Während der Corona-Pandemie erlebt der Nationalpark Schwarzwald einen Besucheransturm. Foto: (dpa)

Von April bis Juni strömten rund 300.000 Menschen in den Nationalpark. Herausforderung für Ranger. 

Seebach - In Zeiten der Corona-Krise strömen die Menschen in den Nationalpark Schwarzwald. Das ist gut so, meinen die Verantwortlichen - für die Ranger allerdings eine große Herausforderung.

Die Corona-Pandemie beschert dem Nationalpark Schwarzwald einen Besucherrekord. Von April bis Juni strömten rund 300.000 Menschen in den Nationalpark - ein Jahr zuvor waren es rund 200 000 gewesen, gab der Park am Mittwoch in Seebach (Ortenaukreis) bekannt. In Zeiten der Krise suchten die Menschen Entspannung in der Natur. Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) meinte geradezu schwärmerisch: "Wenn wir den Nationalpark nicht hätten, müssten wir ihn jetzt erfinden." Allerdings: Die massive Zunahme der Besucher um 50 Prozent stelle auch erhöhte Anforderungen an die Ranger.

Zugleich gab der Minister Details zur geplanten Eröffnung des Besucherzentrums Ruhestein bekannt. Wegen der Corona-Pandemie soll die Öffnung stufenweise verlaufen: Am 16. Oktober sei zunächst eine feierliche "Übergabe" an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) geplant, zunächst seien aber lediglich Besuche von Architekten, Fachleuten und Medienvertretern vorgesehen, auch die Parkverwaltung könne dann einziehen.

Die breite Öffentlichkeit dagegen darf demnach - vorausgesetzt die Corona-Entwicklung lässt es zu - erst ab März 2021 in das Gebäude. "Wir können den Betrieb wegen Corona nur schrittweise hochfahren", begründete Untersteller den Stufenplan. Wegen der Pandemie dürften täglich zunächst nicht mehr als 400 Gäste in das Zentrum, Tickets könne man ausschließlich online kaufen. Einen "uneingeschränkten Betrieb" solle es nach jetziger Planung erst ab Juni 2021 geben, erklärte der Minister.

Immer wieder müssen die Mitarbeiter wilde Camper ermahnen

Auch zum leidigen Problem der Baukosten, das in der Vergangenheit immer wieder zu Schlagzeilen geführt hatte, nahm der Minister Stellung. Nach mehreren Korrekturen nach oben in den vergangenen Jahren "kommen wir auf plus minus 50 Millionen Euro". Doch Untersteller fügte ausdrücklich hinzu: Der Bau "ist den Preis wert, da bin ich überzeugt". Und: "Hier ist nicht zu viel Geld angelegt, das ist gut angelegtes Geld." Es handele sich um ein "spektakuläres" Gebäude. Tatsächlich gilt das Zentrum als architektonisch ambitioniert. Als besondere Attraktionen gelten bereits jetzt der geplante offene "Skywalk", den die Besucher auf Baumwipfelhöhe begehen können, sowie ein schräger Aussichtsturm.

Zur Erinnerung: Rasant gestiegene Baukosten führen seit Jahren zu Kritik, 2019 hatte es der Bau gar ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler (BdSt) geschafft. Ursprünglich war im Jahr 2014 von 25,5 Millionen Euro Baukosten die Rede, zwei Jahre später bereits von 32 Millionen, seit 2019 wird die Zahl von 50 Millionen Euro genannt. Bei ersten Planungen seien Kosten wie etwa für Parkplätze überhaupt nicht mit eingerechnet worden, kritisierte Untersteller. "Da kann man etwas draus lernen."

Plus von 80 Prozent

Zu den gestiegenen Besucherzahlen meinte der Nationalpark-Experte Dominik Rüede, an manchen Orten im Park seien doppelt bis dreimal so viele Ausflügler wie im Vorjahreszeitraum gezählt worden. "Es hat sich gezeigt, dass der Andrang nicht nur auf die üblichen Hotspots beschränkt ist." Allerdings ließe sich nicht mit Gewissheit sagen, ob der Anstieg allein auf die Folgen der Corona-Krise zurückzuführen sei. "Vielleicht hat auch das besucherfreundliche Wetter dazu beigetragen." Den höchsten Besucheranstieg habe es im Mai gegeben, mit einem Plus von mehr als 80 Prozent. Im gesamten Jahr 2019 seien 780.000 Besucher registriert worden.

Allerdings gab es auch mahnende Stimmen, Besucherströme, die sich nicht an die Regeln halten, können auch zur Belastung werden, meinte etwa die Rangerin Friederike Schneider. So müsse man etwa immer wieder wilde Camper ermahnen oder allzu große Gesellschaften auflösen. Es komme vor, dass an manchen Parkplätzen abends dicht an dicht Campingwagen stehen. "Einmal haben wir 14 Campingwagen auf einem Parkplatz entdeckt", meint die Rangerin. Jetzt gehe es vor allem um die Frage, "was in den Sommerferien auf uns zukommt", meinte Schneider. Das könne man derzeit noch nicht wirklich abschätzen. Und Thomas Waldenspuhl, Leiter des Nationalparks, berichtet gar von vereinzelten nächtlichen Technopartys im Wald - das gehe natürlich gar nicht.