Kurt Stoll (von links) verabschiedete Kreisjugendleiterin Verena Dengler, gratulierte Kreisschützenmeister Jürgen Finkbeiner und Kreisschriftführer Thomas Frey zur Wiederwahl und hieß den neuen Kreisjugendleiter, Jochen Stoll, willkommen. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder Bote

Sportschießen: Schützenkreis Freudenstadt freut sich über steigende Mitgliederzahlen / Ausfallquoten bei Kreismeisterschaft zu hoch

Ehrungen für sportliche Erfolge und ehrenamtliches Engagement sowie Wahlen standen beim Kreisschützentag des Schützenkreises Freudenstadt im Mittelpunkt. Doch es gab auch Kritik – über die Teilnahme an Kreismeisterschaften und der Jugendsommerrunde.

1474 Mitglieder zählt der Schützenkreis Freudenstadt aktuell – und damit neun mehr als noch im Vorjahr. Über die steigende Tendenz freute sich Kreisoberschützenmeister (KOSM) Kurt Stoll, der am Freitagabend zahlreiche Schützenschwestern und Schützenbrüder, darunter viele Ehrengäste, beim Kreisschützentag im Bürgerhaus in Musbach willkommen hieß. Den stärksten Mitgliederzuwachs verzeichneten der SV Dietersweiler und die Sabt. Durrweiler mit jeweils acht neuen Mitgliedern sowie die Sabt. Glatten mit fünf.

Jugendzahlen sind weiter rückläufig

Allerdings ist die Zahl beim Schützennachwuchs weiterhin rückläufig. Waren es 2015 noch 166 Jugendliche, die in den Vereinen trainierten, so sind es aktuell nur noch 136. Ein Grund dafür ist auch der Wechsel in die Damen- und Herrenklasse. Der KOSM forderte die Vereine auf, die Nachwuchswerbung zu forcieren. Die meisten Jugendlichen zählt der BSC Freudenstadt (24), gefolgt von der Sabt. Durrweiler (20), dem SV Tumlingen (14) und der Sabt. Glatten (13).

Stoll, der auch das Amt des Kreissportleiters inne hat, konnte bei den Wahlen erneut niemanden finden, der ihm die Doppelbelastung abnimmt. Besser lief es bei der Suche nach einem Nachfolger für die scheidende Kreisjugendleiterin Verena Dengler: Ihr Amt übernahm Jochen Stoll von der SGi Grüntal/Frutenhof. Wiedergewählt wurden Kreisschriftführer Thomas Frey und Kreisschützenmeister Jürgen Finkbeiner.

Die Kreismeisterschaften seien wieder ohne Probleme über die Bühne gegangen, ließ Stoll die Anwesenden wissen. Allerdings waren mit 470 Startern 16 weniger gemeldet als noch im Vorjahr. Was den KOSM dabei erneut mächtig geärgert hat: die hohe Zahl gemeldeter Schützen, die nicht zum Wettkampf erschienen sind. 72 waren es diesmal. Die höchste Ausfallquote gab es bei den Luftgewehrschützen (28). Die Gesamtausfallquote lag bei 15,32 Prozent. Trotz Verbesserung zum Vorjahr, wo die Ausfallquote bei fast 20 Prozent lag, sprach der KOSM von einem "untragbaren Zustand" und von einer "Null-Bock-Mentalität". Auffällig auch diesmal: Vor allem Jugendliche sind nicht angetreten. Hier seien die Jugendleiter in der Pflicht, erklärte Stoll. Sie müssten sich die Zeit nehmen und mit den Jugendlichen zur Meisterschaft gehen. Am Ende seines Berichts galt sein Dank allen Obmännern und Referenten, Schießleitern und Helfern auf den Anlagen der Kreismeisterschaft und all denjenigen, die sich im vergangenen Jahr tatkräftig im und für den Schützenkreis engagiert haben.

Kritik kam auch von Kreisjugendleiterin Verena Dengler. Als sie ihr Amt 2012 angetreten hat, nahmen Jungschützen aus zehn Vereinen an der Jugendsommerrunde teil – 2018 waren es nur noch vier, mit 24 Schützen und sechs Mannschaften. "Wenn der Trend so weiter geht, wird es irgendwann keine Jugendsommerrunde mehr geben", prophezeite sie. Dengler forderte die Vereine zu verstärkter Nachwuchswerbung auf und wies darauf hin, dass für die Aufsicht von Kindern und Jugendlichen eine spezielle Ausbildung erforderlich ist.

