An den Feuern werden die Scheiben zum Glühen gebracht. Foto: Rudolf

Wenn Hunderte glühender Holzscheiben durch die Nacht fliegen, dann lebt eine alte Tradition wieder auf.

Das traditionelle Scheibenschlagen des Obst- und Gartenbauvereins Seedorf fand nach längerer Coronapause wieder statt. Veranstaltungsplatz am vergangenen Samstag ab 18 Uhr war der Rodelsberg unterhalb des Wasserturms zwischen Seedorf und Waldmössingen.

Mit einbrechender Dunkelheit wurde das Training des nicht gerade einfachen Handwerks an den Feuern in einem abgegrenzten Bereich eröffnet. Zuerst die Kinder und Jugendlichen unter Aufsicht, ab 19 Uhr Vereine, Gruppen und Teams mit je fünf Teilnehmern.

Mit viel Schwung Richtung Ortsmitte

Ziel der nächtlichen Veranstaltung war es, glühende Holzscheiben mit viel Schwung wie rasende Kometen über eine Holzrampe – Richtung Ortsmitte platziert – in den Abendhimmel zu schlagen. Idealerweise löst sich die Scheibe dann rotierend vom Stock und zieht eine lange Leuchtspur durch die Nacht.

Zuvor wurden die Holzscheiben auf lange Haselstöcke gesteckt und im Feuer zum Glühen gebracht.

Mit diesem alten alemannischen Brauch wird traditionell der Winter vertrieben. Besonders verbreitet ist der Brauch im Südschwarzwald, Hochschwarzwald und im Markgräflerland. Bereits im Dezember des Vorjahres wurde das Buchenholz geschlagen und daraus wurden die circa zwölf auf zwölf Zentimeter großen Scheiben mit einem Loch in der Mitte gefertigt.

Insgesamt haben 18 Teams am Wettbewerb teilgenommen und ermittelten in mehreren Durchgängen die Siegermannschaften sowie die Scheibenkönigin und den Scheibenkönig. Entscheidendes Messkriterium war dabei die Länge der Flugzeit der Scheiben.

Die Sieger kommen von auswärts

Die Platzierungen: Den ersten Platz erzielte das Team VTSS (Villinger Top Scheibenschläger) mit ingesamt 57,60 Sekunden Flugzeit, den zweiten Platz die Querschläger mit insgesamt 37,00 Sekunden Flugzeit und den dritten Platz das Team Linkin Kaff mit insgesamt 33,10 Sekunden Flugzeit.

Scheibenkönig wurde Dominik Weisser vom Team VTSS mit 16,5 Sekunden, Scheibenkönigin Sabine Kroll vom Team Guck a Musik vo Saidorf mit 6,3 Sekunden. Die Teams kamen nicht nur aus Seedorf, sondern auch aus der Umgebung. Insgesamt wurden rund 800 Scheiben in den Nachthimmel geschlagen.

Das Interesse seitens der Zuschauer war ausgesprochen groß. Viele fanden den Weg zum Rodelsberg und verfolgten das „Licht-Schauspiel“ mit großem Interesse.

Auch die Kinder sind fasziniert

Der OGV berichtet: „Es waren sehr viel mehr als die letzten Jahre auch aus den umliegenden Gemeinden. Es haben auch viele Gäste das Scheibenschlagen ausprobiert. Erfreulich war auch, dass viele Kinder mit Eltern das Spektakel angesehen haben.“ Der Verein versorgte die Gäste im beheizten Schuppen mit warmen Speisen, kalten und heißen Getränken.

Der Vorstand hatte bereits vergangenen Freitag in der Grundschule die Brauchtumsveranstaltung „Scheibenschlagen“ präsentiert. Jedes Schulkind aus der 3. und 4. Klasse hatte eine Holzscheibe erhalten und die Einladung, das Scheibenschlagen auszuprobieren. Dem sind sehr viele Kinder nachgekommen.