Pfarrer i.R. Norbert Dilger hat am Sonntag eine Narrenpredigt gehalten. Sie wurde im "Gottes Foto: Beiter

Die Gedanken und Gebete beim Gottesdienst in der St. Galluskirche am Fasnetsonntag waren bei den Menschen in der Ukraine. Gebetet wurde für den Frieden - dort und in der Welt. Die Predigt aber hatte einen Sprach-Rhythmus, als käme sie aus der Bütt. Und das hatte einen Grund.

Rangendingen - Die Entscheidung war sicher keine einfach. Doch auch angesichts der unsicheren Zeit, in der Millionen Menschen in der Ukraine Angst um ihre Lieben und um ihr Leben, um ihr Land und um die Freiheit haben, in der Menschen in einem sinnlosen Krieg ihr Leben verlieren und die ganze Welt den Atem anhält hielt die katholische Seelsorgeeinheit Bisingen-Grosselfingen-Rangendingen in Abstimmung mit dem Dekanat Zollern an der Durchführung der Narrenmesse am Fasnetsonntag in der Bisinger St. Nikolauskirche fest.

Damit war auch entschieden, dass Pfarrer i.R. Norbert Dilger seine Fasnetpredigt in der Rangendinger Pfarrkirche halten konnte – eine Predigt in Vers-Form, als käme sie direkt aus der Bütt.

Fasnetpredigt

Der Ruheständler dürfte über die Entscheidung erleichtert gewesen sein, denn für ihn besitzt diese Predigt einen besonderen Stellenwert. Den Vers-Text, so erzählt er im Gottesdienst, habe er vor fast einem Jahr geschrieben. Was notwendig war, weil er sich mit ihm für eine Veröffentlichung im Predigtbuch "Gottes Wort im Kirchenjahr 2022" bewerben wollte - einem jährlich erscheinenden Sammelband mit Predigten zu den durchnummerierten Sonntagen im Kirchenjahr. Jede Predigt in dem Sammelband passt immer nur zum Evangeliums-Text des jeweiligen Sonntags, erklärt der Pfarrer. Die Schriften darin könnten bei Bedarf den Predigern Anregungen, Ideen und Stichpunkte geben - "falls ihnen mal nichts einfällt."

Auch er habe dies schon so gehandhabt, so Dilger. Seine Fasnetpredigt sei am Sonntag auf jeden Fall ein weiteres Mal zu hören gewesen: Ein befreundeter Priester aus der Schweiz habe sie in seiner Gemeinde in der Nähe von Einsiedeln gepredigt.

Ein Gleichnis in Versform

Der Fasnetsonntag war in der Reihenfolge der Achte im Kirchenjahr, weswegen das Evangelium das Gleichnis vom Splitter im Auge des Bruders und dem Balken im eigenen Auge erzählt. Bei Pfarrer Dilger liest sich das dann so:

"Im Evangelium von heut er zeigt, dass dem Humor er (Jesus) zugeneigt, wenn er zu uns im Gleichnis spricht, mit einem Lächeln im Gesicht: Wenn du hast im Auge dein – ‚nen Balken, nicht gerade klein, dann zieh heraus ihn lieber schnell, bevor du sprichst vom Splitter, gell, im Aug‘ des Bruder allzu laut, sonst ist dein Sinn auf Sand gebaut."

Zu der Fasnetpredigt habe ihn der Hauptschriftleiter des Echter-Verlags, wo das Werkbuch erscheint, ermuntert. Gereimte Predigten gebe es dort öfter. Inhaltlich gut, vom Vers-Rhythmus jedoch "ziemlich holprig", erinnert sich Dilger. Seine Vers-Predigt muss dem Lektor allerdings zugesagt haben, denn sie ist nun im aktuellen "Gottes Wort" veröffentlicht.

Bogen zu den Menschen in der Ukraine

"Zur Freude ham‘ wir allen Grund" lautet deren Titel – was sich auf die Liebe Gottes zu den Menschen bezieht. "Ein Christ hat immer eine Freude, sie kommt von innen, liebe Leute. Die Botschaft, die wir hier verkünden, tut immer in der Freude münden", reimt Dilger. Und weiter: "Das Evangelium – das ist halt so – es macht uns deshalb wirklich froh. Weil es uns sagt, dass Gott uns liebt, und er uns stets viel Hilfe gibt."

Damit können Dilgers Verse auch als einst humorige Fasnetpredigt gedacht den Bogen zu den Sorgen der Menschen in der Ukraine schlagen. Denn die hoffnungsvolle Kernbotschaft aus Dilgers Worten bleibt allein die Liebe Gottes.

Gottesdienst für den Frieden

Darüber hinaus stand der Sonntagsgottesdienstes im Focus für den Frieden in der Welt. So verlasen Pfarrer Dilger und Lektor Adolf Beiter anstatt der Fürbitten eine "Andacht des Friedens". In einem "Gebet für den Frieden" beim Abschied zeigten sich die Gläubigen verbunden mit den Menschen in der Ukraine. Und im Nachspiel ließ Organist Albin Eberle aus Kiebingen als Vertretung für Andreas Kaiser die Europa-Hymne erklingen – als "Solidaritätsbekundung" für das osteuropäische Land.

Um 18 Uhr waren zudem die Menschen in der Seelsorgeeinheit zu einem "Gebet um den Frieden" aufgerufen. In Rangendingen und den anderen Seelsorgegemeinden läuteten um diese Uhrzeit die Kirchenglocken.

Info: Ein Pfarrer mit Humor

Pfarrer Norbert Dilger ist als Schwarzwälder mit der Fasnet aufgewachsen – auch wenn seine Heimatgemeinde Neukirch bei Furtwangen keine Fasnetshochburg war, wie er erzählt. Der Geistliche ist im weiten Umkreis für seinen Humor bekannt, den er in Vorträgen oder auch von ihm organisierten Wallfahrten immer wieder aufblitzen ließ. Wie auch sein Bruder habe er beinahe zu jeder Gelegenheit einen "Witz auf Lager", wie er selbst von sich sagt.

Schon als Priesteranwärter habe er am Bunten Abend immer auch an der Seminars-Fasnet mitgewirkt, welche dem damaligen Regenten Oskar Saier, dem späteren Erzbischof von Freiburg, immer besonders gut gefallen hätte. Als Kaplan spielte Dilger außerdem in Theatergruppen mit, was er auch als späterer Priester in Rangendingen beibehielt, wo er mehrfach bei den Theaterauftritten des Kirchenchors mitwirkte.