Die Situation für den Wintersport im Schwarzwald ist nicht einfach. Foto: Eibner

Manfred Kuner, der Präsident des Schwarzwälder Skiverbandes, atmet bei der Bilanz einer sehr komplizierten Wintersaison erst einmal tief durch: "Die vergangenen Monate waren in dieser Pandemie ein Wellenbad der Gefühle."

Der Triberger freut sich bei seinem Rückblick aber auch über positive Höhepunkte im vergangenen Winter – wie die beiden Skisprung-Weltcups in Neustadt und die starken Auftritte der Biathletin Janina Hettich (SC Schönwald). Mit neuen Konzepten möchte die Leistungssport-GmbH der baden-württembergischen Skiverbände (SBW, mit Sitz in Furtwangen) nun für eine frische Resonanz beim Skisport bei den jüngeren Jahrgängen sorgen. Manfred Kuner denkt stets positiv: "Ich setze mit Blick auf die Impf- und Testkonzepte auf eine fast normale nächste Saison. Ich erwarte aber, dass uns die Hygienekonzepte noch lange begleiten werden." Wir sprachen mit ihm.

Herr Kuner, zunächst eine ganz aktuelle Frage: Wird Ihrer Ansicht nach zeitnah noch einmal ein sehr harter Lockdown notwendig werden?

Ich vermute es, da die Inzidenzzahlen gerade rasant nach oben steigen. Es könnte noch einmal einen harten, aber nicht so langen Lockdown geben. Ich hoffe sehr, dass uns die Impfungen in den kommenden Monaten weiterhelfen.

Sehen Sie auch Kritikpunkte beim Krisenmanagement der Bundesregierung?

Wie viele andere Menschen auch im Land hätte ich nie gedacht, dass sich bei uns organisatorisch und logistisch so viele Probleme und Schwachstellen auftun. Unsere zu aufgebauschte Bürokratie steht vielen schnellen und pragmatischen Lösungen noch im Wege. Dass die Bundesregierung bei der Impfstoff-Bestellung den Weg über die EU ging, war vom Ansatz her völlig in Ordnung. Doch parallel hierzu hätten die weiteren Schritte der EU dann auch ständig kontrolliert werden müssen. Dies ist ja für jeden mittelständischen Betrieb selbstverständlich.

Kommen wir zum Wintersport. Was hat Sie am meisten generell in dieser Saison überrascht, die ja von traumhaften Schneebedingungen ab Dezember geprägt war?

(lacht). Das mit den Schnee-Bedingungen stimmte tatsächlich und war natürlich in einem Corona-Winter kurios, denn so viel Schnee hatten wir ja im Schwarzwald wirklich schon lange nicht mehr. Mein größte Überraschung war das internationale Sportgeschehen. Ob die Skispringer, die Biathleten oder die Kombinierer, sie alle lebten ja von Saisonbeginn an in einer Blase. Ich hätte nie gedacht, dass dies so gut klappen würde. Relativ betrachtet gab es in diesen sportspezifischen Blasen nur sehr wenige Corona-Fälle.

Was war für Sie in dieser sehr komplizierten Saison – bezogen auf die Veranstaltungen bei uns im Schwarzwald – noch positiv?

Die Weltcup-Springen der Herren und Damen in Neustadt wurden hervorragend ausgerichtet. Organisationschef Joachim Häfker und sein Team haben einmal mehr gezeigt, dass sie auch mit schwierigen Situationen gut umgehen können.

Und Ihre Enttäuschungen?

Natürlich die Absagen der Weltcups in Schonach und auf dem Feldberg. Und es war frustrierend, dass unterhalb der großen internationalen Wettkämpfe national fast nichts für den Nachwuchs stattfinden konnte.

Könnten diese fehlenden Wettbewerbe dazu führen, dass vielleicht hoffnungslose Talente nun abspringen?

Das glaube ich nicht. Der Mitgliederrückgang bei den Skivereinen im Schwarzwald liegt bei etwa zwei Prozent.

