Von ihren wirtschaftlichen Sorgen berichten die Spediteure Karl Mann, Curd Freudenmann und Ellen Freudenmann-Habel. Klaus Mack, Timo Didier, Markus Schindele und Thomas Blenke (von links) wollen sich für Hilfen einsetzen. Foto: Büro Mack

Steigende Spritpreise zwingen Speditionen zu einem harten Sparkurs, ihr Verband befürchtet einen Versorgungskollaps in Deutschland. CDU-Abgeordnete aus dem Kreis Calw suchen das Gespräch mit den Unternehmen. Bundestagsabgeordneter Klaus Mack sagt: "Das Entlastungspaket der Ampel-Regierung hat Schlüsselbranchen nicht beachtet."

Altensteig - Die Sorge spricht aus jedem Wort von Ellen Freudenmann-Habel. Die Explosion der Spritpreise schlägt bei der Spedition Freudenmann-Henssler in Altensteig mit 30 000 Euro Mehrkosten pro Monat zu Buche: "Einige Kollegen sprechen von 12 000 Euro am Tag. Das ist Wahnsinn."

Sei die Coronazeit mit all den Umsatzeinbußen hart gewesen, bereiten die hohen Dieselrechnungen dem Betrieb mittelfristig existenzielle Probleme. Manche Kunden zeigten wenig Verständnis, wenn sie selbst die Preise für Frachten erhöhen, sagt Ellen Freudenmann-Habel, die das Unternehmen zusammen mit ihrem Bruder Curd und ihrer Mutter Monika führt.

Versorgungsengpässe befürchtet

Ähnliche Schwierigkeiten kennt auch Karl Mann, Geschäftsführer von Mann-Transport in Althengstett. "Das Entlastungspaket der Ampel-Regierung hat die Schlüsselbranchen in unserem Land völlig außer Acht gelassen. 14 Cent weniger für den Liter Diesel bringen Transportunternehmer wenig. Ihnen droht aktuell das Aus für ihren Betrieb und der Gesellschaft die Gefahr von Versorgungsengpässen, wenn Lieferketten nicht eingehalten werden können", sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Calw/Freudenstadt, Klaus Mack. Er traf sich zusammen mit seinem Landtagskollegen Thomas Blenke und Markus Schindele, dem Vorsitzenden der Mittelstandsunion Calw/Freudenstadt (MIT), zum Austausch mit den Spediteuren über deren Sorgen.

Mit dabei war Timo Didier, geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim Verband des Württembergischen Verkehrsgewerbes. Er befürchtet gar, dass Deutschland in den kommenden Jahren auf einen Versorgungskollaps zusteuere wie Großbritannien nach dem Brexit. Ein Grund neben den steigenden Kosten sei auch der hohe Fachkräftemangel in der Branche: "In Deutschland fehlen bis zu 80 000 Berufskraftfahrer."

Hinzu komme der hohe Preisdruck durch ausländische Konkurrenz. Abmildern würde die derzeitige Lage eine befristete Aussetzung der CO2-Besteuerung. Auch in Bezug auf Liquiditätshilfen sei der Verband in Gesprächen mit dem Wirtschaftsministerium.

Hoffen auf Gewerbe-Diesel

Ellen Freudenmann-Habel hofft auf die Einführung eines Gewerbediesels: "In Ländern wie Belgien, Frankreich, Italien, Kroatien oder Ungarn gibt es entsprechende Modelle. Dort erstatten die Regierungen Transportunternehmen die Energiesteuern."

Damit kleine und mittelständische Firmen nicht in die Insolvenz gehen, sieht auch Thomas Blenke die Politik in der Pflicht, zu handeln. Das Ruder dem Markt zu überlassen, bringe die Unternehmen vermehrt in einen Schlingerkurs: "Bei den Spritpreisen muss auch mehr Kontrolle her, um Spekulationen der Ölkonzerne zu verhindern."

Die Sorgen der Transportbranche stehen für Markus Schindele symbolisch für die gesamte wirtschaftliche Situation im Land. Das Handwerk und die Industrie habe bereits mit massiven Preissteigerungen auf Lieferantenseite und fehlendem Material zu kämpfen: "Die Unternehmen können die enormen Preissteigerungen nicht kompensieren und müssen diese an die Kunden weitergeben", sagt Schindele.

Ellen Freudenmann-Habel hofft dennoch, in zwei Jahren das 100-jährige Bestehen ihres Betriebs feiern zu können.

Mack will sich für Hilfen einsetzen

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Mack will sich in Berlin für Hilfen einsetzen. Auch seine Gesprächspartner aus Politik und Verband werden das Thema in ihren Bereichen einbringen. "Es geht um die Zukunft einer Branche, aber auch um die Wirtschaftskraft der gesamten Industrie in der Region, die auf den Transport ihrer Waren angewiesen ist", sagt Mack.