Musik über den Lichtern der Stadt: Die Stuttgarter Saloniker bei einem Konzert im Turm. Foto: Stuttgarter Saloniker

OB Kuhn geht in den Technik-Ausschuss des Gemeinderats. Derweil kämpfen die Stuttgarter Saloniker um ihre Konzerte im Turmkorb.

Stuttgart - Stuttgart - Die Sperrung des Fernsehturms zieht weiter Kreise. Kommenden Dienstag wird es wahrscheinlich zu einem Schlagabtausch zwischen OB Fritz Kuhn (Grüne) und CDU-Fraktionschef Alexander Kotz kommen. Die Streitfrage: Hat Kuhn den Turm wirklich so überraschend sperren müssen, ohne Fraktionen, Nutzer des Turms und die Öffentlichkeit vorher darauf vorzubereiten – oder hat Kuhn überstürzt und ohne die nötige Kommunikation gehandelt?

Der OB will am Dienstag um 8.30 Uhr die Sitzung des Umwelt- und Technik-Ausschusses persönlich leiten, wenn man sich über die Abläufe unterhalten wird. Ein Ergebnis des Brandschutzgutachtens, das der Südwestrundfunk (SWR) bei der Firma Halfkann und Kirchner in Auftrag gegeben hat, werde man auch nicht ansatzweise vorwegnehmen, sagte Kuhns Sprecher Andreas Scharf: „Wir greifen nicht präjudizierend ein. Ein Gutachten holt man ja ein, um etwas zu lernen. Die Zeit, bis das Ergebnis da ist, muss man sich jetzt nehmen.“ Am Donnerstag hatte Siegfried Dannwolf, Chef der SWR Media Services und damit der Turmbetreiberin, vorsichtig Hoffnung gemacht: Eine technische Lösung werde möglich sein, sagte er nach einem Ortstermin mit dem Gutachter Udo Kirchner. Ungewiss sei jedoch, ob dem SWR nach entsprechenden Maßnahmen und der Wiedereröffnung des Turms ein wirtschaftlicher Betrieb möglich sein werde.

In Vollmondnächten für Zuhörer musiziert

Kirchner selbst schwärmte am Freitag: „Ingenieurmäßig ist das ein beeindruckendes, hervorragendes Gebäude.“ Die Brandschutzfrage aber sei durchaus komplex. Wenn es eine Lösung gebe, werde man sie finden. Mehr wollte er nicht sagen. Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten will er kommende Woche einen Brand simulieren und einen Entrauchungsversuch vornehmen.

Ob sich eine schnelle Wiedereröffnung des Turms abzeichnet, interessiert Patrick Siben ganz besonders. Der Kapellmeister und seine Kollegen von den Stuttgarter Salonikern haben in den vergangenen sechs Jahren in Vollmondnächten für Zuhörer im Turmkorb musiziert. Sie können nicht begreifen, dass das schlagartig vorbei sein soll, obwohl sich sonst nichts geändert hat. Die Konzertreihe werde nicht abgesagt, entschied Siben, denn dieses tolle Denkmal könne den Menschen gar nicht dauerhaft vorenthalten werden. Siben telefoniere zurzeit jeden Tag, um eine Sondergenehmigung für die Konzerte mit Brandschutzwachen der Feuerwehr zu erwirken, sagt Editha Konwitschny, Pressereferentin der Saloniker. Der nächste Konzertabend ist am 25. April vorgesehen. Doch Sibens Telefonate verlaufen sehr zäh, urteilt Konwitschny. Die Ansage des SWR sei, dass die Atmosphäre im Rathaus sehr ungünstig sei für dieses Ansinnen.