Wenn sich die Kommentatoren in ihrer Kabine der Listen bedienen können sie sicher sein, dass Mark Butler sie mit einer Fülle an wichtigen Informationen gespickt hat. Foto: Lenk Foto: Schwarzwälder-Bote

Olympia: Eine informative Liveübertragung ist ohne Mark Butler nur halb so interessant

Wenn am heutigen Freitag die Olympischen Leichtathletik-Wettbewerbe starten, liegt ein Hauptteil der Berichterstattung bei den Liveübertragungen auch von ARD und ZDF in den Händen eines Mannes – Mark Butler.

Mark Butler ist ein Brite, der in Lands-End im englischen Cornwall lebt. Dort sammelt er sämtliche Leichtathletik-Ergebnisse weltweit und pflegt diese in einer Datenbank, in der er sie zu Athletenprofilen zusammenfügt. Dieser Leidenschaft geht Butler nun seit rund 40 Jahren nach. Zunächst war es nur ein Hobby für den studierten Diplomphysiker, der damals bei der britischen Luftwaffe in der Triebwerksentwicklung tätig war. Doch im Laufe der Jahre wurde seine Datenbank immer umfangreicher und ausführlicher.

In jener Zeit war es auch, als die Popularität der Leichtathletik in Großbritannien fast schon Dimensionen wie im Fußball annahm. Die Briten hatten damals mit Sebastian Coe, Steve Ovett, Steve Cram, Brandon Foster, David Moorecroft und Steve Jones die besten Läufer der Welt, die sämtliche Weltrekorde von 800m bis 5000m und sogar den Marathon-Weltrekord auf die Insel holten. Aber mit der Dominanz der Britischen Läufer stieg auch die Präsenz der Leichtathletik in den Medien, was Mark Butler auf die Agenda rief. Seine Datenbank, prall gefüllt mit Informationen bis ins kleinste Detail über die Sportler, war plötzlich heiß begehrt bei den Fernsehmoderatoren, um die Liveübertragungen der großen Leichtathletik-Meetings, Welt- und Europameisterschaften und von den Olympischen Spielen mit Leben zu füllen.

Anfang 1983 war es dann soweit, dass Butler seinen hoch dotierten Arbeitsplatz. Die britische BBC hatte ihm eine Festanstellung angeboten, als Leichtathletik-Statistiker, und Butler zögert keine Sekunde, sondern ergriff die Gelegenheit beim Schopf, sein Hobby zum Beruf zu machen. Bei der ersten Leichtathletik-WM, 1983 in Helsinki, war es dann auch Butlers Premiere. Butler erstellte Listen aller Athleten, die sich für die WM qualifiziert hatten und die Moderatoren der BBC nutzen diese Listen als zusätzliches Werkzeug, um mit ihrem Fachwissen zum jeweiligen Athleten diesen den Fernsehzuschauern noch näher zu bringen.

Die Fachwelt und die Moderatoren-Kollegen der anderen internationalen TV-Stationen staunten damals nicht schlecht über dieses detaillierte Fachwissen des Kollegen – und Butler bediente sie, ab 1984 in Los Angeles alle großen Medienanstalten, die Berichterstattung gewann deutlich an Qualität. Aber auch Butlers Arbeit wurde immer tiefer, denn durch seine Anwesenheit bei den Großereignissen kam er mehr und mehr direkt mit den Athleten in Kontakt. Nach und nach baute er auch persönliche Fakten in die einzelnen Profile ein.

Butlers "Biografische Meldelisten" sind gefüllt mit tagesaktuellem Alter des Athleten, Saison- und persönlichen Bestleistungen, aktueller Position in der Weltjahresbestenliste und den Besonderheiten oder auch mal lustigen Geschichten über den Athleten. Darunter folgt dann ein Kauderwelsch aus Zahlen und Buchstaben, das nur Fachleute und Leichtathletikbegeisterte verstehen: Alle bekannten Bestleistungen vergangener Jahre, Titel, eventuelle Dopingsperren, Platzierungen bei Meisterschaften sowie die gesamten Ergebnisse der laufenden Saison.

Ab morgen stehen diese Listen wieder jeden Morgen brandaktuell zur Verfügung. Dank den wochen- und monatelangen kräftezehrenden Vorrecherchen durch Butler erscheinen dann die Wolf-Dieter Poschmanns dieser Welt immer so allwissend. Beim Fernsehzuschauer am heimischen Bildschirm entsteht durch Butlers Arbeit der Eindruck, als wären eben jene Moderatoren und Kommentatoren "auf du und du" mit jedem der noch so unbekannten Sportler, aber auch mit den Größen des Sports – dabei lesen sie nur aus den vor sich liegenden Butler-Listen.