Ulrike Achatz (links) war Teil des technischen Kampfgerichts 1 bei den Special Olympics in Berlin. Foto: Achatz

Acht intensive Tage erlebt Ulirke Achatz vom TV Weilstetten in Berlin, acht Tage des großen Sports und der großen Gesten bei den ersten Special Olympics World Games auf deutschem Boden. 

"Special Olympics" ist die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung. Zu unterscheiden sind die Wettkämpfe zu den Paralympics, wo Sportler mit körperlichen Beeinträchtigungen sich sportlich messen.

Von Badminton bis Volleyball

26 Sportarten standen bei den "Special Olympics World Games" in Berlin auf dem Programm. Teilnehmer aus über 170 Länder waren am Start. Und mittendrin war Kampfrichterin Ulrike Achatz vom TV Weilstetten. 

Tolle Eröffnunsfeier

"In den vergangenen Jahren war ich ja auch schon bei den nationalen Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung in München 2012, in Düsseldorf 2014 und 2022 in der Hauptstadt. Bei den Weltspielen war es für mich eine Premiere. Das war schon bombastisch, schon bei der Eröffnungsfeier als die Nationen eingelaufen sind." Das Symbol des "Lebensbaumes" ist Ulrike Achatz im Gedächtnis geblieben. "Jede Nation hat in einem besonderen Gefäß Wasser mitgebracht und in den gemeinsamen Wasserlauf fließen lassen. Was ich ganz toll fand, war das Symbol beim Einlauf, wo die Athleten durch ein Herz aus Händen, die ineinander gegriffen haben, kamen", erzählt die erfahrene Kampfrichterin.

Im Dienste der Leichtathletik

2018 war sie in Berlin bei der Europameisterschaft der Leichtathletik und war schon damals vom Olympiastadion begeistert. Im selben Jahr wurde Ulrike Achatz, die sich seit dem Jahr 2000 ehrenamtlich enagiert, zur WLV-Frau des Jahres gewählt. Der Württembergische Leichtathletik-Verband hob schon damals neben ihrem Einsatz für das Kampfrichterwesen ihr Engagement für den Inklusionsport hervor. 

Schiedsrichterin der technischen Disziplinen

"Bei den Special Olympics hat man den nationalen Kader der NTOs, der nationalen technischen Offiziellen, angefragt, ob sie bei den Weltspielen auch Interesse hätten zu helfen. Da habe ich mich als Schiedsrichterin für die technischen Disziplinen wie beispielsweise den Weitsprung oder das Kugelstoßen zur Verfügung gestellt." Insgesamt waren über 6500 Sportler und mehr als doppelt so viele Offizielle und Volunteers am Start.

Leistung ist nicht das Wichtigste

"Zur normalen Leichtathletik gibt es schon Unterschiede. Unsere Athleten werden alle geehrt, kommen auch eine Runde weiter, wenn sie drei ungültige Versuche haben und wenn sie zu gut sind, fallen sie raus und werden disqualifiziert", erzählt Achatz. Der Leistungsgedanke stehe nicht im Vordergrund. So sorgte ein 25:0 der deutschen Fußballer für Schlagzeilen. Ein  weiterer Aufreger war der Lauf, der 15-jährigen Leonie Spohr. Sie lief die 800 Meter in 4:20 Minuten. Damit konnte sie ihre Bestzeit um fast 60 Sekunden steigern. Der zu große Leistungssprung von mehr als 15 Prozent führte zu einer automatischen Disqualifikation. Die Sportlerin nahm es aber gelassen.

Eine andere Art von Leichtathletik

Die Athleten mit geistiger Behinderung würden auch anders reagieren. "Eine Situation gab es mit meinem Chief Judge, also meiner Obfrau. Sie wollte, dass eine Athletin den Wettkampf verlässt und hat ihr das Zeichen gegeben, da ist die Athletin hingegangen und hat die Obfrau in den Arm genommen. Es ist eine andere Art von Leichtathletik, aber ich würde sie auch nicht missen wollen."

Regen in der Hauptstadt

Olympische Spiele durfte Ulrike Achatz bisher noch nie erleben. Das "ganze Drumherum" hat sie sehr beindruckt und das trotz des Regenwetters in der Hauptstadt. "Da sind Athleten dabei, die kennen Regen gar nicht." Der olympische Geist war in Berlin allgegenwärtig. "Mir war das so nicht bewusst, dass der Gedanke der Special Olympics so weltweit gelebt wird", berichtet Ulrike Achatz. Die mediale Aufmerksamkeit sei viel größer als in der Vergangenheit. Inklusion werde groß geschrieben. 

Mit Händen und Füßen verständigt

Auf dem Olympiagelände ging es international zu. Es gab die Möglichkeit auch andere Sportarten zu besuchen und in den Austausch zu kommen. "An einem Tag habe ich die Nationenbegleiterin der Delegation von Kambodscha kennengelernt, die wie ich auch aus Süddeutschland kommt", erinnert sich Ulrike Achatz. Man habe sich teilweise mit Händen und Füßen verständigt, da auch nicht alle  englisch sprechen würden, wie man es sonst von Wettkämpfen gewohnt sei.

Das besondere an den Special Olympics in Berlin sei "die Vielfalt der Nationen, die Vielfalt der Sportarten und das Miteinander. Der Sport baut Brücken und hat die Kraft Barrieren abzubauen." Für Ulrike Achatz gingen die Special Olympics in Berlin mit der Abschlussfeier am Brandenburger Tor zu Ende. Die besonderen Momente werden ihr noch lange im Gedächtnis bleiben.