Trockenheit und Hitze setzen in den vergangenen Jahren auch der im Schwarzwald traditionsreichen Weißtanne zu. Foto: Landratsamt

Forstminister Peter Hauk hat sich beim Ortstermin im Gemeindewald Biberach ein Bild vom Zustand der Wälder in den unteren Lagen gemacht. Unter anderem die den Schwarzwald prägende Weißtanne macht Waldbesitzern und Förstern Sorgen. Der CDU-Politiker betonte, dass die Waldbesitzer für langfristig Unterstützung benötigten.

„Die Tanne ist der Charakterbaum des Schwarzwaldes. Deshalb haben wir eine besondere Verantwortung, um diese besondere Baumart zu erhalten“, betonte der CDU-Politiker beim Besuch in Biberach. Doch um die Schwarzwälder Tannen steht es nicht zum Besten: „Die Schäden in den Tannenwäldern zeigen in den letzten Jahren ein deutlich erhöhtes Niveau“, erklärte Waldschutzexperte Markus Kautz von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. „Das Schadgeschehen ist sehr dynamisch und basiert auf vielen Einflussfaktoren, von schlechter Wasserversorgung über Pilz- und Mistelbefall bis hin zu einer Massenvermehrung von Tannenborkenkäfern.“ Das bleibt nicht ohne Folgen. „Vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen unsere bisherigen fachlichen Leitlinien zur Waldbewirtschaftung angepasst werden“, stellte Gaby Wicht, Leiterin des Fachbereichs Waldbau am Regierungspräsidium Freiburg, fest. Die Bewirtschaftung des Waldes werde sich dabei zukünftig viel stärker am klimabedingten Risiko der Baumarten orientieren.

Klimabedingte Schadensdynamik ist sehr hoch

Dass die Zeit drängt bestätigte auch Revierleiter Klaus Pfundstein. „Die klimabedingte Schadensdynamik ist sehr hoch! Der Faktor Zeit ist aber entscheidend dafür, ob ein schrittweiser ‘sanfter‘ Umbau aus den Beständen heraus gelingen wird.“ Hans-Georg Pfüller, der Leiter des Amts für Waldwirtschaft des Ortenaukreises ergänzte: „Das zentrale Prinzip heißt Verbesserung der Vitalität und Stabilität durch eine aktive Pflege sowie bestmögliche Risikostreuung durch Vielfalt.“ Die Wälder müssten zukünftig noch vielfältiger werden. „Wir streben Mischbestände an, deren Grundgerüst möglichst aus mindestens vier bis fünf wärme- und klimastabilen Baumarten besteht“, erklärt Pfüller.

So werde die Zahl der Laubbäume in den unteren und mittleren Schwarzwaldlagen deutlich zunehmen, die Nadelbäume – wie die charakteristische Weißtanne – dagegen zurückgehen. „Wir wollen die Weißtanne als Charakterbaum des Schwarzwaldes auf geeigneten, ausreichend wasserversorgten Standorten unbedingt erhalten“, betonte der Amtsleiter. Dort, wo allerdings die Wasserversorgung für die Tanne in Zukunft nicht mehr ausreichen wird, müssen man eine neue Waldgeneration mit einem Grundgerüst aus wärme- und trockenheitstoleranten Baumarten etablieren, erläuterte Pfüller.

Es werden aktiv Baumarten eingebracht, die Klimawandel angepasst sind

„Wir nutzen auch künftig auf möglichst großer Fläche das Potenzial, das sich aus der enormen Vielfalt ergibt, wenn sich unsere Waldbäume natürlich verjüngen und tausende kleiner Sämlinge die Grundlage für eine neue Waldgeneration bilden“, ergänzte in diesem Zusammenhang Revierleiter Pfundstein. „Zusätzlich werden aber aktiv Baumarten eingebracht, die besser an den Klimawandel angepasst sind, wie beispielsweise die Traubeneiche“.

„Die Anpassung der Wälder an den Klimawandel ist eine Mammutaufgabe“, betonte Diana Kohlmann, Dezernentin für den ländlichen Raum. „In der Ortenau haben wir glücklicherweise eine sehr gute Waldbesitzstruktur. Und wir haben vor allem sehr aktive Privatwaldbesitzer, die sich engagiert um ihre Wälder kümmern und für die die Erträge aus dem Wald oftmals einen wichtigen Beitrag zum Familieneinkommen darstellen“, so die Dezernentin.

Es sei eine zentrale gesellschaftspolitische Aufgabe die Waldbesitzer im Anpassungsprozess zu unterstützen. Noch stärker als bisher seien die diese auf eine individuelle aktive Beratung und Unterstützung vor Ort angewiesen. Die staatlichen Förderprogramme hätten eine sehr hohe Bedeutung, um eine Waldbewirtschaftung gerade für den Privatwald auch in Zukunft noch leistbar und lohnenswert zu machen. „Die angespannte Waldschutzsituation im Land bindet viele Kapazitäten für Monitoring und Schadensbewältigung. Für den Wiederaufbau und den Erhalt der Wälder benötigen unsere Forstleute und Waldbesitzer kontinuierlich und langfristig Unterstützung“, stimmte Minister Hauk zu.

Zustandsbericht

Die Weißtanne gilt als trockenheitsresistenter und klimastabiler als die Fichte. Sie hatte sich von den Waldschäden der 80er-Jahre zunächst gut erholt. Dies zeigt der jährliche Waldzustandsbericht der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Die trockene und heiße Witterung der vergangenen Jahre haben jedoch zu deutlichen Schäden in Tannenwäldern geführt. Ein Schwerpunkt des Schadgeschehens liegt im Ortenaukreis in den unteren Lagen.