Drei Juristen: Sigmaringens alter Verwaltungsgerichtspräsident Malte Graßhof (links), sein Nachfolger Christian Heckel (rechts) und Justizminister Guido Wolf. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

Verwaltungsgericht: Neuer Präsident Christian Heckel wird ins Amt eingeführt

Er hat zwar schon im Sommer 2018 seinen neuen Posten angetreten – aber erst jetzt ist Christian Heckel, der Sigmaringer Verwaltungsgerichtspräsident, offiziell ins Amt eingeführt worden.

Sigmaringen. Richter war er schon, Bürgermeister, Landrat auch: Wer so in der Behördenwelt herumgekommen ist wie Landesjustizminister Guido Wolf, für den nimmt die Amtseinführung eines Verwaltungsgerichtspräsidenten leicht den Charakter eines Klassentreffens an – lauter Déjà-vu-Erlebnisse, lauter Weggefährten, die er im Sigmaringer Hofgarten traf. Auch dem Sigmaringer Genius Loci ist er wohlvertraut, denn "die Justiz im Land ist stark von Sigmaringen geprägt – irgendwann war jeder mal hier." Auch Wolf selbst hat "das Sigmaringer Stahlbad ... äh, die Kaderschmiede" durchlaufen, erinnert sich gut an die schönen Kachelöfen des Prinzessinnenpalais – "auch wenn in meinem Amtszimmer keiner stand" – und rühmt Sigmaringen als "kleines, aber feines Verwaltungsgericht": "Made in Sigmaringen – das ist ein Gütesiegel unter Verwaltungsjuristen."

Ganz so klein wie in den Zeiten, als Wolf sich die juristischen Sporen erwarb, ist das Verwaltungsgericht Sigmaringen freilich nicht mehr: In ganz Baden-Württemberg ist die Zahl der Verwaltungsklagen 2017 explodiert, weil Tausende von abgelehnten Asylbewerbern Rechtsmittel einlegten. Um die Antragsflut zu bewältigen, musste – in Sigmaringen und andernorts – das Personal aufgestockt werden: Die Zahl der Richter ist, wie der Gerichtsvizepräsident Stefan Röck gleich zu Beginn in seiner Begrüßungsansprache berichtete, von vormals 20 auf 35 angewachsen; weitere 13 Proberichter sollen noch kommen – mit ihrer Ankunft dürfte die Gesamtzahl der im Haus Beschäftigten endgültig dreistellig werden. Da all diese Mitarbeiter Schreibtische benötigen, hat das Gericht weitere Dependancen erhalten; mittlerweile sind es vier, eine fünfte soll im Sommer hinzukommen. Sogar ein Tattoo-Shop wurde umgebaut. Trotz dieser Anstrengungen, so Guido Wolf, wird es aber "noch eine Weile dauern, bis wir über den Aktenberg sind".

Christian Heckel ist offenbar der richtige Bergführer – Wolf bescheinigte ihm Führungskraft, gepaart mit der Fähigkeit, "zuzuhören und zu beruhigen", und "Nerven wie Drahtseile". Die kann Heckel brauchen. Er wird auf absehbare Zeit mehrere Bälle in der Luft halten müssen: Er soll neue junge Richter und Richterinnen in seine Mannschaft integrieren, nach und nach den Antragsstau auflösen und außerdem das Pilotprojekt "Elektronische Akte" zu einem guten Ende führen. An letzterem zeigt mittlerweile sogar das französische Justizministerium Interesse – die Chance, so Heckel, den Franzosen mal ein anderes Sigmaringen-Bild zu vermitteln als das des letzten Amtssitzes der Vichy-Regierung.

Was gewiss im Sinne von Stefanie Bürkle wäre. Die Landrätin beschrieb Stefan Heckel in ihrem Grußwort als exzellenten Juristen einerseits, als "nahbaren Menschen" und engagierten Bürger andererseits, der gut zu einem "Gericht mit familiärem Charakter" passe. Bürkle – und nicht nur sie – hofft, dass dieser Präsident Sigmaringen länger erhalten bleibt als seine Vorgänger und der "Sigmaringer "Präsidentenverschleiß" – so Stefan Röck – kein Dauerzustand wird. Guido Wolf machte Mut: Man habe sich in jüngster Zeit ja öfters gesehen – "aber jetzt ist erst mal eine Weile Ruhe".

Für einen "Hauptauftraggeber" des Verwaltungsgerichts Sigmaringen sprach Klaus Tappeser, der Tübinger Regierungspräsident. Und brachte eine Bitte vor: Die Planfeststellungsverfahren des Regierungspräsidiums seien für die Katz, wenn jedes Planungsdetail, jeder Baum, der gefällt werden müsse, separat "beklagt" werde. Man könne natürlich alles doppelt und dreifach verhandeln, und er wolle niemandem den Rechtsweg blockieren – "aber irgendwann muss Schluss sein. Um des Rechtsfriedens willen."