Auch im Zollernalbkreis gibt es immer wieder Opfer von sogenannter Sextortion. Fast wöchentlich gehen Anzeigen ein, heißt es bei der Polizei. Foto: Proxima Studio - stock.adobe.com

Das Polizeipräsidium Reutlingen warnt vor erpresserischen Internet-Bekanntschaften und Erpressungen wegen des Besuchs von Porno-Seiten. Die Fälle nehmen zu – auch auf der Zollernalb.

Zollernalbkreis - Solche Fälle, sagte Polizeisprecher Martin Raff auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten, kämen seit Jahren regelmäßg vor – auch im Zollernalbkreis. "Wir erhalten fast wöchentlich Anzeigen", betont er und verweist gleichzeitig auf die hohe Dunkelziffer an unbekannt gebliebenen Fällen.

Bei den meisten Fällen bleibe es beim Versuch, denn "viele der Angerufenen wissen ja, dass sie etwa auf den genannten Pornoseiten nicht gewesen sind". Nach Angaben von Raff hat es im Jahr 2021 insgesamt 60 solcher Fälle im Zollernalbkreis gegeben.

Frauen und Männer betroffen

Sextortion, ein zusammengesetzter Begriff aus den englischen Wörtern Sex und Extortion (Erpressung) ist eine Betrugsmasche, die im Internet kursiert, Frauen wie Männer betrifft, und auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen immer wieder zur Anzeige gebracht wird.

Was als vermeintlich harmloser Flirt beginnt, endet mit hohen Geldforderungen. Die meist männlichen Opfer erhalten über soziale Netzwerke eine Einladung oder eine Freundschaftsanfrage einer ihnen Frau. Nach der Annahme der Anfrage und einer ersten Unterhaltung schlagen die Betrüger vor, in einen Video-Chat zu wechseln. Dort bringen sie die Geschädigten dazu, sich vor der Webcam auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Ohne dass das Opfer es bemerkt, wird die Übertragung aufgezeichnet. Anschließend werden hohe Geldsummen gefordert und gedroht, den Mitschnitt zu veröffentlichen.

Opfer werden gefilmt

Es gibt aber auch andere Varianten. So werden Computer, Tablets oder Smartphones von Personen, die auf präparierten Webseiten mit pornografischen Inhalten surfen, mit einer Malware infiziert. Die Webcam wird aktiviert und filmt die Opfer. Die Opfer werden damit verpresst, dass das Filmmaterial veröffentlichet wird.

Spam-Variante

Eine andere, häufige Form ist die Spam-Variante. Dabei werden die Erpressungsversuche als Spam wahllos an zahlreiche Personen als leere Drohung versandt. Die Absender behaupten, Sexvideos aufgenommen zu haben und drohen mit der Veröffentlichung, falls die geforderten Geldbeträge nicht bezahlt werden.

Tipps von der Polizei

Die Polizei rät:

– Nehmen Sie keine Freundschaftsanfragen von unbekannten Personen an.

– Stimmen Sie nicht vorschnell einem Videochat zu, wenn Sie den Partner nicht kennen.

– Kleben Sie Ihre Webcam ab und kommunizieren Sie nur verbal.

– Stimmen Sie keinen Entblößungen oder intimen Handlungen zu.

– Seien Sie zurückhaltend mit der Online-Veröffentlichung von Daten wie Geburtsdatum, Anschrift oder gar Arbeitgeber.

– Halten Sie die Betriebs- und Virenschutzsystem stets auf dem aktuellen Stand.

Weiter teilt die Polizei mit, dass die Erpressung nach einer Zahlung in der Regel nicht aufhöre. Die Betroffenen sollten auf Nachrichten nicht reagierten, die Chatverläufe und Nachrichten aber sichern und Anzeige bei der Polizei erstatten.

 Weitere Tipps und Hinweise gibt es unter www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gefahren-im-internet/sextortion/