Deutsche Skispringer trauen sich schon wieder viel zu - Freund ist Sinnbild des neuen Wegs.

Oberstdorf - Das starke Mannschaftsergebnis beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee hat den deutschen Skispringern Mut und Selbstvertrauen zurückgebracht. Der Bundestrainer spricht schon wieder von Siegen - und hat dabei vor allem einen im Blick: Severin Freund.

Es ist ja nicht das Schlechteste, wenn man sich das Maß aller Dinge zum Vorbild nimmt. Und im Skispringen ist das derzeit nun mal Österreich - oder, um genauer zu sein: Thomas Morgenstern. Es kann also nicht schaden, wenn man weiß, was den Überflieger aus Villach so stark macht. Und noch besser ist es, wenn der es gleich selbst verrät. "Ich weiß", sagte der Sieger des Springens in Oberstdorf, "dass ich die Power in den Hax'n hab'."

Die Kraft in den Beinen also ist mehr denn je entscheidend in einer Sportart, in der noch vor Jahren auch das Fluggefühl einen riesigen Stellenwert hatte - und entsprechend haben die deutschen Skispringer in den vergangenen Jahren unter Werner Schuster trainiert. Jetzt, nachdem durch den Auftritt in Oberstdorf die große Krise erst mal abgewendet ist, sagt der Coach nicht ohne Stolz: "Im Athletikbereich sind wir die Nummer zwei hinter Österreich."

Diese Qualität soll in den kommenden Wochen die Basis sein für weitere Steigerungen. Am 31. Dezember (13.45 Uhr/ARD) wird die Tournee mit der Qualifikation in Garmisch fortgesetzt, und Schuster ist "zuversichtlich für den weiteren Verlauf" des Vierkampfs: "Wir wollen uns nicht auf Lebzeiten über sechste, achte oder zehnte Plätze freuen, sondern auch mal wieder gewinnen."

Das klingt schon wieder ziemlich forsch, und der, der die Hoffnung des Bundestrainers am meisten nährt, ist Severin Freund - der sozusagen Sinnbild ist für den Weg der deutschen Springer. "Severin klettert die Karriereleiter Schritt für Schritt nach oben", sagt Schuster über Freund, "er ist kein Überflieger, sondern musste sich alles erarbeiten. Deshalb weiß er ganz genau, worauf es ankommt." Dem sechsten Platz von Oberstdorf könne in Kürze auch ein Platz auf dem Podium folgen, findet Schuster. Und was sagt der neue Frontmann der DSV-Adler? Dass er sich ungern in den Vordergrund stellen möchte. Dass er aber auch seine Qualitäten kennt. "Ich weiß, dass mein Sprung unabhängig vom Wind funktioniert", erklärt der 22-Jährige, "auf meine Sprungkraft kann ich mich verlassen."

Er hätte auch sagen können: "Ich hab' die Power in den Hax'n."