Wohngebiet: Gemeinderat befasst sich mit Entwurfsplanung und Auslegungsbeschluss "Mittelfeld III 2019"

Auf dem Weg zur Realisierung des neuen Wohngebiets "Mittelfeld III" kam der Simmozheimer Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einen großen Schritt weiter. Allerdings nicht mit der Einmütigkeit, die sich Bürgermeister Stefan Feigl gewünscht hätte.

Simmozheim. Bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung billigte das Gremium die Entwurfsplanung und fasste den Auslegungsbeschluss des Bebauungsplans. Sabine Fels und Rainer Bauser monierten die kurze Zeit von einer Woche, die sie zur Durchsicht der fast hundertseitigen Vorlage hatten und stellten deshalb den Antrag auf Vertagung bis nach den Sommerferien.

Feigl äußerte Verständnis, machte jedoch auch deutlich, dass ein Großteil der Unterlagen wie der Textteil und die Begründung nichts Neues sind, sondern schon bei der ersten Behandlung des Vorhabens vorgelegen haben. "Der Antrag soll keine Kritik an den Ausarbeitungen sein, wir hätten uns jedoch gerne manches, speziell die Ausgleichsmaßnahmen, noch vor Ort angeschaut, bevor wir beschließen", begründete Bauser den Antrag. Eugen Häberle sah das anders: "Es ist ja nicht alles neu, wir haben vieles schon im Vorfeld sukzessiv besprochen und ich bin der Meinung, dass eine Vertagung nicht nötig ist." Feigl plädierte dafür, den Beschluss jetzt zu fassen, um voran zu kommen: "Irgendwo müssen wir mal zu einer Entscheidung kommen." Der Antrag von Bauser wurde mit sechs zu fünf Stimmen abgelehnt.

Vor dem endgültig zu fassenden Billigungs- und Auslegungsbeschluss, der auch den Grünordnungsplan sowie den Antrag auf Genehmigung zur Umwandlung im Baugebiet liegender Streuobstwiesen enthält, warb Feigl nochmal erfolglos für ein einmütiges Votum: "Ich hoffe, dass wir alle dahinterstehen." Bauser, Friedbert Baral und Fels stimmten dagegen, Franco Di Muzio enthielt sich der Stimme.

Dem Beschluss voraus ging eine ausführliche Erläuterung der Planung sowie der vielen Schritte im bisherigen Prozess durch Feigl sowie die Vertreter der Planverfasser ARP Architekten Partnerschaft Andreas Janecky und Robert Schneider. "Es ist ein enormes Puzzlespiel vom Wettbewerbsentwurf bis zum endgültigen Entwurf", machte Schneider deutlich. Das sah auch Uwe Koske so: "Ich muss echt sagen: Hochachtung! Das ist ein Riesenkonglomerat und ich verstehe jetzt, warum das so lange gedauert hat. Für mich wird das ein tolles Wohngebiet". Der Bürgermeister wies auf die erfolgreichen Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern hin: "Das waren durchweg einvernehmliche Gespräche auf Augenhöhe und alle haben unterschrieben".

Das neue Baugebiet prägt künftig als "Grüner Ortseingang" die Gäugemeinde von Südwesten her. Der Entwurf nimmt "charakteristische Rahmenbedingungen" auf wie die exponierte Südhanglage, den Ausblick auf die gegenüber Richtung Büchelbronn liegenden Waldgebiete und den am südlichen Gebietsrand verlaufenden Eulertgraben. Es werden Flächen für eine unterschiedliche Bebauung mit Einfamilien-, Doppel-, Reihen- und Kettenhäusern wie auch für Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern ausgewiesen, "eine bunte Mischung an modernen Wohnformen, ohne etwas völlig Abgehobenes in Simmozheim zu etablieren", wie Schneider betonte.

Neuer Kreisverkehrerschließt Areal

Die Erschließung des Wohngebiets soll über einen neuen Kreisverkehr an der Einmündung der Rötestraße in die Hauptstraße erfolgen. Damit wird zusätzlicher Verkehr im schon bestehenden Wohngebiet oberhalb der geplanten Bebauung vermieden. Alle notwendigen Ausgleichsmaßnahmen kommen wieder der Gemeinde zugute und es müssen keine Ökopunkte zugekauft werden, man habe sogar noch rund 20 000 Punkte übrig, so Feigl.

Planer und Bürgermeister beantworteten die zahlreichen Fragen aus dem Gremium. Zum Beispiel nach der ökologischen Orientierung der Landschaftsplaner oder nach welchen Kriterien Ökopunkte vergeben werden, wenn im Baugebiet abgetragener Humusboden statt auf die Deponie auf landwirtschaftliche Felder aufgebracht wird. Die lange Liste mit den Stellungnahmen aus der frühzeitigen Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange wurde ebenfalls ausführlich durchgegangen. Hier stellten sich Fragen zum Energiekonzept, zu Breitbandversorgung, Glasfaseranschluss, Gasnetz, Ladestationen für die E-Mobilität und Fotovoltaikanlagen auf Flachdächern, die diskutiert wurden.

Oberflächenwasser und Starkregen, zwei weitere sehr aktuelle Stichworte, nahm Fels auf. Sie fragte nach der vom Landratsamt angeregten Starkregenkarte für den ganzen Ort, für die es bis zu 70 Prozent Förderung gebe. Fürs neue Baugebiet habe man das gemacht, jedoch beschlossen, es nicht für den ganzen Ort zu machen, weil dafür keine Notwendigkeit bestehe, sagte Feigl dazu. Außerdem koste das trotz Förderung noch richtig viel Geld. Und es hätte auch Konsequenzen, daraus könnten Maßnahmen resultieren, die dann zwingend umzusetzen seien.

Im Baugebiet wird ein Mischkanalsystem eingebaut. Das Oberflächenwasser wird zum einen über die quer zum Hang verlaufenden und zu diesem hin geneigten Straßen abgeleitet und zum andern ist am südlichen Rand eine Retentionsfläche eingeplant, aus der das gesammelte Wasser kontrolliert abgeleitet werden kann.