Den aus dem Jahre 1779 stammenden Hochaltar ziert ein Pfingstbild des Malers Franz Ferdinand Dent Foto: Jauch

Zusammen mit dem Pfründehospital bildet sie ein charakteristisches Ensemble: die Spittelkirche in der Hechinger Unterstadt. Weniger bekannt sein dürfte ihr Inneres, denn die Kirche ist nur selten zugänglich. Ihre Geschichte ist eng mit der Hoffnung auf göttliche Gnade verbunden.

Ihre Geschichte ist eng mit der Hoffnung auf göttliche Gnade verbunden. "Zu seinem und seiner Familie Seelenheil" stiftete Graf Eitelfriedrich IV. 1602 das nach ihm benannte Pfründehospital beim Lustgarten; "ein ewiglich unabgängliche Allmuossen-Stiftung auf Zwelf Personen in einem sbital", berichtet die Hechinger Chronik. Die Stiftung, heißt es darin weiter, sei "sonderlich für allte der Herrschaft Diener und Dienerinnen bestimmt."

Das Wort Pfründe leitet sich von mittellateinisch "praebenda" ab, was "Unterhalt" bedeutet. Frei von Pflichten waren die Pfründner allerdings nicht. Nach der von Eitelfriedrich und seinem Kaplan verfassten Spitalordnung hatten sie sich täglich um acht Uhr in die Hospitalkirche zu verfügen, um dort an der Messe teilzunehmen und auch für das Seelenheil des Fürsten zu beten. Die Kirche, die dem Heiligen Geist gewidmet ist, ließ der Graf im Jahre 1602, auch mit Mitteln seiner Tante, der Erbtruchsessin von Waldburg, erbauen.

Zweistimmiges Geläut mit Glocken aus den Jahren 1754 und 1950

Auf einem Merian-Stich von 1643 ist die Anlage gut zu erkennen. Laut einer in der Sakristei hängenden Tafel wurde das Gotteshaus "Uff Sonntag misericordia Domini den 13. Aprilis anno Domini 1603" vom Konstanzer Weihbischof Johann Jakob Sebastian geweiht. Ihr Stifter Graf Eitelfriedrich, der "Prächtige", sollte dieses Ereignis nur knapp zwei Jahre überleben. Er starb 1605.

Das Eberstein’sche Wappen, das sich mit dem Eitelfriedrichs auf der Predella der beiden 1602 aufgestellten Nebenaltäre befindet, ist seiner dritten Gemahlin, Johanna von Eberstein, zugedacht. Während auf dem Gemälde des linken Seitenaltars die Kreuzigung dargestellt ist, ist auf dem rechten der Überfall der Hunnen auf das Schiff der heiligen Ursula zu sehen. Den aus dem Jahre 1779 stammenden Hochaltar ziert ein Pfingstbild des Malers Franz Ferdinand Dent. Das Bild ist das letzte von ihm signierte Werk (Signatur "Dent pinxit 1779").

Die Spitalkirche, im Volksmund Spittelkirche genannt, besteht aus einem rechteckigen Raum, der durch eine eingebaute Chorbogenwand geteilt ist.

Noch heute ist sie mit ihrem quadratischen Turm beinahe ganz gotisch. Nur die Konsolen des hölzernen Netzgewölbes und die Rosetten an den Kreuzungspunkten tragen Renaissancecharakter.

Die Kirche verfügt über ein zweistimmiges Geläut. Eine Glocke stammt aus dem Jahre 1754, die zweite wurde 1950 gegossen. Das Gotteshaus ist an das ehemalige Spitalgebäude angebaut. Auf dessen Anfänge geht eine Begebenheit zurück, die in der Hechinger Chronik nachzulesen ist. 1607 beschwerte sich der Pfleger des Eitelfriedrich-Pfründehospitals beim Grafen über "einige Mißstände." "Die Schloßmägde trügen alle Milch aus dem Spital, so daß die Spitalmeisterin kein Schmalz (Butterschmalz) sammeln könne. Und der Hofbaumeister verfüge eigenmächtig über die Spitalpferde". Solche Misstöne gehören längst der Vergangenheit an.

Heutzutage dringen aus dem Gebäude nur noch wohlklingende Töne, denn seit Mitte der 1980er-Jahre ist darin die Jugendmusikschule Hechingen untergebracht. Der "Spittel" ist die älteste erhalten gebliebene soziale Stiftung in Hechingen. Sie besteht noch heute als Altenwohnheim Graf Eitel-Friedrich.

Info

Die Zahl der Gläubigen schrumpft, auch in der katholischen Seelsorgeeinheit Hechingen, aber die vielen Kirchen zeugen noch von einer Zeit, als Religion das gesamte Gesellschaftsleben prägte. In einer Serie stellen wir in den nächsten Wochen diese Bauwerke und ihre Geschichte vor.