Die Schauspieler ernteten verdienten Applaus. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Aufführung: Regionentheater feiert gelungene Premiere

Simmersfeld. Man hätte die zahlreichen Premierenzuschauer im Simmersfelder Festspielhaus den ganzen Abend über mit witzigen, amüsanten, schlitzohrigen Versen und Kalauern des Schauspielers, Kabarettisten und Entertainers Heinz Erhardt bespaßen und zu guter Letzt "Noch’n Gedicht" bringen können, wie der Titel des Bühnenstücks vermuten ließ. Dieser Verlockung ist das Regionentheater aus dem Schwarzen Wald jedoch nicht erlegen.

Regisseur Andreas Jendrusch hat in der Inszenierung die Lupe auch auf den Menschen Heinz Erhardt gerichtet, Charaktereigenschaften und Gefühlswelten bloßgelegt, Höhenflüge und Tiefen offenbart, die Angst vor dem Publikum, die er mit einer Hornbrille aus dicken Fensterglas zu vertuschen suchte und der reichliche Genuss von "Dodo" (doppeltem Dornkaat), die himmelhochjauchzende Begegnung mit seiner späteren Frau Gilda in einem Aufzug, die Trennung der Eltern, der ständige Schulwechsel, weshalb Erhardt das Abitur nicht geschafft hat, die Erleichterung, im Zweiten Weltkrieg als Nichtschwimmer und Brillenträger zwar zur Marine eingezogen zu werden, aber nur, um die Truppen bei Laune zu halten mit erheiternden Sprüchen und dem Schalk im Nacken ("An der Riviera geht das Meer bis ans Ufer", " Sind Sie der bekannte Heinz Erhardt? – Ja, das ist mir bekannt .", " Es ist leichter, den Mund zu halten als eine Rede").

Dass der Regisseur Mark Schuschnik als Heinz Erhardt engagiert hat, erwies sich als Glücksgriff. Trotz ständiger Bühnenpräsenz ließ die körperliche und geistige Spannkraft keine Sekunde nach, er beherrschte seinen Text auch bei langen Passagen, meisterte mit Leichtigkeit den Übergang von der "Kultfigur" Heinz Erhardt zum Menschen Heinz Erhardt, setzte sich in jeder Situation wirkungsvoll in Szene. Birgit Heintel als seine Frau ging in der Rolle als liebenswerte Ehefrau und treusorgende Mutter von vier Kindern auf, Sara Mahle war Zeitungsjunge, Soldatin, Hausverkäuferin und – besonders eindrucksvoll – singender Todesengel. Einen Tag nach seinem 70. Geburtstag ist Heinz Erhardt gestorben.

Grafikdesignerin Ilona Trimbacher aus Calw hatte kunstvolle Banner entworfen die in der Aufführung von den Schauspielern geschickt und quasi nebenbei über gezimmerte Holzrahmen geworfen wurden und so, ohne große Umbauten tätigen zu müssen, Ortswechsel symbolisierten. Zum positiven Gesamtbild trugen die eingespielten Ton- und Musiksequenzen bei. "Noch’n Gedicht" war eine durchweg stimmige Aufführung mit drei glänzend aufgelegten Schauspielern. Das Premierenpublikum honorierte die Vorstellung mit heftigem Applaus.

Wie Regisseur Andreas Jendrusch mitteilt, hat man wegen großer Nachfrage zwei weitere Aufführungen auf den Spielplan gesetzt: am Samstag, 27. Oktober, ab 20.30 Uhr und am Sonntag, 25. November, ab 18 Uhr.