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Das Sicherheitskonzept für den deutschen Profifußball ist verabschiedet, weitere Fan-Proteste könnte es dennoch geben. Dabei sagt VfB-Präsident Gerd Mäuser: „Es gibt nichts mehr, worüber man sich als Fan aufregen kann.“

Stuttgart - Der Ordner ist dick, bis obenhin gefüllt mit Papieren, und der rote Einband signalisiert höchste Wichtigkeit. Tatsächlich sorgte der Inhalt des Aktenordners, den Gerd Mäuser, der Präsident des VfB Stuttgart, am Donnerstag unterm Arm trug, zuletzt für ordentlich Aufregung. Es ging um das Sicherheitskonzept für Spiele im deutschen Profifußball, das erst vorschnell erstellt, dann heiß diskutiert, stark verändert und schlussendlich am Mittwoch von der Mehrzahl der 36 Proficlubs verabschiedet wurde – allerdings nicht, ohne dass erneut Korrekturen vorgenommen worden sind.

Diese Einschränkung ist Gerd Mäuser wichtig, waren die kleinen, aber feinen Veränderungen doch unter anderem Grundlage für die Zustimmung des VfB. „Am Ende gab es keinen Punkt mehr, in dem wir mit unseren Fans auseinanderliegen würden“, ist sich der Clubchef sicher. Also stimmte er im Rahmen der Ligaversammlung allen 16 Anträgen zu – obwohl die Stuttgarter Anhänger in drei Punkten eigentlich eine Gegenstimme gefordert hatten. Auch dass eine vom VfB ursprünglich gewünschte Vertagung schnell vom Tisch war, sorgt in der Fanszene für Verwunderung. „Da gibt es Gesprächsbedarf“, sagt Oliver Schaal, Sprecher der Ultra-Gruppierung Commando Cannstatt. Am Montag bietet sich die erste Gelegenheit: Der Club trifft sich mit dem Fanausschuss.

„Es gibt nichts mehr, worüber man sich als Fan aufregen kann.“

Für Gerd Mäuser dagegen war seine Stimme gegen eine Vertagung eine logische Folge der Antragsänderungen, die der Abstimmung unmittelbar vorausgingen. „Wieso soll man das Ganze in die Länge ziehen, wenn wir vom VfB der Meinung sind, dass alles in Ordnung ist?“, fragt Mäuser und nennt die wichtigsten Korrekturen.

In Bezug auf mögliche Ganzkörperkontrollen bei Risikospielen beispielsweise stand bislang im Papier, sie müssten „zügig, rasch und angemessen“ vonstattengehen. Nun wurde der Passus ergänzt um den Wortlaut „insbesondere verhältnismäßig und sorgfältig“. Zudem müssen Einzelkontrollen, die ein Heimverein durchführt, von einem Sicherheitsbeauftragten des Gastvereins beobachtet und begleitet werden. Die zweite große Sorge der Fans war, dass das Kontingent von Auswärtstickets von Heimvereinen willkürlich begrenzt werden kann.

Hier muss der entsprechende Gastgeber dieses Vorhaben nun nicht nur schriftlich begründen und beantragen, sondern auch den Gastverein anhören. Am Ende entscheidet ein Rechtsorgan des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Für Gerd Mäuser bedeutet all das: „Es gibt nichts mehr, worüber man sich als Fan aufregen kann.“ Zudem betont der VfB-Präsident, dass sich für die Besucher im Stadion auch dann nichts ändern wird, wenn das neue Konzept ab der kommenden Saison greift – „solange nichts passiert“. Die einzige Forderung, die der VfB bislang noch nicht erfüllt hat, ist die Anschaffung einer neuen digitalen Videoüberwachungsanlage.

Trotz dieses vermeintlichen Konsenses ist es wahrscheinlich, dass auch der letzte Vorrundenspieltag der Bundesliga am Wochenende erneut von Protesten der Fans begleitet wird. „Ja, die wird es geben“, sagt Michael Gabriel, der Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), „auch, weil die Debatte im Vorfeld so symbolisch überhöht war und das Ergebnis aus Fan-Perspektive nicht zufriedenstellend ist.“ Ob sich die Anhänger der Roten am Samstag beim Auswärtsspiel in Mainz an möglichen Aktionen beteiligen werden, steht noch nicht fest.