Zu einem Vortrag zur Prävention von sexueller Gewalt lud die Seelsorgeeinheit Interessierte ins Waldmössinger Gemeindezentrum ein.
Gemeindereferentin Catarina Wetter, seit circa zehn Jahren Präventions-Beauftragte, ging auf die Geschichte der sexuellen Gewalt gegenüber Schutzbefohlener ein, wobei auch der Selbstschutz eine Rolle spielte. In einer Vorstellungsrunde lernten sich die Teilnehmer kennen. Das Gewaltempfinden unterliege einer fließenden Grenze – was für den einen noch Spaß ist, sei für den anderen schon ein Ärgernis, wie oft bei Kindern zu beobachten ist. So gebe es im Gewaltempfinden individuelle Unterschiede; Selbstreflexion sei dabei nötig.
Täter in Gruppen – Opfer allein
Gewalt vor hundert Jahren hätte indes ganz anders ausgesehen. Täter würden dabei zumeist in Gruppen auftreten, während die Opfer eher allein stünden; Zuschauer bedeuteten oft Anerkennung für die Täter. Auch die Sprache spiele bei Gewalt eine zentrale Rolle. Wetter betonte auch, dass die Täter- und Opferrollen nicht immer klar voneinander getrennt werden könnten.
Gewalterfahrungen in der Pflege
Gewalterfahrung mache man auch in der Pflege; so könne etwa Vernachlässigung ein Aspekt von Gewalt sein. In einem Hand-Out bewerteten die Teilnehmer verschiedene Bilder auf ihren Gewaltsgehalt hin, dabei differierten die Ansichten teilweise. Ein Rollenspiel zu Nähe und Distanz durfte zudem nicht fehlen; seit Corona fielen Berührungen schwerer, berichtete die Referentin aus eigenem Empfinden. Bei sexueller Gewalt würden Schamgrenzen missachtet, es handle sich dabei um Straftaten. Flaschendrehen sei nach wie vor ein beliebtes Spiel bei den Zöglingen, auch das das Fotografieren von Misshandlungen stünde auf der Agenda vieler Jugendlicher.
Täter in der Regel männlich
Die Gemeindereferentin hatte auch Statistiken in petto: Die missbrauchten Kinder seien im Schnitt zwölf Jahre alt, die Täter im Regelfall männlich, und angezeigt würde lediglich ein Bruchteil. Gewalt rühre nicht zuletzt vom Eltern-haus her. Die Täter kämen aus allen sozialen Schichten – bildungs- und kulturunabhängig. Was nun zu tun sei, ließ Catarina Wetter nicht aus: Zunächst müsse man die Person wahr- und den Vorfall ernstnehmen. Dann sollte eine zweite Person den Fall bewerten, zudem gelte es, alles zu dokumentieren. Auf keinen Fall dürften Opfer und Täter miteinander konfrontiert werden.
An Institutionen wenden
Das kirchliche Ordinariat sei Anlaufstelle, ebenso andere Institutionen wie Jugendamt oder Polizei. Eine Teilnehmerin sprach sich für das Einrichten einer speziellen Hotline aus, um Missbrauch melden zu können. Wetter betonte ferner die Wichtigkeit, Räume für respektvollen Umgang und klare Strukturen zu schaffen. Bei einem Missbrauchsverdacht solle man den Vorgesetzten oder die Einsatzleitung aufsuchen – oder auch das Bistum.