Als Handballer war Iker Romero ein Weltstar. Nun ist er als Trainer auf dem besten Weg, die SG BBM Bietigheim in die Bundesliga zu führen und fiebert dem Pokalduell mit den Füchsen Berlin entgegen. Ein besonderes Spiel für den Spanier.
Beim neuen Handball-Sender Dyn läuft regelmäßig das Format „Dagur trifft“. In der vergangenen Folge besuchte der ehemalige Bundes- und Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson den Füchse-Berlin-Geschäftsführer Bob Hanning. Schnell kamen die beiden auf einen Mann zu sprechen, von dem sie in den höchsten Tönen schwärmten: Iker Romero. Sie erzählten die Geschichte, wie sie der Spanier 2011 in einem getrennt voneinander geführten Gespräch im Schnelldurchgang überzeugte, ihn doch zu verpflichten – obwohl die Berliner ursprünglich einen vermeintlich abgetakelten, satten Weltstar mit Blick auf ihr Konzept gar nicht haben wollten.
„Mir war dann aber doch ganz schnell klar, dass Iker genau die unumstrittene Führungspersönlichkeit ist, die wir brauchen“, sagte Hanning im Rückblick. Und für Sigurdsson sprang die Ampel auf Grün, als Romero auf den Hinweis des Isländers, dass es nicht für die Anfangsformation reichen könnte, erwiderte: „Trainer, ich muss nicht zu Beginn auf der Platte stehen, sondern am Ende, wenn die Spiele in der Crunch Time entschieden werden.“
Charisma und Siegermentalität
Diese Siegermentalität zeichnet Romero, neben seinem Charisma und seiner taktischen Finesse aus – auch als Trainer des Handball-Zweitligisten SG BBM Bietigheim. „Iker hat diese Mentalität jedem einzelnen Spieler von uns eingeimpft. Der Wille zu gewinnen, ist deutlich größer als die Angst zu verlieren. Das war ein Prozess“, sagt SG-Geschäftsführer Bastian Spahlinger.
Klar, dass Romero auch seinem früheren Club Füchse Berlin im DHB-Pokal-Achtelfinalspiel an diesem Dienstag (19.30 Uhr/Ege-Trans-Arena) am liebsten ein Bein stellen würde: „Ich hatte vier wunderschöne Jahre in Berlin, die ich nie vergessen werde. Viele Freundschaften sind entstanden, nach wie vor telefoniere ich einmal pro Woche mit Bob Hanning“, sagt Romero. Er glaubt auch, dass die Füchse dieses Jahr deutscher Meister werden. Doch dann kommt das große Aber: „Wir werden alles, wirklich alles Erdenkliche dafür tun, zum zweiten Mal eine Pokalüberraschung zu schaffen“, sagt Romero.
Die erste schaffte die SG BBM, die am Montag die Vertragsverlängerung mit Torwart Fredrik Genz bekannt gab, am 4. Oktober in der dritten Runde gegen Bundesligist TSV Hannover-Burgdorf (31:29). Im vergangenen Jahr hatte es nach großem Kampf im Achtelfinale gegen den THW Kiel ein 28:35 gegeben – vor 4018 Zuschauern in der Ege-Trans-Arena.
Damals wie heute hat die Liga Vorrang. Am Freitag eroberte der Vorjahresvierte dank des 28:20-Sieges gegen den HSC 2000 Coburg die Tabellenspitze und tankte vor dem Pokalknüller noch mal ordentlich Selbstvertrauen . Wobei am Saisonende auch Platz zwei zum dritten Sprung in die Bundesliga (nach 2014 und 2018) reichen würde
„Wir werden zu 100 Prozent aufsteigen. Ich kann nur nicht sagen, wann. Aber wir werden es definitiv schaffen“, hatte Romero 2021 bei der Unterzeichnung seines Dreijahresvertrags gesagt. Und jetzt? Kann Romero konkreter werden, kann er sagen, dass es in dieser Saison klappt? „Das ist unser klares Ziel, derzeit läuft es extrem gut“, sagt der 43-Jährige. Doch vom Aufstieg hängt nicht seine sportliche Zukunft bei der SG ab. Er hat seinen Kontrakt im November um zwei weitere Jahre bis 2026 verlängert – ligaunabhängig.
Heimisch geworden
Romero fühlt sich mit seiner Ehefrau, der früheren Handball-Nationalspielerin Laura Steinbach, und den beiden Kindern sehr wohl im Verein und in der Region. Längst ist die Familie in Kleinsachsenheim heimisch geworden. Im Keller hat sich der Weltmeister von 2005 und Champions-League-Sieger mit dem FC Barcelona (2005 und 2011) eine kleine Bodega eingerichtet mit einem Regal mit spanischen Weinen, mit Schinken und Geweihen an der Wand (die Böcke hat er in Spanien selbst geschossen). In der freien Natur genießt er auch die Mountainbiketouren in den Weinbergen. „Die Lebensqualität hier ist super“, schwärmt Romero.
Er ist von der Region und dem Verein überzeugt, die SG von seiner Arbeit: „Das System von Iker ist relativ kompliziert und brauchte Zeit. Inzwischen hat es die Mannschaft verinnerlicht, die Automatismen greifen“, sagt Geschäftsführer Spahlinger. Unterstützung erhält er in seiner Einschätzung von Bob Hanning: „Iker ist manchmal sehr emotional, aber sehr schnell reflektiert. Er ist einer, der Menschen begeistern, Menschen mitnehmen kann, der eine Idee von Handball hat und unglaublich liebenswert ist – und dementsprechend alles mitbringt, was ein großer Trainer mitbringen muss.“
Ihre Wege kreuzen sich nicht nur an diesem Dienstag im Pokalduell, sondern auch in der Liga, wenn Hanning in seiner Funktion als Trainer des VfL Potsdam gegen Romero und die SG um den Aufstieg kämpft.
DHB-Pokal
Achtelfinale 12./13. Dezember
HSV Hamburg – ThSV Eisenach (Dienstag, 19 Uhr), SG BBM Bietigheim – Füchse Berlin (Dienstag, 19.30 Uhr), SC DHfK Leipzig – MT Melsungen (Dienstag, 20 Uhr), VfL Eintracht Hagen – TuS N-Lübbecke, TuSEM Essen – Rhein-Neckar Löwen, SC Magdeburg – HSG Wetzlar (alle Mittwoch, 19 Uhr), SG Flensburg-Handewitt – Bergischer HC, VfL Gummersbach – Frisch Auf Göppingen (beide Mittwoch, 19.30 Uhr).
Viertelfinale und Final Four
Viertelfinale: 3./4. Februar 2024, Final Four in Köln (Halbfinale und Finale): 13./14. April 2024. (jüf)