Comedian Sebastian Lehmann nimmt sich ganz frech seine Eltern vor. Foto: Susanne Conzelmann

Viel zu Schmunzeln und zu Lachen gab es in der Festhalle mit Kleinkunstpreisträger Sebastian Lehmann. Sein neues Programm „Ich hab’s dir doch gleich gesagt, Sebastian“ ist eine gelungene Mischung aus Lesung und Comedy.

„Schön, dass ihr heute da seid – besser, als wenn es meine Eltern wären denn es geht sehr oft um sie!“ Und tatsächlich fragt man sich im Laufe des Abends öfters, ob gewisse Eigentümlichkeiten von Mutter und Vater Lehmann authentisch, leicht bis schwer übertrieben oder gar dreist erfunden sind. Denn Sebastian Lehmann bestreitet einen großen Teil seines Programms mit Protokollen der Telefonate zwischen Heimathafen Freiburg und Wahlheimat Berlin – und es sind diese protokollierten Ferngespräche, denen er seinen Ruf verdankt.

Immer ein leiser Vorwurf in der Stimme

Auch in Baden-Württemberg: In SWR3 sind regelmäßig seine Kolumnen zu hören. Meist ruft die Mutter an – gerne mit leisem Vorwurf in der Stimme. Es geht um neue Technikerwerbungen, den „Dings“ aus der Kindheit, die Ernährung und unterschiedliche Lebensstile.

Der Vater erprobt dazu im Hintergrund neu angeeignetes Wissen aus dem Italienisch-Volkshochschulkurs: „Stupido Stronzo!“ tituliert er seinen Sohn mit sonorer Stimme. Überhaupt sind die meist recht kurzen und mürrischen Einwürfe des Vaters die Höhepunkte dieser Telefonate. Er war es laut Sebastian Lehmann auch, der den Anstoß zu der neuen Kurzgeschichtenreihe „Meine schlechten Eigenschaften“ gegeben hat.

Was sind die Unterschiede zwischen Badenern und Schwaben?

Es gibt auch noch andere, in denen die exzellente Beobachtungsgabe des in der „Toskana Deutschlands“ geborenen Freiburgers ein ums andere Mal zur Geltung kommt. Etwa, wenn er – mitten auf der Alb! – über die Unterschiede von Badenern und Schwaben plaudert. Oder eine „Typologie des Bahnfahrers“ entwirft, deren Spektrum vom „Starrer“ über den „Räusperer“ bis zum „Kommentierer“ reicht.

Unbedingt unterhaltsam sind auch die Popgedichte. Lehmann präsentiert zu bekannten Popsongs die Google-Übersetzungen. Die von „Despasito“ fällt mit „Ich sehe, dass Sie Bosheit mit Zartheit sind“ noch recht lyrisch aus. Regelrecht dadaistisch wird es bei Mr. Presidents „Coco Jamboo“: „Aber kein Coco-Lok-Boom, während ich pinkle, Lee! Wenn ich mein Baby halte, sagt sie, ich mache es netter.“ Bei soviel Blödsinn bleibt Sebastians Vater nur noch eines: Er legt auf.