Foto: Wilhelma

Botanischer Garten der Wilhelma zeigt in einer Sonderausstellung die Welt der Zitrusfrüchte.

Stuttgart - Wenn sie reif ist, erscheint sie in einem sonnengelben Kleid, ist etwa faustgroß und besitzt ein saftig-saures Fruchtfleisch mit einem hohen Vitamin-C-Gehalt. So würden wohl die meisten Menschen die Zitrone beschreiben. In ihrer kleinen Sonderausstellung will die Wilhelma den Besuchern beweisen, dass Zitrusfrüchte viel mehr sind als langweilige Einheitszitronen aus der Supermarkttheke. Im Wintergarten stellen die Wilhelma-Gärtner teils sehr seltene und mitunter etwas seltsam aussehende Früchtchen aus.

In der kalten und grauen Jahreszeit, in der draußen fast keine Pflanze blüht, stehen die Zitrusgewächse drinnen mit ihren überwiegend gelblich-orangefarbenen Früchten in voller Blüte. Und nicht nur das. Gleichzeitig hängen an den Bäumen und Büschen auch Früchte. „Diese Zeit ist für unsere Besucher am spannendsten. Und außerdem sorgen die Gewächse für einen herrlich intensiven Duft“, sagt Sonja Wegner, die mit für die Ausstellung verantwortlich ist.

Zitronen sind eigentlich Beeren

Zitruspflanzen, bei denen es sich botanisch gesehen um Beerenfrüchte handelt, stammen ursprünglich vermutlich aus Südostasien. In Europa sind die sogenannten Rautengewächse seit der Antike bekannt. Dass die Hauptanbaugebiete dieser Pflanzen zwischen dem 20. und 40. Breitengrad nördlich und südlich des Äquators liegen, brachte dieser Region den Namen Zitrusgürtel ein. Innerhalb der Gattung Citrus gibt es 16 Arten. Besonders im mediterranen Raum werden immer wieder zahlreiche neue Sorten und unzählige Kreuzungen gezüchtet.

Ihrem Namen alle Ehre macht die wohl auffälligste Frucht in der Sonderausstellung der Wilhelma: „Buddhas Hand“ kommt ursprünglich aus Ostasien. Mit ihren gelben fingerartigen Fruchtsegmenten erinnert sie an eine echte Hand. In ihrer asiatischen Heimat wird das Gewächs, dessen Früchte traditionell Buddha als Gabe dargeboten werden, schon seit Jahrhunderten angebaut. Vermutlich war sie auch die erste Zitrusfrucht, die aus Asien nach Europa kam, denn bereits Alexander der Große kannte und schätzte sie sehr. Wegen ihrer kuriosen Form wird sie noch heute gerne als Dekoration verwendet, ist aber auch in der Küche eine beliebte Zutat. „Buddhas Hand“ ist eine fast fruchtfleischlose Zitronatzitrone, aus deren intensiv schmeckender Schale früher das in beinahe jeder Backstube bekannte Zitronat gewonnen wurde. Die Frucht ist kernlos, schmeckt süß, eignet sich bestens für die Herstellung von Marmelade, kann aber auch roh verzehrt werden.

Bizzaria ist eine wahre Kostbarkeit

Ebenfalls auffällig ist die Bizzaria – eine wahre Kostbarkeit in der Wilhelma-Ausstellung. Die Schale ist mit Beulen übersät. Lange Zeit galt sie als ausgestorben und wurde erst vor rund 30 Jahren in der Nähe von Florenz wiederentdeckt.

Zitruspflanzen haben mehr zu bieten als nur ihr schmackhaftes Fruchtfleisch. Sie waren und sind beliebte Heilpflanzen – wie beispielsweise die kleine ovale Kumquat. Auch die Blätter mancher Arten finden Verwendung. Zwischen den saftig grünen, spitz zulaufenden Blättern versteckt das Chinotto-Bäumchen seine kleinen rundlichen Früchte, aus denen die gleichnamige dunkelrote und bitter-süße Limonade hergestellt wird. Die ätherischen Öle der Pomeranze, die aus Süd-China stammt, liefern für die Parfümherstellung wichtige Duftstoffe und werden auch gerne in der Kosmetik verwendet.

Auch die Wilhelma-Gärtner setzen auf das Duft-Erlebnis. In kleinen Töpfchen haben sie unter anderem Zitronengras und Duftgeranie eingepflanzt. „Unsere Besucher sollen die Pflanzen selber anfassen und ihren Duft riechen können“, sagt Gärtnerin Wegner. In der freien Natur dienen diese wohlriechenden Inhaltsstoffe übrigens als Lockmittel für Insekten zur Bestäubung oder als Fraßschutz vor Schädlingen.

Zitronenbäumchen auf dem Balkon

Der große Zitronenbaum ist der Hingucker der Ausstellung. Er und seine Verwandten wecken ein Urlaubsgefühl – weshalb sie nach Einschätzung der Wilhelma-Gärtner auch immer beliebter auf Balkonen und Terrassen werden. Im Sommer eigne sich besonders ein geschütztes Plätzchen auf dem Balkon, so Wegner. Die Gärtner raten dazu, Zitruspflanzen in einem wasserdurchlässigen Boden anzubauen und behutsam zu gießen, da sie keine Staunässe mögen. Weil die Pflanzen relativ viele Nährstoffe zum Wachsen brauchen, müssen sie zwischen März und September wenigstens einmal in der Woche gedüngt werden.

Noch bis Ende März können Besucher die Ausstellung im Wintergarten der Wilhelma bestaunen und sich Tipps für das heimische Zitronenbäumchen holen.

www.wilhelma.de