieren. Ein Orchestrion der Firma Welte hat früher im Gasthaus "Zur Stadt Frankfurt" gestanden. Freudig hörten die Besucher den Marsch "Berliner Luft" aus der Operette "Frau Luna" von Paul Lincke.

Bei Thomas Edisons Grammophonen ertönt die Musik aus riesigen Trichtern. Mit einer sich drehenden Lichtampel versetzte das Gerät aus dem Jahr 1920 die Besucher in eine Disko.

Bespielte Walzen mit Musik, sogenannte Zinnfolienphonographen, fertigte Edison im Jahr 1878. Diese verschwanden um das Jahr 1920, als die ersten Schallplatten aufkamen. Die Grammophontruhen hatten keine Verstärker und liefen rein mechanisch, bis im Jahr 1925 der Strom kam. Dann war es möglich, dass in der Musiktruhe unten der Plattenspieler war und oben das Radio. Plattenwechsler ermöglichten es, zehn Platten nacheinander anzuhören, ohne aufstehen zu müssen. Die von Christian und Josef Steidinger hergestellten Dualmotoren wurden mit Strom oder mit Federn betrieben. Die Koffergeräte konnten so in der freien Natur für Musikgenuss sorgen.

Die Besucher bestaunten die ausgestellten Plattenspieler, vom einfachen bis zum exquisiten Gerät. Wie eine Schallplatte hergestellt wird – von der Lackfolie, dem Galvanisieren bis zum Gegenstück und der Pressung – wird verständlich gezeigt. Die Besucher konnten sich im Obergeschoss des Phonomuseums ein Bild von Schwarzwalduhren machen.

Ab 1700 sind im Stockwald, in Oberkirnach und Langenschiltach Holzuhren hergestellt worden. Von 1700 bis 1800 war die Uhrmacherei in 800 Familien angesiedelt. Beteiligt waren Schildermaler, Stellmacher, Rädchenmacher und Dreher. Andere gingen mit den Uhren auf Wanderschaft, um diese zu verkaufen. Hils meinte: "Es war nicht so, dass die Bauern im Sommer auf dem Feld arbeiteten und im Winter Uhren fertigten."

Der Hof wurde früher an den jüngsten Sohn übergeben. Da oft viele Kinder zur Familie gehörten, mussten sich diese nach einem Erwerb umsehen. So kam es dazu, dass diese alles zur Uhrenherstellung lieferten. Das war auch bei der aus dem Stockwald stammenden Familie Steidinger der Fall.

Das Württembergische Landesmuseum hat dem Phonomuseum als Leihgabe eine Holzuhr aus dem Jahr 1730 überlassen. Diese stammt von Andreas Müller, dem ersten Uhrmacher in St. Georgen. Auf der oberen Etage sind neben Kuckucksuhren unzählige von ortsansässigen Firmen gefertigte Uhren zu begutachten. Die Besucher bestaunten auch die astronomische Kunstuhr von Christoph Jäckle aus dem Jahr 1970, die exakt den gültigen Tag anzeigt und bis ins Jahr 2099 laufen wird.

Nach diesen umfangreichen Informationen von Siegbert Hils mit seinem verständlich dargebrachten Wissen, durften die Besucher zur Entspannung noch einige Lieder der Musikbox im Erdgeschoss genießen.

Eine Sonderführung lohnt sich – so ist viel mehr zu erfahren, als beim Alleingang durchs Museum. Die nächste Sonderführung ist am Montag, 21. Mai, um 14.30 Uhr. Davor ist am Samstag, 12. Mai, von 18 bis 22 Uhr ein Tanzabend mit Musik der 1920er- bis 1970er-Jahre.