Hannes (links) und Lorenz Auwärter präsentieren den fast zehn Meter langen Anhänger für den Transport von Gartenpools. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Lorenz Auwärter entwickelt fast zehn Meter langen Anhänger zur deutschlandweiten Auslieferung von Gartenpools

Die Paul Auwärter KG in Simmozheim ist längst Geschichte. Mit der Schließung der Produktionsstätte in Simmozheim ist das Know-how des Anhänger-Spezialisten aber nicht verloren gegangen, wie Lorenz Auwärter mit einer Neuentwicklung beweist.

Simmozheim. Die Paul Auwärter KG Fahrzeugbau hatte seit 2002 mit finanziellen Problemen zu kämpfen gehabt und musste im Januar 2003 Insolvenz anmelden. 40 Jahre hatte sie in der Gäugemeinde erfolgreich Anhänger für landwirtschaftliche Zwecke und für Autos hergestellt. Zuletzt waren dort 100 Mitarbeiter beschäftigt worden. Nach dem vorläufigen Ende hatte es in kleinerem Rahmen im April 2004 noch einmal einen Neuanfang gegeben. Vier Jahre später war jedoch auch hier Schluss gewesen.

Viele TÜV-Abnahmen und Reparaturen

Lorenz Auwärter nutzt sein im elterlichen Betrieb erworbenes Wissen seit 2006 in seiner eigenen Firma, dem gleichnamigen Anhänger-Center im Simmozheimer Gewerbegebiet. Der Vier-Mann-Betrieb hat sich auf den Verkauf und die Vermietung von Anhängern sowie Zusatzausrüstungen spezialisiert, ist Exklusiv-Partner des Anhängerherstellers Humbaur GmbH und verzeichnet von Jahr zu Jahr immer mehr TÜV-Abnahmen und Reparaturen in der eigenen Werkstatt: "Da sind wir kreisweit ganz vorne", sagte der Firmeninhaber im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten nicht ohne Stolz. Rund 80 Prozent der Kunden stammen aus einem Umkreis von 40 bis 50 Kilometern.

Dass kleinere Betriebe mitten in der Corona-Krise profitieren können, zeigt die Simmozheimer Firma jetzt nach Abschluss eines Spezialauftrags für einen Gartenpoolbetrieb, der die Becken deutschlandweit ausliefert. Das Unternehmen war auf Lorenz Auwärters Betrieb aufmerksam geworden, als der bisherige Anhänger, mit dem die Becken transportiert wurden, zur Reparatur sollte, sich dabei herausstellte, dass diese sich nicht mehr lohnt und es besser ist, gleich ein neues Fahrzeug anzuschaffen. "Das Geschäft mit Gartenpools ist ein wachsender Markt in Deutschland", weiß Auwärter inzwischen.

Statt in Coronazeiten ans Mittelmeer zu fahren, genießen offenbar immer mehr Menschen das kühle Nass im eigenen Garten. Laut Statistik des Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness gibt es in Deutschland aktuell rund 565 500 Außenpools, die in die Erde eingelassen sind, 132 500 private Hallenbäder sowie 91 000 Aufstellbecken mit einer Wassertiefe von mehr als einem Meter.

Im Mai ging der Auftrag für die Neukonstruktion bei Lorenz Auwärter ein, und bis vor wenigen Tagen, als die Auslieferung anstand, arbeitete er an dem neuen Gefährt. "Das war zum Teil eine große Herausforderung, weil der Hänger eine sehr breite Achse hat und ich zum Beispiel auch schauen musste, wo ich ein feuerverzinktes Fahrgestell diesen Ausmaßes herbekomme", erzählte der Tüftler. Er habe jedoch auf gute Lieferanten im Umkreis und alte Kontakte bauen können.

Der Spezialanhänger ist 9,60 Meter lang, 2,55 Meter breit, wiegt 1200 Kilogramm und das maximal zugelassene Gesamtgewicht auf dem Hänger sind 2300 Kilogramm. "Die bis zu acht Meter langen, bis zu 3,50 Meter breiten und maximal zwei Meter tiefen Pools werden stehend und mit Gurten festgezurrt gefahren. Die Neukonstruktion hat eine Bodenhöhe von 50 Zentimetern. Die Gesamthöhe bei Transporten darf nach den gültigen Vorschriften vier Meter nicht überschreiten", erläuterte der Konstrukteur.

"Jeder kämpft derzeit auf irgendeine Art mit Corona", betonte der Simmozheimer. Das Jahr sei für ihn jedoch bisher zufriedenstellend verlaufen. Man müsse jedoch bei der weiteren Entwicklung, die noch keiner kenne, damit rechnen, "dass es langfristig eine Delle geben kann". Auwärter blickt auf alle Fälle weiter positiv in die Zukunft, nicht zuletzt weil Sohn Hannes mit in der Firma tätig ist. Er sei froh und glücklich, dass es für seinen Betrieb eine Perspektive gebe.