Tennis-Profi in Diensten des TC Nagold: Chiara Scholl Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

Tennis: Profi Chiara Scholl spielt seit dieser Saison beim TC Nagold

Chiara Scholl ist der Star im Damen-Team des TC Nagold. Allüren sucht man bei der ehemaligen Nummer 164 der Weltrangliste allerdings vergeblich.

Wer sich mit Chiara Scholl unterhält, dem fällt er irgendwann auf – der amerikanische Akzent. Nur ganz leicht schimmert er bei der 25-Jährigen ab und zu durch. Und irgendwie bringt die gebürtige Rheinländerin damit auch ein Stück vom Zauber der schillernden amerikanischen Tennis-Welt auf die Anlage des TC Nagold.

Geboren wurde Scholl in Berglisch Gladbach, doch schon im Alter von fünf Jahren wanderte sie mit ihrer Familie in die USA aus. Schon kurz darauf hielt Scholl zum ersten Mal den Schläger in der Hand und recht schnell wurde klar, dass die Zeichen in Richtung Profikarriere zeigen. Nur bis zum dritten Schuljahr besuchte die Rheinländerin die reguläre Schule, danach wurde sie zu Hause unterrichtet – was mehr Zeit für das Tennistraining übrig ließ. "Meine Eltern sind Lehrer und waren einfach nicht von der Schule begeistert", erklärt Scholl, "ich wurde nicht wegen Tennis zu Hause unterrichtet, aber meine Eltern haben Tennis immer unterstützt."

Nach der High School ging Scholl, die mit 19 Jahren ihre ersten beiden ITF-Turniere in El Paso und Lexington gewann, nicht – wie in den USA üblich – zur Universität, sondern schlug sofort die Profikarriere ein. "Ich habe nie so richtig irgendetwas anderes gemacht als Tennis zu spielen", grinst Scholl. Und das mit beachtlichem Erfolg: Im Oktober 2011 stand sie auf Platz 164 der Weltrangliste – ihre bislang beste Platzierung.

Seitdem pendelt Scholl zwischen alter und neuer Heimat: Deutschland und USA. Bergisch Gladbach und Florida. Immer mit dem Tennisschläger in der Hand. "Ich mag beide Orte", sagt die zurückhaltende 25-Jährige, "aber wenn ich zu lange an dem einen Ort bin, will ich wieder zurück zum anderen." Und das gilt auch beim Tennis, der in beiden Lädern doch erhebliche Unterscheide aufweist. "Hier in Europa gibt es die Klubs. So etwas gibt es in Amerika nicht", verdeutlicht Scholl.

Das ist auch der Grund, warum sich die Rechtshänderin zuletzt keinem Verein angeschlossen hatte. 2013 spielte sie zwar eine Saison lang für Essen, abgesehen von dieser kurzen Stipvisite im Ruhrgebiet hatte sie mit dem deutschen Vereinstennis jedoch nie etwas am Hut. Bis sich Scholl im vergangenen Jahr bei einem Turnier in Belgien mit ihrer polnischen Doppelpartnerin Justyna Jegiołka darauf angesprochen wurde. Jegiołka spielt seit vergangenem Jahr für den TC Nagold – und machte ihr den Wechsel auf den Wolfsberg schmackhaft.

Scholls Bilanz nach fünf von sechs Saisonspielen in der Württembergliga: "Super. Es macht sehr viel Spaß, hier zu spielen." Besonders froh ist die gebürtige Rheinländerin, die unter der Woche in Bergisch Gladbach wohnt und dort mindestens vier Stunden pro Tag traininiert, am Wochenende in Nagold nicht im Hotel schlafen zu müssen, sondern zusammen mit Jegiołka bei Teamkollegin Caroline Sautter unterzukommen. "Das ist viel schöner als im Hotel. Wir sitzen viel zusammen, das macht richtig Spaß. Ich freue mich immer, nach Nagold zu kommen", sagt die beim TC Nagold an Position eins gesetzte Scholl, die ihre Rolle im Team so definiert: "Ich versuche immer, mein Bestes zu geben. Aber am Ende versuchen wir, als Mannschaft zu gewinnen."

Mit dem Auswärtsspiel am kommenden Sonntag beim TC Doggenburg endet für den TC Nagold bereits die Saison. "Alles Schöne muss einmal zu Ende gehen", sagt Scholl über ihr erstes Jahr in Nagold. Ob es ein zweites geben wird, weiß sie noch nicht: "Das hängt vom Verein ab. Aber mir gefällt es hier."

Sollte Scholl in Nagold bleiben, müssen die Tennis-Fans in der Region aber nicht ein ganzes Jahr warten, um sie wieder in Aktion zu erleben: Ende Juli wird die 25-Jährige am 25 000-Dollar-Turnier in Bildechingen teilnehmen sowie im August bei den Hechinger Ladies Open.