Bevor dem gesamten Kreisschützenmeisteramt einstimmig die Entlastung erteilt wurde, gab es noch einen positiven Kassenbericht von Kreisschatzmeister Gerhard Schwab. Hatten Bezirksschützenmeister (BSM) Heiner Oehme und Sportkreispräsident Alfred Schweizer im vergangenen Jahr noch fleißig Kritik am Schützenkreis Freudenstadt geübt, so fanden sie diesmal ausschließlich positive Worte. Oehme gratulierte den erfolgreichen Schützen und dankte den Ehrenamtlichen für ihre "Verdienste für das Schützenwesen". Auch Schweizer dankte allen, die sich in der Vereins- und Jugendarbeit ehrenamtlich engagieren. Die positive Mitgliederentwicklung bezeichnete er als "gute Ausgangsposition für künftige, ehrenamtliche Mitarbeiter". Dennoch müssten auch die Schützenvereine die Jugendarbeit im Fokus behalten.

Lange fordert klare Stellungnahmen

Landesoberschützenmeisterin Hannelore Lange ging auf Änderungen im Waffenrecht ein. "Das, was jetzt in Arbeit ist, entbehrt jeder Logik und jeder Begründung", sagte sie und meinte damit einen Vorschlag, um "die Sicherheitslage zu verbessern und den Terrorismus zu bekämpfen", der auf dem "Europa-Tisch" liege. Der Deutsche Schützenbund (DSB) habe dazu eine eindeutige Stellungnahme abgegeben – und das, forderte sie, sollten auch die Politiker machen. "Man kann uns nicht auf der einen Seite zum immateriellen Kulturerbe erklären und dann die Pflege desselben unmöglich machen", lautete ihre Begründung.

Von wegbrechenden Traditionen sprach auch Ortsvorsteher Willi Armbruster. Auch wenn die Geräte sich veränderten, Schützen übten stets einen fairen und friedlichen Wettkampf untereinander aus, stellte er klar.  Ein Foto der weiteren Geehrten folgt.

Kurt Stoll nutzte die Gelegenheit, den Ehrenamtlichen zu danken. Das Ehrenzeichen in Silber des Schützenkreises Freudenstadt ging an Andreas Wolf (SV Bösingen), Helmut Janz, Klaus Kirschmann, Michael Moratti und Nicolina Mutz (alle SV Dietersweiler), Gerhard Schwab, Dorothea Schwab und Ina Walz (alle Sabt. Durrweiler), Inge Kurz, Dietmar Kurz und Benjamin Vogt (alle Sabt. Glatten), Christina Günther (SGi Grüntal/Frutenhof), Bernd Maulbetsch (SV Huzenbach) sowie Dieter Beilharz (SV Tumlingen). Das Ehrenzeichen des Schützenkreises in Gold erhielten Martin Höß und Maximilian Mutz ( beide SV Dietersweiler). Landesoberschützenmeisterin Hannelore Lange überreichte die Verdienstmedaille in Silber des Württembergischen Schützenverbands an Bettina Fischer, Uwe Fischer und Johann-Christoph Jungkurth (alle SV Tumlingen). Foto: Sannert

(ds/sah). Heiß diskutiert wird im Württembergischen Schützenverband (WSV) derzeit eine Verbandsreform, die den Wegfall der Bezirke und die Zusammenlegung verschiedener Schützenkreise bedeuten könnte. Doch noch ist nichts entschieden, wie Landesoberschützenmeisterin Hannelore Lange beim Kreisschützentag in Musbach betonte. Auch Karl-Heinz Hofmeister, Bezirksschützenmeister des Bezirks Schwarzwald-Hohenzollern, erst kürzlich zurückgetretener Kreisoberschützenmeister des Schützenkreises Neckar-Zollern und Oberschützenmeister des Schützenvereins Dornhan, nahm zur Verbandsreform Stellung.

