Die stellvertretende Pflegedienstleiterin Sandra Blessing (von links), die Leiterin der Tagespflege Schönwald, Pflegedienstleiterin Patricia Eich, der Geschäftsführer Markus Aydt, der Vorsitzende Klaus Nagel und die Leiterin der Nachbarschaftshilfe, Heiti Stumpp, geben interessante Einblicke in die Dienste der Sozialstation St. Marien. Foto: Kommert

Die seit mehr als 30 Jahren bestehende Sozialstation Raumschaft Triberg hat auch im Pandemiejahr trotz Unsicherheiten und Unklarheiten die Erfüllung ihres wichtigen Diensts an der Gemeinde möglich gemacht. Auch milderte sie der Einsamkeit zahlreicher Menschen im Lockdown.

Triberg -

Klaus Nagel müsste nicht bekannt sein als Historiker der Stadt Triberg, wenn er nicht auch als Vorsitzender der raumschaftlichen Sozialstation St. Marien zur Eröffnung der Mitgliederversammlung an deren Wurzeln erinnert hätte. Er konnte neben einigen Mitgliedern und Vertretern der Kirchen auch den Leiter der Caritas im Landkreis, Michael Stöffelmaier, begrüßen.

Aus einer Schrift aus dem Jahr 1990 zeigte der Vorsitzende auf, dass die segensreiche Einrichtung ihr Gründungskapital zu großen Teilen vom Land Baden-Württemberg, dem Landkreis sowie den drei Gemeinden ihres Einzugsgebiets verdanke - sich aber längst durch ihre Leistungen selbst trage.

Beeindruckende Statistik

Und diese Leistungen sind überaus eindrucksvoll. Die Sozialstation betreute 2020 pro Monat durchschnittlich 490 Klienten. Insgesamt machte das für das Berichtsjahr 630 482 Hausbesuche, bei denen 118 313 Kilometer zurück gelegt wurden – mit 21 Mitarbeitern, die zwischen 25 und 100 Prozent beschäftigt seien, wie Pflegedienstleiterin Patricia Eiche hervorhob. Problematisch sei zunächst die Beschaffung der persönlichen Schutzausrüstung gewesen – hier hätten sich vor allem die Kommunen unterstützend hervorgetan. Das Personal habe es geschafft, sich trotz dieser Mankos niemals zu infizieren, wiewohl der eine oder andere Patient positiv auf das Virus getestet wurde – und häusliche Pflege sei nur direkt am Patienten möglich.

Heidi Stumpp, Leiterin der Nachbarschaftshilfe, berichtete von vielen Unsicherheiten und Unklarheiten in Bezug auf Corona – Hausbesuche wurden im Lockdown erst einmal zurückgefahren, besonders Mitarbeiterinnen jenseits der 60 Jahre wurden geschont. Sie merkte an, dass die Leistungen der Nachbarschaftshilfe auch immer häufiger ins Organisatorische drifteten, da oftmals keine Angehörigen mehr vor Ort seien. Sie habe viele Anfragen, aber zu wenig Personal, daher gebe es eine Warteliste. "Ich könnte zusätzliches Personal gut brauchen", betonte sie – und das müsse kein pflegerisches Potenzial haben.

Impfung ist wichtiges Thema

Die Leiterin der Tagespflege "Schwarzwaldtreff" in Schönwald, Sandra Blessing – berichtete von der Einrichtung, die erst im März 2021 ihren Dienst aufnahm. Mit insgesamt zwölf Mitarbeiterinnen werden dort bis zu zwölf Gäste betreut. Alle Mitarbeiterinnen seien geimpft. Man nehme nur noch geimpfte Gäste auf, da dadurch der Tagesablauf deutlich vereinfacht werde. Derzeit seien an wenigen Tagen der Woche noch Plätze frei, vor allem für Montag oder Freitag lohne sich eine Anfrage. Feiertagsöffnungen würden ins Kalkül gezogen, so Blessing, derzeit prüfe man eine Öffnung an den Weihnachtstagen. Momentan werden die Besucher der Tagespflege durch das DRK gebracht, allerdings plane man einen eigenen Fahrdienst.

Mitarbeiter wirtschaften verantwortlich

"Wer viel arbeitet, setzt auch viel Geld um: Rund 1,7 Millionen Euro beträgt die Bilanzsumme der Einrichtung, ein Gewinn von mehr als 73 000 Euro beweist, dass gut gewirtschaftet wird", sagte Geschäftsführer Markus Aydt. Für dieses Ergebnis seien die Mitarbeiter in hohem Maß mitverantwortlich, wusste er. Allerdings kosten diese auch Geld – bei rund 1,32 Millionen Euro lagen allein die Personalkosten.

Schönwalds Bürgermeister Christian Wörpel sprach von interessanten Berichten aus einem besonderen, sehr anspruchsvollen Jahr. Viele Menschen seien froh über die Sozialstation, da sie viel weniger Besuch erhalten und daher in dieser Zeit unter Einsamkeit gelitten hätten. Er konnte mit einem einstimmigen Votum der Mitglieder den Vorstand entlasten.

Ausblick auf die Zukunft

Einen Ausblick in die Zukunft brachte Wörpels Amtskollege Jörg Frey aus Schonach mit: Dort sei in einer "Sozial-Immobilie" ebenfalls eine Tagespflege geplant, dazu auch Räume für die Sozialstation sowie acht stationäre Pflegeplätze. Derzeit werde ein potenzieller Investor ausgewählt. Mit der evangelischen Altenhilfe St. Georgen stehe man in engem Kontakt. Hier sah Markus Aydt das Problem in fehlendem Personal – wofür er auch mit Markus Schrieder, dem Geschäftsführer der St. Georgener Einrichtung, in engem Austausch stehe. Er sehe daher die Möglichkeit, im Ausland Pflegekräfte zu rekrutieren – wenn deren Deutschkenntnisse ausreichend seien. Eines der Mitglieder sprach an, dass man auch selbst ausbilden könne – was laut Aydt nicht einfach sei. Für das Jahr 2021 setzte er vorsichtige Zahlen an, die letztendlich zu einem Verlust führen würden – wohlgemerkt bei "sehr vorsichtigen Zahlen".