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Nach Jahren strittiger Planung rückt Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 nun näher.

Stuttgart - Nach Jahren strittiger Planung für die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 stehen in den nächsten sechs Wochen Entscheidungen an. Die bis ins Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost reichende Linie soll über die Autobahn  8 bis zum Landesmesse geführt werden. Die Baukosten für diese nur drei Kilometer lange Streckenerweiterung werden bei rund 70 Millionen Euro liegen.

Als Mitfinanzierer für die U 6 ist jetzt die Flughafengesellschaft (FSG) im Gespräch. Für das Bahnprojekt Stuttgart 21 steuert die FSG rund 350 Millionen Euro bei. Eine Arbeitsgruppe des FSG-Aufsichtsrats soll klären „ob und wie der Flughafen den U-6-Anschluss mittragen kann“, sagt Sprecherin Beate Schleicher. Das geschieht offenbar im Auftrag der FSG-Gesellschafter Land (60 Prozent) und Stadt (40). Die nächste Sitzung ist im Juli. Die Landesmesse signalisiert ein „hohes Interesse an diesem Anschluss“, so deren Sprecher Thomas Erken.

Wer das Geld für den Stadtbahnbau aufbringt, ist für das Stadtgebiet Stuttgart klar geregelt. 60 Prozent zahlt der Bund, 20 Prozent kommen vom Land, die restlichen 20 Prozent steuert die stadteigene Nahverkehrstochter SSB, die Stuttgarter Straßenbahnen AG, bei. Rollen die gelben Wagen über die Markungsgrenze, müssen die letzten 20 Prozent vom Landkreis oder der Kommune, die den Anschlussvorteil hat, bezahlt werden. Die Stadt oder Gemeinde muss auch den Betriebskostenzuschuss stemmen, denn die Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr decken die Kosten nur rund zur Hälfte.

Bis Ende des Jahres unterschriftsreife Vereinbarung?

Das bisherige Finanzierungsmodell hätte den Griff in die Kasse von Leinfelden-Echterdingen bedeutet. Die Doppelstadt soll an der Bundesstraße 27 unweit des Wohngebiets Gärtlesäcker und der Stadionstraße auch eine Haltestelle bekommen. Sie weigert sich aber, Kosten zu tragen. „Der Nutzen der U 6 tendiert für uns gegen null“, sagt Bürgermeister Frank Otte. Beim Ausbau gehe es um die Anbindung des Flughafens und der Messe „und nicht um unsere Siedlungsgebiete“, lehnt Otte die Haltestelle ab. Um sie zu erreichen, müsste ein Durchlass unter der B 27 verbessert werden. Bisher wird er vor allem von Landwirten genutzt, um die Bliens- und Lachenäcker zu erreichen.

Der Weg vom Wohngebiet zum S-Bahn-Halt sei nicht länger als zur Stadtbahn, sagt Otte. „Die neue Haltestelle könnte auch später gebaut werden, man muss sehen, ob die unterstellten Vorteile im Einklang mit den Investitionen und den Unterhaltskosten stehen“, zeigt er sich reserviert.

Trotz des Widerstands von Leinfelden-Echterdingen zeichnet sich eine Lösung ab. So soll der Kreistag Esslingen in seiner Sitzung am 19. Juli nicht nur eine Grundsatzentscheidung für den Bau, sondern auch über die Finanzspritze fällen. „Wir sehen das Vorhaben sehr positiv, der Landkreis wird sich adäquat beteiligen“, sagt Peter Keck, Pressesprecher des Landratsamts. „Und wir nehmen an, dass alle, die einen Nutzen haben, das auch tun“, gibt Keck einen Fingerzeig.

Stuttgarts OB Wolfgang Schuster (CDU) erwartet bis Jahresende eine unterschriftsreife Vereinbarung. SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold drängt. Das Unternehmen plane auf eigenes Risiko. Sollte sich am Flughafen für Stuttgart 21 durch den Filder-Dialog eine neue Streckenführung ergeben, könnten die SSB reagieren. „Wir würden dann die U 6 zunächst bis zum Messe-Westeingang und später zum Haupteingang an der Messe-Piazza bauen“, sagt Arnold. Dabei könnte die Trasse auf einem Tunnel liegen, in dem die Gäubahn den neuen Fernbahnhof erreicht. Im kommenden Jahr will Arnold die Planfeststellung erreichen. Gebaut werden würde von 2014 bis 2016.