Taslima Akhter ist Fotografin, Journalistin, Dozentin und Menschenrechtsaktivistin. Foto: Seckinger Foto: Schwarzwälder-Bote

Bangladesch: Menschenrechtsaktivistin Taslima Akhter zu Gast im Bildungszentrum

St. Georgen. Das Bildungszentrum hatte in dieser Woche preisgekrönten Besuch. Taslima Akhter, Fotografin, Journalistin, Dozentin und Menschenrechtsaktivistin aus Bangladesch, reiste gemeinsam mit einer Abordnung des Friedrich-von-Alberti-Gymnasiums Bad Friedrichshall an. Dieses hat den Besuch ermöglicht und koordiniert ihren Deutschlandaufenthalt.

Akhter berichtete in ihrem Vortrag "Made in Bangladesh – The story of your T-Shirt" (hergestellt in Bangladesch – die Geschichte deines T-Shirts) vor einigen Klassen des Gymnasiums und der Realschule von den Lebensumständen in ihrer Heimat. Mit Fotos und Einzelbeispielen brachte sie den jungen Leuten die ärmlichen Verhältnisse näher. Familien leben oft gemeinsam in einem einzigen Raum. Kinder und Jugendliche müssen bereits früh in Fabriken arbeiten gehen. Bildung kommt häufig zu kurz. In Bangladesch haben viele bekannte Modemarken Produktionsstandorte, weil hier nur sehr geringe Löhne gibt, die kaum zum Überleben reichen. Die Menschen arbeiten in der Textilindustrie 16 Stunden am Tag, haben kein freies Wochenende oder Ferien.

Menschenleben wissentlich aufs Spiel gesetzt

In den Fokus der weltweiten Aufmerksamkeit ist das Land im Jahr 2013 gerückt, als ein achtstöckiges Fabrikgebäude, das Rana Plaza, zusammenstürzte und mehr als 1100 Menschen ums Leben kamen. Obwohl zuvor Risse im Gebäude festgestellt wurden, mussten die Arbeiter in den dort untergebrachten Textilfirmen ihrem Dienst nachkommen. Taslima Akhter sieht es sehr kritisch an, dass dennoch von den Behörden von einem Unfall gesprochen wird, weil das Unglück vorhersehbar gewesen sei und Menschenleben wissentlich aufs Spiel gesetzt worden seien. Sie selbst war ebenfalls am Unglücksort und dokumentierte die Katastrophe fotografisch. Das bekannteste Bild mit dem Titel "Final embrace" (Letzte Umarmung), das zwei tote Menschen eng umschlungen in den Trümmern zeigt, wurde 2014 von der Stiftung World Press Photo ausgezeichnet. Die Aufnahme ist Teil einer sehenswerten Ausstellung im Untergeschoss des Bergstadt-Rathauses.

Ihr gehe es darum, mit ihren Bildern aufzurütteln und aufzuklären. Denn neben den Firmen trage auch der einzelne Konsument Verantwortung, der bewusst über seine Kaufentscheidungen nachdenken solle. Ein Boykott sei nicht die Lösung, weil dann die Betroffenen in Bangladesch ihre Arbeit verlieren.

Lehrerin und Organisatorin Michaela Conzelmann sprach von einem eindrücklichen Vortrag. Sie hatte für den Gast ein kleines Geschenk und eine Geldspende, die beim Fair-Trade-Kuchenverkauf erwirtschaftet wurde.

Die Spende geht an die "Bangladesh Garment Workers Solidarity", eine Hilfsorganisation, in der sich Taslima Akhter engagiert.