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Nach vier Jahren übertrifft Kugelstoßer Tobias Dahm bei der deutschen Meisterschaft wieder die 20-Meter-Marke und will zu den Olympischen Spielen

Es ist sein erster Versuch bei der deutschen Leichtathletikhallenmeisterschaft in Leipzig. Begleitet von einem lauten Schrei stößt der Althengstetter Tobias Dahm die 7,25 Kilo schwere Kugel. Und diese fliegt weit – und landet ein gutes Stück hinter der letzten Markierung, die 19 Meter anzeigt, auf den Matten. Dahms Blick folgt kurz gespannt der Kugel, dann reißt er die Arme in die Höhe und verlässt in Jubelpose den Ring.

"Ich habe sofort gemerkt, dass ich die Kugel gut getroffen habe", sagt der Althengstetter, der für den VfL Sindelfingen startet, "und ich habe gesehen, dass es weit über die 19 Meter geht". Auf der Anzeigetafel blinken sogar 20,13 Meter auf. "Ich war mir sicher, dass das für eine gute Platzierung reicht". Fünfmal stößt er anschließend noch konstant über die 19 Meter. Der erste Versuch bleibt an diesem Tag aber direkt Dahms bester. Am Ende gewinnt er mit seinem ersten Stoß die Silbermedaille.

Nur Lokalmatador David Storl (SC DHfK Leipzig) war an diesem Tag besser als der Althengstetter. Mit 20,58 Meter sicherte sich der Weltmeister von 2011 und 2013 den deutschen Meistertitel. Dritter wurde Storls Vereinskollege Dennis Lewke, der in seinem letzten Versuch mit 20,03 auch noch die magische Marke knackte.

Die 20-Meter-Marke: Dahm hatte diese seit vier Jahren nicht mehr übertroffen. "Seit meinem Achillessehnenriss 2016 habe ich das nicht mehr geschafft", sagt er. Dass es ausgerechnet in Leipzig klappte, kam auch für Dahm selbst ein wenig überraschend. "Ich habe gewusst, dass ich auf dem aufsteigenden Ast bin und mein Ziel war auch eine Medaille." Trotzdem hatte er im Vorfeld Zweifel. Im Herbst 2019 war ihm der Blinddarm geplatzt. Die schwere Verletzung hatte ihn um Wochen zurückgeworfen. Speziell auf die Hallenmeisterschaft vorbereitet hatte er sich auch nicht.

Qualifikation durch ein Hintertürchen möglich

Der Erfolg in Leipzig spornt den 32-Jährigen aber nun erst recht an. "Ich kann definitiv noch weiter stoßen", meinte er direkt nach dem Gewinn seines Vizemeistertitels. Um sein großes Ziel, eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio im Sommer, zu erreichen, muss er das vermutlich auch. Denn die Weltelite scheint insgesamt ein wenig enteilt. Die Qualifikationsnorm liegt bei 21,10 Meter. "Das klingt schon sehr krass", meint Dahm. Soweit hat er noch nie gestoßen. Als sich der Althengstetter vor vier Jahren für die Spiele in Rio de Janeiro qualifizierte, lag die Norm noch bei 20,50 Meter.

Den Kopf in den Sand zu stecken, kommt für Dahm aber nicht in Frage. Selbst wenn er die Norm nicht schaffen sollte, gibt es ein kleines Hintertürchen. Über ein Punktverfahren können sich die Kugelstoßer ebenfalls für die Wettkämpfe in Tokio qualifizieren. Dabei ist dann nicht nur die reine Weite entscheidend, sondern auch bei welchem Wettkampf die Leistungen erbracht wurde. Aus den Ergebnissen bei den verschiedenen Wettbewerben wird ein internationales Ranking erstellt. "Dort muss ich dann unter den besten 32 sein", sagt Dahm. Dafür lässt er sich gerade einen Wettkampfplan erstellen. "Aber das ist alles noch in der Vorbereitung", sagt Dahm.

Wie die Saison genau weiter geht, ist aufgrund der derzeitigen Ausbreitung des Coronavirus jedoch schwer zu planen. Der nächste Wettkampf, bei dem Dahm starten wollte, war eigentlich der Winterwurf-Europacup im portugiesischen Leiria am 21. und 22. März. Doch dieser ist erst einmal abgesagt. Ob es einen Ersatztermin geben wird, steht noch in den Sternen.

Doch auch davon lässt sich Dahm nicht von seinem Weg abbringen: "Dann mache ich jetzt erst mal mit dem Aufbautraining weiter."