Schon vor Jahren hatten die Schützenkreise Neckar-Zollern und Freudenstadt über eine mögliche Fusion diskutiert – und sie wieder verworfen. Jetzt gibt es eine Neuauflage, denn am Freitagabend kündigte Hofmeister nach seinem Rücktritt als Kreisoberschützenmeister des Schützenkreises Neckar-Zollern an, dass auch beide Kreisschützenmeister ihr Amt niederlegen wollen.

Große Erleichterung

Tatsächlich mussten am Sonntagmorgen, als sich der Kreis Neckar-Zollern aufgrund von Vakanzen zu einem außerordentlichen Schützentag traf, drei Ämter besetzen, bestätigte Kreisschützenmeister Jochen Fischer. "Es herrschte kurz das große Schweigen im Walde", sagt er. Denn ein potenzieller Kandidat für das Amt des Kreisoberschützenmeisters hatte am Vorabend abgesagt. Dann aber ließen sich für alle drei Positionen Nachfolger finden: Neuer Kreisoberschützenmeister ist Andreas Seifer (Schützenverein Empfingen). Als erster Kreisschützenmeister wurde Eberhard Gsell (Schützenverein Eutingen), als zweiter Kreisschützenmeister Dominik Dettling (SG Isenburg-Betra) gewählt.

Gespräche im Blick

"Wir hatten drei Vertreter aus Freudenstadt dabei", sagte Fischer, "und wir haben nach den Wahlen eine offene Diskussion geführt. Eine Fusion ist nun organisatorisch nicht dringend notwendig, jedoch haben beide Kreise Offenheit signalisiert." Man werde sich, erklärt Fischer weiter, in den kommenden Wochen und Monaten zusammensetzen, um künftig – vielleicht sogar bereits ab dem kommenden Jahr – sportlich zusammenzuarbeiten.

Für Hofmeister, das hatte er bereits am Freitagabend in Musbach erklärt, wäre ein Zusammenschluss die "Ideallösung": "Wir könnten uns gut ergänzen", sagte er. Kurt Stoll, Kreisoberschützenmeister in Freudenstadt, betonte, man solle die "Schützenkameraden nicht im Stich lassen und ihnen in irgendeiner Weise eine Hilfestellung geben". Es müsse aber nicht zwangsläufig eine Fusion sein, auch andere Lösungen seien denkbar. Sollte es jedoch dazu kommen, müsse die Fusion "auf Augenhöhe" stattfinden und nicht auf der Grundlage von damals, erklärte er. Im Mai, so Stoll, seien weitere Gespräche zwischen den Führungsebenen beider Schützenkreise geplant.

Weitere Diskussionen

Die neue Verbandsreform, in der Schützenkreise und Bezirke zu Regionen zusammengefasst werden könnten, wird in Schützenkreisen derzeit heiß diskutiert – allerdings nicht ohne Emotionen und auch nicht immer auf der Basis von Tatsachen, wie Landesoberschützenmeisterin Hannelore Lange bemängelte. Sie freue sich, dass es zwischen den Schützenkreisen Neckar-Zollern und Freudenstadt und auch anderswo Gespräche über freiwillige Fusionen gebe, erklärte sie und kündigte Informationsabende über die Reform im Verbandsgebiet für den Herbst an.

Reform-Vorschlag

"Das Projekt ist kein fertiges Haus, sondern ein flexibles Projekt, über das alle gemeinsam entscheiden", betonte sie. Bei dem Reformpapier handle es sich lediglich um ein Vorschlagspaket auf der Basis einer Stärken-Schwächen-Analyse, die der WSV in Auftrag gegeben hatte. Als Grund dafür nannte Lange den Rückgang der Mitgliederzahl, die Schwierigkeit, Ehrenämter zu besetzen und den zunehmenden Verwaltungsaufwand.

Die neuen Schützenkönige mit ihren Prinzessinnen und Rittern (von links): Björn Schneider (Kreisjugendschützenkönig Luftgewehr, SV Tell Lützenhardt), Bettina Fischer (Kreisschützenkönigin Luftgewehr, SV Tumlingen), Sandra Tutzauer (1. Prinzessin, Sabt. Glatten), Nicolina Mutz (2. Prinzessin, SV Dietersweiler) und Andreas Henne (Kreisschützenkönig, ASC Freudenstadt) mit Kreisjugendleiterin Verena Dengler und Kreisschützenmeister Jürgen Finkbeiner. Foto: Sannert