Das Torwartshäusle in der Schulstraße steht heute noch immer, nachdem das Lebensmittelgeschäft dort ausgezogen ist, steht das Gebäude leer. Foto: Vaas

Tage des Gebäudes gezählt. Bereits Diskussionen unter Bürgermeister Wolfgang Schergel.

St. Georgen - Zu Klosterzeiten war es Sitz des Torwarts, bis zuletzt beherbergte es einen Lebensmittelladen. Nun wird das Torwartshäusle in der Schulstraße abgerissen. Ein Blick ins Archiv zeigt: Das Thema steht schon lange im Raum – und wurde sehr kontrovers diskutiert.

Die Tage des Torwartshäusle sind gezählt, noch in diesem Jahr rollen die Abrissbagger an. Das gab Bürgermeister Michael Rieger am Dienstag offiziell bekannt. "Die Entscheidung ist gefallen. Die einen verstehen es, die anderen nicht", sagte er. Damit soll ein lang diskutiertes Thema enden.

Bereits im Dezember 2006 steht der Abriss des Torwartshäusles erstmals im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung zur Debatte. Der Unternehmensverbund Edeka und Georg Papst stellen damals ihre Pläne für das Heinemann-Areal vor. Der Wunsch: Das Maschinenbau-Unternehmen soll für einen Supermarkt und ein Medizinisch-therapeutisches Zentrum (MTZ) weichen.

Gegner machen mobil

Im Zuge dessen soll auch das Torwartshäusle abgerissen werden, um einen offenen Blick vom Marktplatz bis zum Stadtgarten zu ermöglichen. Denn, so der damalige Bürgermeister Wolfgang Schergel: Mit dem Gebäude sei keine vernünftige, gute Lösung möglich. Das Thema sorgt im Gemeinderat für Zündstoff. Einerseits will man das Gebäude erhalten, andererseits soll es dem Bau des MTZ nicht im Weg stehen. Schlussendlich stimmt das Gremium der Neugestaltung – inklusive Abriss des Torwartshäusles – bei einer Enthaltung zu.

Doch der mögliche Abbruch des einstigen Wohnsitzes des Kloster-, Tor- und Nachtwächter stößt bei vielen St. Georgenern auf Unmut. Der Verein für Heimatgeschichte hat sich bereits im Vorfeld der Sitzung für den Erhalt des Gebäudes eingesetzt und mehr als 900 Unterschriften gesammelt. In den Kellerräumen sollen sich Teile der Klostermauer befinden, das Haus sehen viele als erhaltenswert an. Auch nach der Entscheidung des Gemeinderats melden sich daher Bürger zu Wort, die mit dem Abriss nicht einverstanden sind.

Doch die Stadt bleibt bei ihrer Entscheidung. "Das Torwartshäusle wird in der Endphase nicht mehr sein", so Schergel im April 2007. Bereits 1981 sei der Abbruch Thema gewesen, das Denkmalamt habe nie Bedenken geäußert.

Rieger übernimmt Problem

2008 kommt es zu einem Wechsel an der Spitze der Bergstadt. Wolfgang Schergel geht, Michael Rieger kommt. Was bleibt, ist die Frage um die Zukunft des Torwartshäusles. Das Problem: Ein Teil des Gebäudes ist in Privatbesitz, die Verkaufsbereitschaft fehlt. Mittlerweile verfolgt die Stadt daher einen neuen Ansatz für das Heinemann-Areal. Im Oktober 2008 ist klar, dass das Torwartshäusle trotz des neuen Supermarkts und des MTZ vorerst bestehen bleibt – allerdings nur in Teilen. Der Anbau in Fachwerkoptik, der das Schuhaus Kaiser beherbergt, muss weichen. Als ein Jahr später der Startschuss für den Bau fällt, wird es ruhig um den Rest des Torwartshäusles – fürs Erste.

Im Zuge des Wettbewerbs Innenstadtsanierung kommt 2014 das Thema abermals auf den Tisch. Grünflächen statt altes Gemäuer lautet die Devise der Firma "Faktorgruen", die als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgeht. Lediglich die historischen Kellerräume, so die Idee, sollen erhalten bleiben.

Mehr als ein Jahrzehnt nach der erstmaligen Verkündung der Pläne folgt nun also der Abriss. Das Gebäude steht mittlerweile leer. Das bis zuletzt im vorderen Teil untergebrachte Lebensmittelgeschäft der Familie Yücel zieht gezwungenermaßen um. "Die Stadt hat Frau Yücel bereits vor rund drei Jahren gekündigt, aus gutem Willen wurde der Vertrag bis jetzt verlängert", erklärt Andrea Lauble auf Nachfrage unserer Zeitung. Man sei bereits früh mit den Mietern im Gespräch gewesen, ergänzt Rieger.

Der vordere Teil des Gebäudes ist bereits seit Längerem im Besitz der Stadt. Vor rund einem Jahr wurde auch der hintere Teil aus Privatbesitz abgekauft. Mit der dort bis vor drei Jahren lebenden älteren Dame hatte bereits der damalige Bürgermeister Schergel Gespräche geführt.

Förderantrag läuft noch

Wann genau das Haus in diesem Jahr abgerissen wird, steht derzeit nicht fest. Für die Innenstadtsanierung läuft ein Fördermittelantrag, der bei Bewilligung auch Zuschüsse für den Abriss vorsieht. "Alles, was jetzt konkret geplant werden würde, wäre förderschädlich", sagt Rieger. Im Haushalt sei allerdings bereits Geld veranschlagt, sodass der Abbruch auf jeden Fall realisiert wird.

Ob die Kellerräume tatsächlich erhaltenswert sind, möchte die Stadt nun in Bälde prüfen – bislang ist das noch nicht geschehen. Sollten Reste der alten Klostermauer gefunden werden, wäre laut Rieger nach Entfernen des oberirdisch liegenden Gemäuers der Einbau einer Glasplatte möglich. St. Georgen wäre in diesem Fall um eine historische Sehenswürdigkeit reicher.