Christoph Sonntag, der König des schwäbischen Kabaretts, trat im Hof der Semihalle auf. Foto: Zabota

Er ist eines der bekanntesten Landeskinder: Der Kabarettist Christoph Sonntag erobert bei Nagold (A)live die Bühne und das Publikum im Hof der Alten Seminarturnhalle. Er zieht alles und jeden durch den Kakao, natürlich auch die Landespolitik.

Nagold - Krischtoff…, pardon, Christoph Sonntag, der König des schwäbischen Kabaretts, begann seine neue Live-Show mit dem Titel "Wörldwaid" gleich nebenan, bei den Badenern. "Die send alle sehr nett, schaffet aber weniger wie mir." Er selbst ist der schaffigsten einer: In eineinhalb Stunden hat er es geschafft, fast alle Nationen dieser Welt, auf die Schippe zu nehmen – Engländer, Franzosen, Chinesen, Japaner, Amerikaner…

"Wer sich erinnert, war nicht dabei"

Folglich hat das Thema "Reisen" einen Großteil seines Programms eingenommen. "Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien." An die Reise zum Ballermann auf Mallorca muss man sich ohnehin nicht mehr erinnern. "Wer sich erinnert, war nicht dabei", ist einer seiner komisch-klugen Sprüche, die aus dem Aphorismenschatz eines großen Philosophenkönigs stammen könnten.

Ebenfalls wahr und scharf beobachtet: Krischtoff Kolumbus ist das beste Beispiel dafür, dass Männer nicht gerne nach dem Weg fragen. Profaner aber bekannter, zumindest denjenigen, die mit Kindern auf die Reise gehen, ist folgende Szene:

"Papa, ich hab‘ Hunger!"

"Papa, ich muss mal!"

"Papa, wann sind wir da?"

"Mensch Kinder, jetzt lasst mich doch erst mal aus der Garage rausfahren!"

Über die Chinesen wusste der Kabarettist besonders viel zu berichten. "Wenn sie Dich fragen, woher Du kommst – Stuttgart, kennen sie nicht – Mannheim, kennen sie nicht – Althengstett, kennen sie nicht, und dann sagst Du, Du kämsch aus Metzingen – aahh Metzingen, vely cheap!" Und warum tummeln sich neuerdings so viele Chinesen in Baden-Württemberg? Weil sie die Firmen besichtigen, die sie in der Corona-Zeit für ein Schnäppchen gekauft haben.

Womit wir bei Corona wären, einem weiteren Großthema des großen Kabarettisten. Wer ständig die Mund-Nasen-Bedeckung vergisst, dem zeigte Sonntag, wie man eine Herrenunterhose zur funktionellen Coronamaske umfunktioniert. Es soll Männer geben, die sich deswegen eine zweite Unterhose gekauft haben. Dass die Corona-App nicht so recht läuft wissen wir, was uns neu war, ist, dass diese App von den gleichen Leuten entwickelt wird, die zuvor den Berliner Flughafen BER gebaut haben und die zurzeit noch an einer Pest-App herumbasteln.

Luschtig, gell? Interessanterweise war der Firnis der Lustigkeit manchmal recht dünn. Darunter kam ein Christoph Sonntag zum Vorschein, der es ernst meint. Ernst zum Beispiel mit der Aussage, dass das geeinte Europa eines der großen humanistischen Friedensprojekte ist – und dazu die Klänge der "Ode an die Freude", der Europahymne.

Die Zugabe: "Schwaben all over the World"

Doch zurück zum Humor. Wie es sich für den Primus der Landeskabarettisten gehört, knöpfte sich Sonntag, verkleidet als "Bruder Christopherus", selbstverständlich die Landespolitik vor. So habe die CDU bei der letzten Wahl noch 24 Prozent erreicht, soviel habe früher allein ein Mayer-Vorfelder gehabt, im Blut, als Restalkohol – in der Fastenzeit. Hier ist deutlich geworden, dass Christoph Sonntag die Landespolitik schon sehr lange kabarettistisch kommentiert. Wahrscheinlich kann die Generation U30 wenig mit dem Namen Gerhard Mayer-Vorfelder anfangen, der unter anderem einmal einer der führenden CDU-Politiker im Land und VfB-Präsident gewesen ist. Böse Zungen dichteten ihm damals ein Alkoholproblem an. Der absolute Profi in Sonntag drang auch bei der Frage durch "Wenn ihr noch eine Zugabe wöllt, ich wäre vorbereitet". Und schwäbisch klang der Sonntagabend dann aus – mit Sonntag an der E-Gitarre und dem Lied "Schwaben all over the World".