Tobias Dahm sieht dem Olympia-Kugelstoßwettbewerb (noch) recht gelassen entgegen. Foto:Eibnerl Foto: Schwarzwälder-Bote

Leichtathletik: Kugelstoßer Tobias Dahm greift am kommenden Donnerstag bei den Olympischen Spielen ins Geschehen ein

Für Tobias Dahm geht in der kommenden Woche ein Traum in Erfüllung. Der Traum von den olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Vier Jahre lang hat er mit seinem Trainer Peter Salzer intensiv auf diesen Karrieren-Höhepunkt hingearbeitet.

Am heutigen Freitag ist es soweit. Der 29-Jährige aus Neuhengstett, der für den VfL Sindelfingen startet, wird in den Flieger in Richtung Brasilien steigen.

Tobias Dahm ist ein Kugelstoßer, der sich langsam aber kontinuierlich gesteigert hat. Noch vor fünf Jahren lag seine persönliche Bestleistung bei 18,62 Metern. Im Kugelstoßen sind das Welten. Selbst Tobias Dahm kann noch gar nicht so recht glauben, dass der Vierjahres-Plan tatsächlich aufgegangen ist und das mit einer echten Punktlandung.

Denn hinter dem Athleten aus Neuhengstett liegen schwere Jahre. Nachdem er sich 2013 bei den deutschen Meisterschaften in Ulm auf 19,96 Meter gesteigert hatte, wollte die Kugel fast drei Jahre lang nicht weiter fliegen.

Drei harte Jahre lang versuchte Tobias Dahm alles um sich zu steigern, stabilisierte zwar sein Niveau, schaffte den Ausrutscher aber nie. Die 20-Meter-Marke war inzwischen zu seiner persönlichen Grenze geworden.

Doch dann, vor gut einem halben Jahr, endlich die Erlösung: Der erste Stoß flog über die 20 Meter und gleich noch viel weiter. In Sassnitz wurden Mitte Feburar 20,56 Meter gemessen, damit hatte sich der Neuhengstetter überraschend zusätzlich noch die Norm für die Hallen-Weltmeisterschaften gesichert. In Portland sprang ein guter achter Platz hinaus.

Unter freiem Himmel biss sich Tobias Dahm zwar die Zähne an der Olympianorm von 20,50 Metern aus, zeigte aber weiterhin starke Stöße und baute seine internationalen Erfolge weiter aus. Es folgte Platz sieben bei der Europameisterschaft in Amsterdam mit 20,42 Metern, acht Zentimeter zu wenig. Diesen Top-Leistungen hat es der Zweimeter-Mann auch zu verdanken, dass es mit der Olympianominierung schlussendlich doch geklappt hat.

Der deutsche Leichtathletikverband nahm ihn mit erfüllter internationaler Norm durch den weiten Stoß in der Halle kurzerhand in sein Olympiateam auf.

Tobias Dahm: "Wir hatten einen Plan, der lief vier Jahre und ist zum Glück so aufgegangen. Am Tag x will ich abrufen, was ich drauf habe. Viele meiner Freunde und Bekannten werden dann vor dem Fernseher sitzen, und ich bin in Rio im Stadion."

Kurz vor den Spielen in Rio absolvierte Tobias Dahm, der einem Vollzeit-Job als Mechatroniker bei Daimler Benz nachgeht, ein dreiwöchiges Trainingslager in Kienbaum. "Ich habe voll fokussiert gearbeitet, es gab nichts außer dem Sport. Alles lief wie geplant. Wir haben versucht noch kleine technische Feinheiten zu verändern, das hat gut geklappt", erzählt Tobias Dahm. Über die Sporthilfe war er vor den Spielen von seiner Arbeit freigestellt, für die Reise nach Rio und den Wettkampf an sich, hat er Urlaub genommen.

Noch kurz vor der Abreise konnte es Tobias Dahm noch nicht so recht glauben, was da bald mit ihm geschieht. "Ich habe mein Flugticket, jetzt geht es richtig los."

Am kommenden Donnerstag um 14.55 Uhr deutscher Zeit steht der Kugelstoß-Qualifikationswettbewerb auf dem olympischen Zeitplan. "Ich freue mich auf den Wettkampf, aber generell ist es erst mal nichts anderes als sonst. Wie in jedem Wettkampf werde ich versuchen mich zu fokussieren", sagt Tobias Dahm.

Sein großes Ziel ist es, die Qualifikation zu überstehen und ins Finale einzuziehen. Das wird rund zehn Stunden später, um 1.30 Uhr deutscher Zeit ausgetragen. "Ich will weit stoßen, dann bin ich zufrieden, aber ich habe nichts zu verlieren."

Und nach seinem Wettkampf steht dann das Genießen des Großereignisses im Vordergrund. Wenn ein lang gehegter Traum in Erfüllung geht, muss das schließlich ausgekostet werden.