Simmozheimer Bürger gründeten jetzt ein Bürgerbündnis für Klimaschutz. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Mitglieder kritisieren unter anderem Pläne, Streuobstwiesen für Supermarkt zu nutzen

Das Ergebnis ihrer ersten offiziellen Sitzung kann sich wahrlich sehen lassen. Das sich jetzt in Simmozheim konstituierte Bürgerbündnis für Klimaschutz fand auf Anhieb 16 Punkte auf seiner Ideenliste für verschiedene Betätigungsfelder.

Simmozheim. "Von der wöchentlichen Infoplattform im Simmozheimer Blättle über eine Licht-aus-Aktion, die Gründung einer Tauschbörse sowie eines Repair-Cafés ist alles dabei", freute sich Bürgerbündnis-Initiatior Rainer Ruess.

Auch gezielte Baumpflanzaktionen sowie eine deutlich verbesserte Kommunikation beim bereits verfügbaren örtlichen Carsharing wurden rege diskutiert. Selbst ein in der Energieversorgung autarkes Simmozheim wurde von den Anwesenden bei der Diskussion ins Auge gefasst.

"Ich möchte mich beim Klimawandel nicht auf Maßnahmen von oben verlassen. Deshalb habe ich Gleichgesinnte aufgefordert, sich zusammenzuschließen", unterstrich Ruess. Er freute sich darüber, dass zum Gründungstreffen gleich ein Dutzend Simmozheimer Bürger erschienen war. Er selbst sei kein "Alpha-Tier", sondern vielmehr ein "Teamplayer", erklärte der 51jährige Ruess. Es gelte nun zunächst "ohne Denkverbote nachzudenken".

Träume und Visionen seien durchaus erlaubt. Beim Einsatz für die Erhaltung der Umwelt bringe es jedoch nichts, "Andersdenkende niederzumachen". Jeder Einzelne müsse sich gezielt überlegen, wo er sein individuelles Verhalten in puncto Umweltschutz verbessern könne. "Die Bewahrung der Schöpfung ist mir ein wichtiges Anliegen", unterstrich die anwesende Ortspfarrerin Annette Roth. Zum Beispiel könne die evangelische Kirchengemeinde Simmozheim vermehrt eine Multiplikatorenrolle übernehmen und beispielsweise beim Weihnachtsmarkt einen entsprechenden Infostand zum Thema Nachhaltigkeit aufbauen, meinte sie. Auch auf kommunaler Ebene müsse deutlich mehr getan werden, war sich die Gruppe einig.

Nicht zu verantworten

Vor allem die aktuellen Überlegungen des Gemeinderats zur Lebensmittelversorgung in Simmozheim stießen auf allergrößtes Interesse. Unter Aspekten des Klimaschutzes sei die Ansiedlung eines großen Discounters mehr als fragwürdig. 4000 Quadratmeter Streuobstwiese für einen Supermarkt zu opfern, sei einfach nicht zu verantworten. Discounter hätten zudem ein hohes "Verpackungsmüllaufkommen". Außerdem wurde die von vielen als skandalös betrachtete Massentierhaltung für Billigfleisch heftig kritisiert.

Die Überlegungen gipfelten sogar in der Vision, dass sich die Gäukommune Simmozheim vielleicht eines Tages um den European Energy Award bewerben könnte und damit eine ausgewiesene Vorreiterrolle mit entsprechender Beachtung und Bewunderung erreichen könne.

"Ich habe in Simmozheim früher noch Schnee von einem Meter Höhe erlebt. So etwas gibt es nun schon seit langem nicht mehr", hob Teilnehmerin Manuela Schray hervor.

"Was von oben kommt, ist einfach viel zu langsam. Ich finde, jeder Einzelne muss das Maximale für den Klimaschutz tun", lautete ein anderes Statement. Es sei mehr als richtig, dass die Jugendprotestbewegung "Friday for Future" derzeit deutlich Druck mache. Doch allzu aggressive Protestmaßnahmen wie Baumhausbesetzungen, Sitzblockaden oder gar "Ozeandampfer kapern" lehnt das neue Bürgerbündnis kategorisch ab.

Die nächste Sitzung des neuen Bürgerbündnisses für Klimaschutz findet am 8. November ab 19 Uhr in Simmozheim statt. Interessierte Bürger sind willkommen. Anfragen dürfen per E-Mail an ruess.rainer@arcor.de gesendet werden.