Deutschland ist Weltmeister – und ein Lauterbacher gehört auch zum Team. Oliver Becker (Achter von links) hatte seinen Anteil am Titelgewinn der Mannschaft. Foto: Laufer

Für Oliver Becker aus Sulzbach hat es geradezu Medaillen geregnet: Er holte zwei Mal Gold, einmal Silber und einmal Bronze bei den World Dwarf Games – der Weltmeisterschaft der Kleinwüchsigen in Köln, die vergangene Woche ausgetragen wurde.

Oliver Becker (15) steht damit auf einer Stufe mit Werner und Jürgen King, die in den 1990er-Jahren drei Weltmeistertitel im Radball nach Lauterbach holten. In den 1960er-Jahren gelang dies dem Radball-Duo Karl und Oskar Buchholz.

Nun also Oliver Becker: „Es war atemberaubend und jeden Tag spannend“, sagt er mit leuchtenden Augen nach seiner Rückkehr aus Köln. Im Vorfeld hatte er sich intensiv auf die Wettkämpfe vorbereitet – unter anderem mit seiner Cousine Nadine für die Leichtathletikdisziplinen. „Wir haben viel an der Technik gefeilt, weil ich sonst nicht so viel Leichtathletik trainiere“, sagt Oliver Becker.

Er ist sonst – ganz klar – ein Fußballer durch und durch: Bislang spielte der Fan von Borussia Mönchengladbach bei der C-Jugend der Kickers Lauterbach mit. Sein Talent kam nun aber auch der Nationalmannschaft der Kleinwüchsigen zugute.

Schon der Einmarsch der Nationen mit mehr als 500 Sportlern im Stadion der Deutschen Sporthochschule im Müngersdorfer Sportpark war etwas ganz Besonderes. Ganz typisch kölsch gab es Showeinlagen zum Karneval, aber auch ein kleinwüchsiger Pop-Sänger aus Sri Lanka hatte einen umjubelten Auftritt. „Die Begrüßung war auf Deutsch und Englisch“, erzählt Oliver Beckers Mutter Marita, die ihren Sprössling ebenso begleitete wie Papa Volker, die Geschwister Corinna und Tobias sowie die Onkel Bernd und Martin Laufer. Auch Jan Thielmann, Profi des 1. FC Köln, war bei der Eröffnung vor Ort und machte Fotos mit Oliver Becker.

Silber im Diskuswerfen

Kurz darauf wurde es aber ernst: Im Kugelstoßen lag Oliver Becker lange auf Platz fünf. Im letzten Durchgang haute er aber einen raus – und holte sich mit einer Weite von 5,72 Metern den dritten Platz und die Bronzemedaille. Noch besser lief es im Diskuswerfen, wo er mit einer Weite von 11,70 Metern Rang zwei erreichte, was mit der Silbermedaille belohnt wurde.

Im Gegensatz zu den Herren und Damen des DFB zeigte sich die Fußballmannschaft Deutschland I von Oliver Becker beim Turnier voll auf der Höhe. Die Gegner wurden reihenweise aus dem Weg geräumt – und so stand das Team im Halbfinale gegen Spanien, wo es einen knappen 2:1-Sieg gab.

Im Finale war dann Titelverteidiger Kanada der Gegner. „In der ersten Halbzeit war es ein enges Spiel, aber wir gingen 1:0 in Führung“, erzählt Oliver Becker. In der zweiten Halbzeit sah ein Kanadier wegen Meckerns die rote Karte. Dann fielen die Tore wie reife Früchte. 5:0 für Deutschland lautete das Endergebnis – und Oliver Becker darf sich seitdem Fußball-Weltmeister der Kleinwüchsigen nennen.

Nervös vor dem Finale

Mit seinen gerade einmal 15 Jahren war er einer der Jüngsten. Er kam aber immer wieder zum Einsatz, auch wenn er als Angreifer diesmal ohne Torerfolg blieb.

Oliver Becker holte aber nicht nur Gold im Mannschaftssport. Im Tischtennis stand er nach erfolgreichen Matches ebenfalls im Finale. „Davor war ich schon ziemlich angespannt“, bekennt er. Das hinderte ihn aber gegen Thomas Levac aus Kanada nicht daran, vom Start weg die Führung zu übernehmen. Diese gab er nicht mehr ab und dann war er gar Tischtennis-Weltmeister der Kleinwüchsigen.

Lediglich im Basketball schied Oliver Becker mit Team Deutschland II bereits in der Vorrunde aus. Aber das lässt sich verkraften.

Ort der Völkerverständigung

Natürlich war die WM aber nicht nur ein sportliches Event: So gab es Begegnungen mit anderen Kleinwüchsigen aus aller Herren Länder – sei es aus den USA, Kanada, Australien, Frankreich oder Österreich, um nur einige Länder zu nennen. Die Völkerverständigung funktionierte hervorragend, zumal Oliver Becker das Gymnasium in Schramberg besucht und dadurch über hervorragende Englischkenntnisse verfügt.

Oliver Beckers Eltern Volker und Marita habe ebenfalls bereits Feuer gefangen – sie sind ehrenamtlich für den Sport der Kleinwüchsigen tätig. So waren sie im Vorfeld der WM bei der Planung und Leitung eines Fußball-Wochenendes bei Frankfurt dabei.

Mit den Erfolgen soll es aber noch lange nicht Schluss sein. In einem Monat steht der Lions Cup bei Frankfurt an, wo es im Fußball gegen andere Inklusionsteams geht.

Das ganz große Ziel ist aber für 2027 anvisiert: Dann wird Oliver Becker 19 sein und dürfte bei den nächsten World Dwarf Games in Australien erneut gute Chancen auf Medaillen haben.