Die "Eisheiligen" vom Bösinger Musikverein mit einigen Sängern vom Gesangverein Bösingen bei einem Stand. Foto: Hölsch

Speckfest: Mit Marktwagen durch die Straßen Bösingens gezogen / Freiluft-Fest mit kulinarischen, akustischen und optischen Reizen

Bösingen (h.h.). Es hatte etwas von unbeschwerten Vor-Corona-Zeiten, was am Wochenende in Bösingen los war. Der örtliche Gesangverein konnte sein Speckfest nicht wie sonst üblich in der Halle austragen und musste deswegen kreativ werden.

Die Männer zogen mit einem Marktwagen durch die Straßen Bösingens und machten an sieben Stationen jeweils eine Stunde Halt, um Vesperplatten zum Mitnehmen zu verkaufen. Wer wollte, konnte sich sein Vesper aber auch direkt am Wagen mundgerecht aufschneiden lassen, um es an Ort und Stelle zu genießen.

Aus verschiedenen Sorten Speck, Schwartenmagen, Schwarzwurst, Bratwurst und Käse konnte sich jeder sein Traumvesper individuell zusammenstellen. Dazu gab es frisches Brot und die gängigen Beilagen. Auch der Durst der Gäste war selbstverständlich nicht dazu verdammt, ungestillt bleiben zu müssen.

Bereits an der ersten Station um 11 Uhr am Antoniuskäppele in der Bitze zeichnete sich ab, dass sich die Bösinger nach einer Abwechslung zu den eintönigen Corona-Wochenenden sehnten, und so war der Verkaufsstand von Anfang an gut besucht. Die zahlreich anwesenden Kinder freuten sich über den angrenzenden Spielplatz und die Eltern und Großeltern über Stärkung und Abkühlung an diesem sonnigen Morgen.

Durchaus überrascht zeigten sich die Besucher aber, als die Veranstalter ihre "Drohung" wahr machten und den Verkaufsstand pünktlich um 11.50 Uhr abbauten, um weiterzuziehen. Immerhin wurden sie aber durch den eigens angestellten Büttel und dessen Glocke rechtzeitig vorher darauf aufmerksam gemacht.

Weiter ging es rund 700 Meter zur zweiten Station. Das wunderschön gepflegte alte Bauernhaus von Familie Szillat in der Grünlinger Straße bildete einen tollen Rahmen für das Mittagessen. Auch diese Station war sehr gut besucht.

Auffällig war, dass bei jeder Station hauptsächlich die Anwohner aus der jeweiligen Nachbarschaft anwesend waren. Die Sänger waren gut drauf, und die Gäste dankten es ihnen mit guter Stimmung, Hunger und Durst. Das gleiche Bild zeichnete sich dann auch bei den folgenden Stationen am neuen Spielplatz in der Zollernstraße und in der Haslenstraße.

Mit Musik und Gesang

Fahrt nahm die Veranstaltung bei der nächsten Station in den Reutewiesen auf: Dort spielten mit den "Eisheiligen" einige Haudegen des Musikvereins Bösingen für die Besucher die Klassiker wie "Der alte Schäfer" oder "Dem Land Tirol die Treue". Die Besuchertraube wurde nun stetig größer, und einige Gäste schlossen sich schon der Speck-Karawane an.

So schön die Station war, gebot es jedoch der Zeitplan, dass nach einer Stunde die Zelte abgebrochen wurden und der Zug an die nächste Station auf den Marktplatz beim Kreisverkehr übersiedelte. Hier wurde die, mittlerweile zum Freiluft-Fest angewachsene Veranstaltung neben der akustischen Komponente, auch noch optisch aufgewertet.

Die eigens für diesen Zweck gegründeten "Polka-Perlen" des Musikvereins warfen sich in Schale und an die Instrumente. Etwa 20 Frauen in Dirndl stellten ihre musikalischen Fähigkeiten zur Schau. Erwähnenswert war, dass die Gruppe nicht nur aus aktiven Musikerinnen bestand, sondern durch einige ehemalige Aktive und neu zugezogene Musikerinnen ergänzt wurde. Gelebte Integration im Zeichen des Speckfestes.

Es zeigte sich auch immer mehr die Freude der Bevölkerung, dass sich ein Verein traute, unter den schwierigen Rahmenbedingungen eine kreative Lösung zu finden. In enger Verzahnung mit dem Ordnungsamt um den anwesenden Bürgermeister Johannes Blepp wurde dies möglich gemacht.

Der Tag neigte sich dem Ende – und das Speckfest dem großen Finale zu. Am Narrenbrunnen in der Ortsmitte gesellten sich zu den "Eisheiligen" und den "Polka-Perlen" deren angestammte Kollegen des Musikvereins, um den mittlerweile gut 250 Gästen einzuheizen. Die Stimmung war ausgelassen, und die Menschen genossen Essen, Trinken und Gesellschaft.

Die den Tag über durchweg strahlende Sonne gab ebenfalls ihr Placet. Letztendlich zog der Verein aber auch hier sein Konzept durch und beendete die Veranstaltung wie geplant um 21 Uhr. Ein gutes Fazit konnten die Veranstalter ziehen.

Letztendlich war der Tenor, dass alles so war, wie man es sich erhofft hatte. Ob die Veranstaltung in dieser Form allerdings nochmals so stattfinden wird, ist unklar. Open-Air-Veranstaltungen sind in hiesigen Breitengraden immer etwas riskant.