Diplomat Ramon Custodio Espinoza erinnert sich an die Vergangenheit und betätigt sich als Melker. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Besuch: Ramon Custodio Espinoza macht Station auf Bauernhof in Beuren

Simmersfeld-Beuren. Das hatte Rosi noch nie erlebt, dass sich ein Diplomat aus Honduras an ihrem Euter zu schaffen macht. Schließlich wird sie seit Jahren von einer vollautomatischen Anlage gemolken – jeden Tag rund 25 Liter. Ramon Custodio Espinoza wusste offensichtlich, wie man die Milchkuh auf die ungewohnte Situation vorbereitet. Sanft massierte er minutenlang mit seinen Händen über ihren Rücken. Als sich der Botschafter schließlich auf den Melkschemel setzte und zugriff, ließ Rosi es widerstandslos geschehen.

Der Abstecher zum Hof von Haupterwerbslandwirt Frieder Großhans gehörte zum mehrtägigen Besuchsprogramms des Honduraners. Eingeladen hatte ihn der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Hans Joachim Fuchtel aus Altensteig. Eingefunden zum Ortstermin hatten sich auch die Kreisvorsitzende der CDU-Frauenunion, Heike Gäbler aus Ebhausen, Bürgermeister Jochen Stoll aus Simmersfeld, Ortsvorsteher Herbert Roller aus Beuren und Ute Hauser vom CDU-Ortverband Altensteig.

Der ausgefallene Wunsch hatte damit zu tun, dass Espinoza auf einer Farm aufgewachsen ist und das Melken damals zu den alltäglichen Pflichten gehörte, bevor er die politische Laufbahn einschlug. "Honduras hat Entwicklungsbedarf", erklärte Fuchtel im Vorgespräch. Dem Land in Zentralamerika würde der starke Befall des Borkenkäfers in den Riesenwäldern zu schaffen machen. Außerdem interessiere sich der ranghöchste Repräsentant seines Heimatlandes in Berlin für das duale Ausbildungssystem in Deutschland und erhoffe sich vom Gespräch mit Forstleuten, Landwirten und Wirtschaftsvertretern wertvolle Erkenntnisse, die er an seine Regierung weitergeben könne.

Honduras ist mit einer Fläche von 112,5 Quadratkilometer und 8,5 Millionen Einwohner relativ schwach besiedelt. Die Republik gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Exportiert werden Kaffee, Bananen, Ananas, Honigmelonen, Palmöl und Meeresfrüchte. Ein Drittel der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft zuhause.

Bevor Espinoza den Kuhstall betrat, ließ er sich vom Landwirt über neue Techniken der Bewirtschaftung seines 45 Hektar großen Hofes mit rund 80 Kühen informieren. Zweite Einnahmequelle ist die Forstwirtschaft. Das Ehepaar Großhans hat vier Kinder. Dass sich seine Söhne für die Landwirtschaft interessieren, gefällt dem Kreisbauernchef.