„Simon & Simon“ war anders - frecher, schräger, wilder Foto: Verleih

Zwei Typen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, arbeiten zusammen. Immer wieder kracht es, weil die beiden nicht miteinander klarkommen.

Serien gibt es fast so lange wie das Fernsehen selbst. Manche begleiten den Zuschauer sein halbes Leben, andere überdauern sogar Generationen. Wir stellen Produktionen vor, die in Erinnerung bleiben.

San Diego - Die Idee der Drehbuchautoren war nicht besonders einfallsreich: Zwei Typen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, arbeiten zusammen. Immer wieder kracht es, weil die beiden nicht miteinander klarkommen. Doch am Ende raufen sie sich zusammen – um der guten Sache willen. So weit – so langweilig. Doch „Simon & Simon“ war anders, frecher, schräger, wilder.

Wer das verstehen will, sollte die TV-Landschaft Mitte der 80er Jahre in Deutschland in Ansätzen kennen. Privatsender gab es nicht, ebenso wenig eine Flut an US-Krimis, die alle mit CSI für „Crime Scene Investigation“ anfangen. Aber ARD und ZDF kämpften mit allen Mitteln um die Vorherrschaft im Vorabendprogramm – und setzten dabei auf Serien aus amerikanischer Fertigung.

Als junger Kerl lechzte man geradezu nach solchen Formaten. Alles, was nicht den Mief deutscher Fernsehkost in sich trug, war prinzipiell klasse. „Ein Colt für alle Fälle“ zum Beispiel. Oder „MacGyver“. Und ganz besonders „Simon & Simon“, das von 1986 bis 1990 in der ARD ausgestrahlt wurde.

Warum das so war, lässt sich leicht erklären. Die beiden Figuren boten eine ideale Projektionsfläche für alle jene Sachen, die ein Heranwachsender gern mal ausprobieren würde, sich aber nie traut. Mit Frauen anbändeln und so. Schnelle Autos fahren. Probleme mit handfesten Argumenten aus dem Weg schaffen. Und vor allem: Sich keine Gedanken über die Zukunft machen. Doch dafür unter der Sonne Kaliforniens in den Tag hineinleben.

Den einen, A.J. (dargestellt von Jameson Parker), konnte man als kleiner Vorstadtrebell nicht ernsthaft gut finden. Zu schnöselig kam er daher mit seinem stets perfekt frisierten Seitenscheitel, den edlen Sakkos, darunter das unvermeidliche weiße Hemd. Konservativ bis ins Mark. Doch die Damenwelt von San Diego muss es gemocht haben, denn irgendeine groß gewachsene Blondine hatte A.J. immer im Arm.

Rick (Gerald McRaney) hielt nichts vom Lebensstil des jüngeren Bruders, er scherte sich keinen Deut um Konventionen. Sein Domizil war ein etwas heruntergekommenes Hausboot (aber der Kühlschrank war immer mit reichlich Bier bestückt!), seine bevorzugte Kleidung bestand aus Jeans, Hemd, Cowboystiefeln und -hut. Mann, wie lässig.

So unterschiedlich die beiden Brüder waren, bei der Detektivarbeit ergänzten sie sich prächtig: A.J. benutzte seinen Verstand für die Lösung der Fälle. Rick, als VietnamVeteran einiges gewohnt, prügelte ein Geständnis aus einem Verdächtigen raus, wenn es nicht anders ging.

Ein Geheimnis des Erfolgs war sicher der Humor, der die Serie auszeichnete. Die Dialoge zeichneten sich nicht durch besonderen Esprit, aber gern durch schlüpfrige Witze aus. Die Produzenten und Regisseure von „Simon & Simon“ nahmen die Sache nicht so ernst, jedenfalls vermittelten das die 135 in Deutschland gezeigten Episoden.

Und dann war da natürlich das Auto von Rick. Ein verranzter Dodge Power Wagon, der vor Jahren mal rot gewesen sein musste. Vorteil des mit unzähligen Dellen gespickten Gefährts: Bei Verfolgungsjagden – und davon gab es reichlich bei „Simon & Simon“ – konnte Rick nach Herzenslust den Übeltätern die Karossen demolieren. Galt es, eine Schlucht zu überspringen, drückte der ältere der Brüder kräftig aufs Gaspedal, der Big-Block-Achtzylinder holte tief Luft – und Ricks Wagen flog und flog und flog.

Dieser Truck war der Traum von einem Auto für einen Führerscheinneuling wie unsereins, der maximal einmal pro Woche den blank polierten Audi 100 Diesel des Vaters – Inbegriff einer Spießerkarre – in die Disco pilotieren durfte. Und wehe, da wäre ein Kratzer drin gewesen. Cool war anders.

Cool war „Simon & Simon“. Aber was machen Jameson Parker oder Gerald McRaney heute? Die Berühmtheit durch die Krimireihe scheint dem heute 66-jährigen Parker nicht viel Glück gebracht zu haben. Ende 1992 wurde er bei einem Streit von einem Nachbarn angeschossen, danach litt er lange unter Depressionen.

Sein Freund und Kollege McRaney (66) war zuletzt in den Jahren 2006/07 in einer Science-Fiction-Serie zu sehen. Meist lebt er jedoch zurückgezogen auf einer Farm im US-Staat Mississippi und lässt es sich gutgehen. Das hat er wohl von Rick gelernt.

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