Lärmschutz bei Böblingen und Sindelfingen – Kosten für Ausbau jetzt bei 204 Millionen Euro.
Sindelfingen/Böblingen - Der Schutz vor Autolärm wird besser, die Kosten steigen: Jürgen Holzwarth, der Chef der Straßenplanung im Regierungspräsidium Stuttgart (RP), hat bei einer Veranstaltung der Bürgerinitiative Leise A 81 die aktuellen Pläne für den sechsspurigen Ausbau der A 81 bei Böblingen und Sindelfingen vorgestellt.
Den Anliegern der Autobahn ist der Lärmschutz am wichtigsten. Dafür haben sie gekämpft, so haben sie einen 850 Meter langen Deckel durchgesetzt. Dazu soll es, so Holzwarth, nun insgesamt 3,1 Kilometer gekrümmte Lärmschutzwände geben. Auf der Sindelfinger Seite ist dazu noch eine Stützmauer geplant, so dass sich die Wand dort von 7,90 Meter auf 11,90 Meter erhöht. Außerdem soll bei der Anschlussstelle Sindelfingen-Ost ein 320 Meter langer und zwölf Meter hoher Lärmschutzwall errichtet werden.
Die Kosten für diesen Schallschutz, der eine enorme Verbesserung bedeute, bezifferte Holzwarth auf 13,5 Millionen Euro. „Das sind wahrscheinlich die teuersten zwei Kilometer der Republik“, erklärte er vor den betroffenen Anwohnern im Gemeindehaus der Sindelfinger Versöhnungskirche.
Die Mitglieder der Initiative Leise A 81, die sich seit sieben Jahren für einen verbesserten Lärmschutz einsetzt, sind zufrieden. Die vom Regierungspräsidium vorgestellten Pläne führten zu einer „signifikanten und hörbaren Verbesserung der heute herrschenden Situation“, sagte Sprecher Thorsten Breitfeld. Und: „Die Lösung mit den von uns vorgeschlagenen gekrümmten Wänden stellt einen tragbaren Kompromiss zwischen Kosten, Nutzen und Schallschutz dar.“ Ursprünglich hatte die Initiative einen drei Kilometer langen Deckel gefordert.
In vielen Wohngebieten sei der A-81-Verkehr künftig kaum noch zu hören
Für den Lärmschutz außerhalb des Deckels waren insgesamt vier Varianten diskutiert worden. Dazu gehörte eine fünf Meter hohe Mittelwand. Sie wurde vorübergehend in Betracht gezogen, um die Lärmgrenzwerte von tagsüber 59 Dezibel und nachts 49 Dezibel nicht zu überschreiten. Diese Idee wurde jedoch verworfen, da die am Computer simulierten Messungen angesichts der höheren Kosten keine spürbare Verbesserung ergeben hätten, wie Holzwarth betonte. Den Berechnungen lag eine Prognose für das Jahr 2025 zugrunde, die von einem durchschnittlichen täglichen Verkehrsaufkommen von 110.000 Fahrzeugen auf der dann sechsspurigen A 81 ausgeht.
In vielen Wohngebieten sei der A-81-Verkehr künftig kaum noch zu hören, da die Lärmwerte den natürlichen städtischen Lärmpegel unterschreite, versicherte Holzwarth den Anliegern der Autobahn. „Sie werden dann ohne Probleme bei geöffnetem Fenster schlafen können.“
Ob genau so und wann gebaut wird, ist noch völlig offen. Unklar ist auch, wer die rund 20 Millionen Euro Mehrkosten allein beim Deckel übernimmt. Bisher teilen sich die beiden Städte, der Landkreis, das Land und der Bund die ursprünglich angenommenen 50,3 Millionen Euro. Sicher ist aber, dass die Gesamtkosten für den sechsspurigen Ausbau von Böblingen-Hulb bis Sindelfingen-Ost weiter klettern. Aktuell sind es laut Holzwarth 204 Millionen Euro. Anfangs war – ohne den 850-Meter-Deckel – mit 89 Millionen Euro gerechnet worden.