Beim WM-Kampf in Hamburg 2005 sah es lange so aus, als könnte Luan Krasniqi den Titel gewinnen, unterlag aber letztlich gegen Lamon Brewster.Foto: Rohde Foto: Schwarzwälder Bote

Boxen: Luan Krasniqi: habe einen großen Kampf abgeliefert

(hor). Der große Tag in Luan Krasniqis Karriere folgte nach Wochen langer Vorbereitung am Mittwoch, 28. September 2005. Am Tag des 100. Geburtstags von Box-Legende Max Schmeling wollte er erster deutscher Profi-Schwergewichts-Weltmeister werden.

In Hamburg war alles angerichtet: 13.000 Zuschauer sorgten in der proppevollen Halle für Hexenkessel-Stimmung. Millionen vor den TV-Bildschirmen und ein Kommentator Günter-Peter Ploog der am Ring in Bestform die packende Atmosphäre transportierte fieberten nach 22 Uhr der Weltmeisterschaft entgegen.

Wer in der Halle war, direkt am Ring, erlebte ein Spektakel der Extraklasse. Wortwörtlich gefühlte über 30 Grad, Schweiß und Blut spritzte bei dem hochklassigen Duell Runde für Runde aus dem Ring. Schon Tage lang dieses Kribbeln spürbar, weil Lamon Brewsters Promoter, der berühmte Don King, seine Show abfeuerte und im Vorfeld durchaus sympathisch mit viel Getöse, seiner Starkstromfrisur und von oben bis unten mit Klunker behangen die Werbetrommel rührte.

Sensation durch Krasniqi liegt in der Luft

Sieben Runden lang war Außenseiter Krasniqi drauf und dran, den Favoriten Brewster zu stürzen und mit der Sensation Boxsport-Geschichte zu schreiben. Er wehrte sich nicht nur, sondern lag nach Punkten vorne. Doch in der achten Runde bekam er einen Niederschlag und wurde bis zum Gong angezählt. Davon erholte sich der Rottweiler nicht mehr und ging zum Ende der neunten Runde in die Seile. Aus der Traum. Tiefe Enttäuschung in der Nacht und in den Tagen danach. Viele Jahre später überwiegt der Stolz: "Damals war ich natürlich am Boden, weil ich so dicht dran war. Heute weiß ich, dass ich einen großen Kampf abgeliefert habe", so Krasniqi.

Die Karriere konnte er kein zweites Mal mehr drehen. Er wagte zwar nochmals einen Anlauf mit Aufbau- sowie Ausscheidungskämpfen, der Traum von einer zweiten WM-Chance waren nach Niederlagen gegen Tony Thompson 2007 und Alexander Dimitrenko 2008 vorbei. Verletzungen und Krankheiten waren die Warnsignale bis 2011, die Comebacks verhinderten, so dass er am 29. Dezember 2011 sein Karriereende verkündete.

Seither arbeitete er zunächst als TV-Experte bei Boxkämpfen von RTL den Klitschko-Kämpfen, versuchte sich 2015 als Schauspieler in den beiden ZDF-Serien SOKO Stuttgart und Dengler. In den Ring stieg er nur noch für soziale Zwecke 2013 mit dem Pforzheimer Uwe Hück für den Benefizkampf "Blaue Flecke für gute Zwecke" in Ludwigsburg.

Heute schaut er boxtechnisch immer gerne hinab in den Süden. In Rottweil im eigenen Gym am Neckar stadtauswärts in Richtung Berner Feld trainieren seine Neffen Arianit und Ardian bei Bruder Agim Krasniqi auf den Spuren ihres bekannten Onkel als sportliches Vorbild.