Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen und für ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" geworben. Verschiedene Bildungspolitiker kritisierten den Vorstoß der Bundesbildungsministerin. Foto: Marijan Murat/dpa

Die Bundesbildungsministerin hat vorgeschlagen, an Schulen auch den Zivilschutz im Kriegsfall zu vermitteln - und damit eine kontroverse Debatte losgetreten.

Berlin - Die Forderung von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, an den Schulen auch sicherheitspolitische Gefahren zu vermitteln, stößt auf Zustimmung beim Deutschen Lehrerverband. "Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss", sagte Verbandspräsident Stefan Düll der "Bild am Sonntag". "Ich erwarte von der Bundesministerin, dass sie jetzt das Gespräch mit den Bildungsministern in den Bundesländern sucht. Eine Absichtserklärung reicht nicht, jetzt muss im Politik-Unterricht zum Ukraine-Krieg und zur gesamteuropäischen, ja globalen Bedrohungslage gelehrt werden."

Stark-Watzinger hatte gesagt, die Gesellschaft müsse sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten - von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg. "Zivilschutz ist immens wichtig, er gehört auch in die Schulen. Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken", sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie sprach sich für Zivilschutzübungen an Schulen aus und rief diese auf, ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" zu entwickeln.

Mehrere Bildungspolitiker kritisierten den Vorstoß. "Wir müssen unsere Kinder schultüchtig machen und nicht kriegstüchtig", sagte der bildungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Jarzombek (CDU), der "Bild am Sonntag". "Jedes vierte Kind lernt in der Grundschule nicht richtig lesen und schreiben - da müssen wir ran." Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte am Samstag: "Es hilft nicht, der Bevölkerung und insbesondere Kindern und Jugendlichen Angst zu machen."

Grünen-Politiker: Aussagen der Ministerin irritieren

Der Grünen-Politiker Kai Gehring, Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bundestag, sagte der Zeitung: "Die Zeitenwende wirft viele neue friedens- und sicherheitspolitische Fragen auf, dennoch irritieren einzelne weitreichende Aussagen der Bildungsministerin. Angesichts der Pisa-Misere sollte sie sich in erster Linie zur Aufgabe machen, beherzt die zentralen Herausforderungen für unser Bildungssystem anzupacken."

Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot (SPD), plädierte für eine umfassende Vorbereitung von Schülerinnen und Schülern auf mögliche Krisen. "Pandemien, Kriege, Naturkatastrophen, Klimawandel, tiefgreifende Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft: Kinder und Jugendliche müssen insgesamt breiter auf die Zukunft vorbereitet werden", sagte die saarländische Bildungsministerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Sie müssen gesünder, resilienter, mutiger und selbstbewusster werden und so flexibel, dass sie Veränderungen aktiv mitgestalten können. Dazu kann Schule einen wichtigen Beitrag leisten, besonders im Bereich Ganztag." Hier könnten auch Kontakte geknüpft werden mit den Organisationen, die für den Zivilschutz eine wichtige Rolle spielen, wie dem Technischen Hilfswerk, den Feuerwehren und den Rettungskräften.