Nico Santos heizt seinen Fans beim Sommersound VS ein. Foto: Marc Eich

Er strahlte das trübe Wetter einfach weg: Mit Nico Santos feierten die Besucher des Festivals Sommersound VS am Freitag einen Auftakt nach Maß.

„What a Ride“ steht auf seiner Jacke im Fanshop, die fürs neue Album auf den Markt kam. Und ja, „What a Ride“, den Nico Santos jetzt hinlegt.

Das Konzert beim Sommersound in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) war Station seiner Tour „Summer Ride“ – und der 30-Jährige ließ keinen Zweifel daran, dass Nico Wellenbrink, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, auf diesen Ritt richtig Bock hatte.

Warten seit dem Vorabend

Sonnig waren die Aussichten zunächst aber nicht: Fans, die teilweise schon seit dem Vorabend vor den Toren des Festivalgeländes campierten, um sich beste Plätze zu sichern, mussten bis nachmittags immer wieder vor kräftigen Regengüssen in Deckung gehen.

16,5 Grad Temperatur – die Sonne hat der auf Mallorca aufgewachsene Sänger und Songwriter nicht mitgebracht, als er lässig im dunkelroten Hemd mit schwarzem Jacket und weißen Sneakers auf die Sommersound-Bühne stürmte. Dafür aber die besten Hits seiner drei Alben – auch jene für sein neuestes Album, die hauptsächlich auf Santorini entstanden sind. Pünktlich während des Soundchecks am Nachmittag hatte der Wettergott ein Einsehen und groovte in bestem Auf und Ab von Wolken und Sonne mit.

In „Real Love“

Für die Besucher stand es unabhängig davon und auch ohne Santos’ gleichnamigen Hit fest: Sie waren in „Real Love“ mit dem sympathischen Star.

„Unforgettable“, „Like I love you“, „Would I lie to you“ und Co., Gute-Laune-Musik zwischen Singer-Songwriting, Pop und Latin, immer wieder in Boygroup-Manier eingebaute Choreographien oder gekonnte Michael-Jackson-Moves. Und vor allem: Ein Nico Santos, der sich nie zu ernst nahm und mit einem lockeren Spruch auf den Lippen Kontakt zum Publikum suchte. Die gezündete Konfetti-Bombe, die ein Meer weißer, im Scheinwerferlicht bunt leuchtender Papierschlangen freiließ, war zwar für den Moment der Hit – unter dem Strich aber nur ein schmückendes Beiwerk für ein lebhaftes, echtes Konzert mit jeder Menge spontaner Aktionen.

Schwiegervater Michael wird zum geheimen Star

Er war beispielsweise schon von der Bühne gegangen, ließ sich dann aber doch noch einmal zurückrufen und -klatschen, um erneut alles zu geben. Ein suchender Blick ins Publikum – viele Transparente wurden Nico Santos dort entgegen gestreckt. „Nico, ich will ein Kind von Dir“, der Klassiker unter den Fan-Plakaten, stand nicht darauf. Aber: Auf einem Plakat wurde ihm die Wahl zwischen drei Songs gegeben – Santos überließ dem Publikum die Wahl. Buchstabe C stand für „City Nights“ – einen Santos-Hit älteren Semesters. Und: voilà, er wurde, sogar a-capella, gespielt.

Ein anderer Fan forderte den Star zum Tauschgeschäft heraus – Selfie gegen einen Song durch den Schwiegervater. Letzterer, Schwiegervater Michael aus Rottweil, entpuppte sich prompt als fähiges, gesangliches und letztlich gefeiertes Joe-Cocker-Double mit unglaublich rauer Stimme und ganz viel Humor. Bei „Unchain my heart“ wurde er gefeiert, auch von Nico Santos. Und der machte selbst beim dritten Fan-Plakat seiner Wahl machte noch jeden Spaß mit – „Schere, Stein, Papier“, gewinnt der Fan, sollte es einen Gin Tonic geben, „jetzt und hier“. Na dann, „Prost“, war die zu Boden gefallene Getränkedose erst einmal geöffnet, die Hälfte des Inhalts in Nico Santos’ Gesicht gespritzt, konnte der Spielgewinn tatsächlich eingelöst werden.

Weit über das Rooftop hinaus

Eigentlich hatte es seinen Mega-Hit, mit dem er sich in die Charts katapultiert hatte, also gar nicht gebraucht. Nico Santos und seine Band ließen das Gelände auch so schon beben – aber klar, auch das ersehnte „Rooftop“ ertönte, weit über selbiges hinaus, genauso wie der dicke Applaus, der folgte und Nico Santos gerne noch einmal zurück auf die Bühne beordert hätte, dieses Mal jedoch vergeblich.