Die Fans der Söhne Mannheims strömten zum Konzert in Bad Dürrheim. Foto: Spitz

Sie waren schon fast weg, doch jetzt sind sie "back on stage". Die "Söhne Mannheims" – haben nach einer Umformierung den Neustart gewagt, mit neuen Songs. Ihrem Stil des mehrstimmigen Gesangs und der messerscharfen Lyrics sind die "Söhne" aber treu geblieben – zur Freude ihrer Fans, die am gestrigen Abend den Rathausplatz in Bad Dürrheim füllten.

Bad Dürrheim - Die "Söhne Mannheims" sind wieder da und wie. Besser geht’s kaum. Die zehnköpfige, 1995 unter anderem von Xavier Naidoo und "Söhne"-Urgestein Claus Eisenmann als Bandprojekt an den Start gebrachte Formation bot bei ihrem Freiluft-Gig am Freitagabend im Rahmen der Reihe Sommersinnfonie auf dem Rathausplatz in Bad Dürrheim alles auf, was die Herzen der Söhne-Fans – und von denen scheint es auch in Bad Dürrheim und der Region viele zu geben – höher schlagen lässt.

 

Mehrstimmiger, mit Anklängen an den Rap unterlegter ikonischen Gesang, in ihrer Aussage messerscharfe, gesellschaftskritische Lyrics – oder Texte, wie es auf Deutsch heißt – sowie eine atmosphärische Bühnenshow ohne den pyrotechnischen Gigantismus anderer Bands. Die "Söhne" boten dem Publikum im Herzen der Kurstadt musikalisch, akustisch und visuell ein Sinnererlebnis, welches dem Titel der Reihe Sommersinnfonien alle Ehre machte. Aber auch den Musikern selbst gefiel die Atmosphäre. Er freue sich allein schon wegen der schönen Kulisse auf das Konzert, stellte Florian Sitzmann im Interview mit dem Schwarzwälder Boten fest. Und er könne sich durchaus vorstellen, in 30 Jahren wieder zu kommen, um die Kurstadt zu genießen.

"Mut" – ein Song, der Mut machen soll und macht

Typisch "Söhne" ist die mit "Mut" titulierte neue Single. Der Song will in der durch Pandemie und Krieg, der keine Sieger kennen wird, geprägten, vermeintlich aussichtslosen aktuellen Zeit den Menschen Mut machen. "Alles wird gut!", lautet der Refrain des Titels, der daran appelliert, nicht nur Schwarz zu sehen. Die Gesellschaft hat schon so manches "Kind" geschaukelt und die "Söhne" in ihrer Bandgeschichte manchen Sturm.

Daher die optimistische Botschaft ("Alles wird gut!"), die genau dem widerspricht, was den "Söhnen" beinahe das Bandende beschert gehabt hätte – nämlich die der Band unterstellte Nähe zur Querdenkerszene und der irritierenden, da verschiedenen Verschwörungstheorien anhängenden Liedtexte und Aussagen ihres Frontmanns, Sängers und Mitbegründers Xavier Naidoo, der das Bandprojekt 2017 verlassen hat. Naidoo, zwischenzeitlich geläutert in seinen Auffassungen, hat sich per Videobotschaft öffentlich entschuldigt. Der Weg (zurück) ist jedoch kein leichter, um den bekanntesten, 2006 zu den Hymden des WM-Sommermärchens zählenden Hit des Singer-Song-Writers zu zitieren.

Naidoo und ein gefährliches Fahrwasser

Die "Söhne" ficht das Schicksal Naidoos nicht an. Sie blicken nach vorne; und haben gerade eine kleine Sommertour mit fünf Stationen hinter sich. Der Gig in Bad Dürrheim ist für die Band die letzte gewesen. Endlich wieder live; und das vor dieser barocken Kulisse des Rathaus-Platzes ist den Aussagen der „Söhne“ zufolge auch für sie ein ganz besonderes Erlebnis gewesen. Die Band weiß, was sie ihren Fans schuldig ist und legt von Anfang an los als gebe es kein Morgen mehr. Das Schöne ist: Der Funke springt sofort über, die Kulisse ist da. Die neuen Songs kommen gut an; so richtig ab geht die Post aber auch bei den alten Weisen und Mega-Hits wie "Du bist nicht von dieser Welt" oder "Wenn ein Lied...". Rhythmisches Klatschen – die Fans vor der Bühne geraten in Feier-Laune.

Guter Dinge ist auch Markus Spettel, Geschäftsführer Kur- und Bäder-Gesellschaft: "Das ist die erste Reihe nach Corona. Mit den bis zu 1500 Fans auf dem Platz können wir super leben."

Weniger gut hat das Management der "Söhne" die Sache im Griff gehabt. Die Forderung, die gemachten Fotos vor der Veröffentlichung vom Management freigeben lassen zu müssen, sorgte bei der Presse für Ungemach.

Info: Das Programm

Die Sommersinnfonie in Bad Dürrheim hält noch weitere Programmpunkte bereit: Die Münchener Freiheit tritt am Samstagabend, 16. Juli, auf. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, es sind noch Tickets an der Abendkasse erhältlich, diese öffnet um 18.30 Uhr. Mit der Joe Williams Band zum Frühschoppenkonzert ab 11 Uhr neigt sich die Sommersinnfonie 2022 dann am Sonntag, 17. Juli, dem Ende entgegen. Der Eintritt zu diesem Konzert ist frei, Einlass für die Besucher ist bereits um 10 Uhr.