Foto: dpa

Der deutsch-britische Soziologe und Politiker Lord Ralf Dahrendorf ist tot. Er starb am Mittwochabend nach schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren in Köln, sagte am Donnerstag seine Sprecherin Birgit Hahn.

Freiburg - Der deutsch-britische Soziologe und Politiker Lord Ralf Dahrendorf ist tot. Er starb am Mittwochabend nach schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren in Köln, sagte am Donnerstag seine Sprecherin Birgit Hahn. Nach Angaben der "Badischen Zeitung" in Freiburg, für die Dahrendorf als Berater gearbeitet hatte, wird er voraussichtlich in London beigesetzt. Genauer Ort und Termin stehen aber noch nicht fest.

Dahrendorf war einer der bedeutendsten deutschen Gesellschaftswissenschaftler. 1993 wurde er zum Mitglied des britischen Oberhauses ernannt. Seinen 80. Geburtstag Anfang Mai hatte er, von Krankheit schon gezeichnet, mit vielen akademischen Freunden in Oxford verbracht. "Die Badische Zeitung hat einen Freund und kritischen Ratgeber verloren", teilte deren Chefredakteur Thomas Hauser mit.

Dahrendorf hatte zuletzt im Schwarzwald ein Ferienhaus - und seit je her eine enge Beziehung zu Baden-Württemberg: Von 1960 an lehrte er an der Universität Tübingen Soziologie. Als einer der Gründungsväter der neuen Universität Konstanz wechselte er 1966 an den Bodensee, wo er bis 1967 zugleich als Dekan der sozialwissenschaftlichen Fakultät und als stellvertretender Vorsitzender des Gründungsausschusses amtierte. Von 1964 bis 1968 arbeitete er zudem als Berater der Landesregierung in Bildungsfragen.

In Baden-Württemberg begann auch seine politische Karriere. 1962 kandidierte Dahrendorf in Tübingen auf der Liste der FDP für den Gemeinderat. Im April 1968 schaffte er den Sprung in den Landtag, wo er stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender wurde. Zudem war er im Vorstand der Südwest-FDP und leitete den Bezirksverband Konstanz.

Einen Namen machte sich Dahrendorf in Freiburg Ende Januar 1968, als er am Rande des Freiburger FDP-Bundesparteitags auf einem Autodach mit Studentenführer Rudi Dutschke diskutierte. Das Foto der beiden ging um die Welt.

Im September 1969 wurde er über die baden-württembergische Landesliste der Liberalen in den Bundestag gewählt. Er legte daraufhin sein Landtagsmandat nieder und ließ sich von seiner Konstanzer Professur beurlauben. Nachdem er unter anderem Kommissar bei der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel gewesen war, kehrte er 1984 nochmals an die Uni Konstanz zurück und lehrte bis 1987. 1988 trat er aus der FDP aus.