OB-Kandidat Sebastian Turner. Foto: Leif Piechowski

Turner und Frau vor Herausforderung – CDU-Parteichef Kaufmann: „Freue mich für die beiden“.

Stuttgart - Die Stimme versagt fast, ein bisschen Auszeit wäre nicht schlecht, doch der Terminkalender ist gut gefüllt – und nun hat der OB-Kandidat der bürgerlichen Gruppierungen mit seiner Frau zusammen noch eine weitere Herausforderung zu bestehen: Sebastian Turner wird wieder Vater. Und zwar gleich zweifach. Seine Gattin Heidi Wittlinger erwartet Zwillinge.

Mit der Geburt ist, wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, im Oktober zu rechnen. In dem Monat, in dem die OB-Wahl stattfindet und, wenn nötig, auch der zweite Wahlgang. Amtsinhaber Wolfgang Schuster will Anfang Januar das Rathaus verlassen. Sollte Turner sein Nachfolger werden, hätte er es im kommunalpolitischen Machtzentrum mit vielen neuen Erfahrungen, Terminen und der Notwendigkeit der Einarbeitung zu tun – daheim mit Windelwechseln und vielleicht mit Dreimonatskoliken. Auf jeden Fall mit verschärften Vaterpflichten neben der Aufmerksamkeit, die auch die dreijährige Tochter von Turner und Wittlinger erwarten darf.

Geht das überhaupt? Hätte Turner sich auch um den OB-Sessel beworben, wenn er von der neuen Vaterschaft gewusst hätte? Wie steckt er die Herausforderung weg? Wer Turner danach fragen will, bekommt am Telefon eine knappe Antwort von dieser heiseren Stimme: „Kein Kommentar.“

Dass sie wieder Eltern werden, empfänden Turner und seine Ehefrau als großes Glück

Wer sich im Umfeld des Unternehmers aus der Werbebranche umhört, bekommt eindeutige Signale. Dass sie wieder Eltern werden, empfänden Turner und seine Ehefrau als großes Glück. Gewiss: Bei der Wohnungssuche für den Fall der erfolgreichen Wahl muss Turner vermutlich von vorn beginnen. Zwei Personen mehr und dazu ein Zwillingskinderwagen, das verändert die Prämissen dann doch ein bisschen.

Den Entschluss, die Amtsgeschäfte des Oberbürgermeisters mit dem Familienleben zu vereinbaren, hatte Turner ja sowieso schon gefasst, als er sich Mitte Januar dem Kreisvorstand der CDU erklärte. Es wäre nicht überraschend, wenn er jetzt erst recht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als der Erste unter den Bürgern der Stadt vorexerzieren wollte.

Im Fall der Fälle könnte er immerhin auf Erfahrungen in der CDU zurückgreifen: Christoph Palmer, früherer Minister, und seine politisch aktive Ehefrau Christine Arlt-Palmer haben schon vorgemacht, wie man Politik und Zwillingsbetreuung bewältigen kann. Christine Arlt-Palmer: „Anfangs ist es nicht ganz einfach. Nach einem halben Jahr läuft es halbwegs rund. Es ist eine große Belastung, vor allem für die Frau in der Schwangerschaft, aber es ist ja eine positive Belastung. Ich brauchte die ganze Verwandtschaft.“ Den Gedanken, dass die Herausforderung für Turner zu groß werden könnte, gibt es auch beim Parteichef Stefan Kaufmann nicht. „Ich freue mich, dass das Ehepaar Zwillinge erwartet“, sagte der Kreisvorsitzende auf Anfrage. Und er nehme auch nicht an, dass die Nachricht an der Parteibasis Bedenken auslösen werde.

Außerdem: Ob Turner mit dieser Herausforderung auch als OB zurechtkommen muss, ist völlig offen. Niemand weiß, wer aus der Wahl als Sieger hervorgehen wird.