Aber etwas anderes macht Ihnen gerade durchaus Kopfzerbrechen.

Das stimmt. Die Angebote für die Kinder und Jugendlichen, die zuletzt gerne neu zum Wintersport gekommen wären, mussten aufgrund der Corona-Verordnungen fast komplett eingestellt werden. Folglich ist zu erwarten, dass wir im vergangenen Winter kaum Neulinge zum Skisport bringen konnten.

Um dem entgegenzuwirken, gibt es aber bereits Ideen und Konzepte.

Richtig. Unsere Vereine und Trainer werden mit neuen Programm-Angeboten im kommenden Herbst und Winter im Land an die Schulen gehen und dort konkret die Werbetrommel für unseren Sport rühren. Auf kurzem Weg sollen die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, sich Skier oder auch Boards auszuleihen. Wenn wir von einer verlorenen Saison für unseren Nachwuchs sprechen, liegen wir nicht so falsch. Nun gilt es für uns, diesen Rückstand wieder mit guten Ideen aufzuholen.

Große Vorbilder gibt es ja im Schwarzwald genug.

Darüber freue ich mich auch sehr. Beim Biathlon macht Janina Hettich eine hervorragende Entwicklung. Sie konnte im vergangenen Winter noch mehr in der Weltelite nach vorne rücken. Roman Rees hat in diesem Winter sein Potenzial bestätigt und kann sich zukünftig noch mehr in den Vordergrund schieben, während Benedikt Doll ein Dauergast in den Top-10 der Welt ist. Unsere Kombinierer Manuel Faißt und Fabian Rießle haben ebenfalls eine erfolgreiche Saison absolviert. Manuel wurde ein fester Bestandteil der Nationalmannschaft, Fabian zählte erneut zur absoluten Weltspitze.

Kommen wir noch einmal zurück zu den großen Traditionsevents in unserer Region. Wie sieht deren Zukunft aus?

Für Schonach und Neustadt bin ich positiv gestimmt. Abwarten müssen wir, ob wir weiter einen Snowboard- und einen Skicross-Weltcup auf dem Feldberg sehen. Bei beiden Events bedarf es einer sehr engen Zusammenarbeit zwischen der Feldberg-Gemeinde und einer großen Anzahl an ehrenamtlichen Helfern aus ganz Baden-Württemberg.

Es war ein Kraftakt, im vergangenen Winter – in dieser auch wirtschaftlich sehr angespannten Zeit – die Etats für die Großveranstaltungen auf die Beine zu stellen. Dann gab es ja auch die genannten Absagen. Wie sieht Ihre Bilanz aus?

Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, weil wir viele treue Sponsoren haben. Dazu kam auch eine sehr kluge Absicherungsplanung der jeweiligen Ausrichter. Wir müssen nun abwarten, wie sich wirtschaftlich die Dinge individuell für unsere langjährigen Sponsoring-Partner im Sommer weiterentwickeln. Ich denke aber auch hier positiv.

Was für Objekte stehen nun in der Pause im Schwarzwald an?

Die Biathlon-Anlage am Notschrei wird nachhaltig modernisiert und erweitert.Wir wollen die Rahmenbedingungen für unsere alpinen Talente am Feldberg bald verbessern und hier in Verbindung dazu ebenso eine neue Anlage für die Snowboarder entstehen lassen.

Rolf Schilli, der Landestrainer des Skispringens, hofft sehr, dass er mit seinen Schützlingen nach einem Jahr Zwangspause im nächsten Winter die Schanze von Hinterzarten wieder nutzen kann. Wie ist denn der Ist-Stand nach dem gravierenden Platzierungsfehler des Sprungturmes?

Es ist natürlich weiterhin ein sehr ärgerliches Thema. Noch immer konnte nicht final beantwortet werden, wer die Verantwortung für den Fehler trägt. Erst wenn dies geklärt ist, kann baulich korrigiert werden. Wir hoffen sehr, dass die Schanze in der kommenden Winter-Saison wieder genutzt werden kann.

Die Fragen stellte Michael Bundesmann.