Die Wild Wings richten den Blick nach vorn. Foto: Sigwart

Die Schwenninger Eishockey-Cracks stellen bereits am Tag nach dem unglücklichen Saisonaus die Weichen für die Zukunft. Wichtige Akteure haben verlängert, andere sind umworben.

Was macht ein Eishockey-Trainer am Abend nach dem vorzeitigen, unglücklichen Saisonaus? Natürlich Eishockey im TV verfolgen. So zumindest Niklas Sundblad. Viel lieber hätte der Coach die Wild Wings auf ein DEL-Play-off-Viertelfinale gegen Mannheim vorbereitet.

"Natürlich – so war auch unser Plan", kümmerte sich der Schwenninger Trainer am Sonntagabend also nicht um die Stärken und Schwächen des Süd-Staffelgewinners, sondern schaute zu, was es Neues in der Schwedischen Hockey Liga (SHL) gibt. Am Montag entspannte Sundblad zusammen mit seinem Co-Trainer Gunnar Leidborg dann bei vier Grad und Nieselregen im nahen Königsfeld bei einer Runde Golf.

Das bittere Ende

Klar, dass Sundblad dabei auch an die extrem knapp verpassten Play-offs dachte. "Es ist Fakt, dass zwei Teams weitergekommen sind, die im Vergleich zu den anderen Mannschaften jeweils ein Spiel weniger ausgetragen haben", sieht es Sundblad für die Wild Wings durchaus als Nachteil an, dass das Nachholspiel zwischen den Tabellenvierten aus Iserlohn (Norden) und Straubing (Süden) aufgrund von Zeitmangel nicht mehr zur Austragung kam. "So haben wir in der Endabrechnung im Vergleich zu Straubing sogar einen Punkt mehr auf dem Konto. Und das bessere Torverhältnis. Aber alle Mannschaften wussten ja schon vor der Saison, dass der Punkteschnitt entscheiden könnte", betont der Schwede.

54 Punkte sind "stark"

Auch am Montag schwingt also durchaus noch Enttäuschung über das Saisonaus mit. Gleichzeitig ist Niklas Sundblad aber auch "einfach nur stolz auf die Mannschaft. Wir haben 54 Punkte in 38 Spielen geholt. Das ist stark." In der Tat: Schwenningen schnupperte bis fast zur letzten Sekunde der Hauptrunde an den Play-offs. Letztendlich fehlte aber nicht nur die Schützenhilfe aus Wolfsburg beim 2:4 gegen die Straubinger Tigers. "Wir haben in der Runde einige Punkte unnötig liegen gelassen", denkt der Schwede auch an die völlig unnötige 5:6-Niederlage nach Verlängerung am Freitag gegen das abgeschlagene Nord-Schlusslicht Krefeld.

Den "nächsten Schritt"

"Dennoch war es eine sehr gute Saison. Wir haben den nächsten Schritt gemacht", geht es für den 48-Jährigen nun darum, die Weichen für die kommende Runde zu stellen. Auch deshalb wird Sundblad in den nächsten Tagen mit allen Spielern Einzelgespräche führen. "Das mache ich immer", wird sich der Schwede auch von manchem Profi verabschieden müssen. "Nicht alle bleiben ja in Schwenningen."

Die Vertragsverlängerung

Umso mehr freute sich Sundblad, dass sich Torwart Joacim Eriksson am Montag für zwei weitere Runden an die Wild Wings band. "Wir sind sehr froh, dass Joacim für weitere zwei Jahre bei uns bleibt. Er hat seinen Stellenwert innerhalb der Mannschaft – aber auch in der gesamten Liga – eindrucksvoll unter Beweis gestellt." Auch Sportdirektor Christof Kreutzer ist froh: "Joacim ist einer der besten Goalies in der Liga. Dass er weiter bei uns im Tor steht, ist ein wichtiger Bestandteil für uns", wird der Sportdirektor in einer Mitteilung der Wild Wings zitiert.

"Zuallererst möchte ich mich bei den Fans bedanken, die dieses Jahr wirklich unglaublich zu uns waren. Es ist großartig, für zwei weitere Jahre hier in Schwenningen zu spielen. Ich werde alles daran setzen, dass wir in dieser Zeit erfolgreich sein werden", fiebert Joacim Eriksson schon der kommenden Saison mit den Wild Wings entgegen.

Der bisherige Kader

Das tun auch Niklas Sundblad und Gunnar Leidborg, die beide ihre Verträge ebenfalls bis 2023 verlängert haben. Neben Joacim Eriksson setzen die Übungsleiter in der Runde 2021/22 weiter auf Johannes Huß, Boaz Bassen, Colby Robak, David Cerny, Will Weber, Maximilian Hadraschek, Daniel Pfaffengut und die Spink-Zwillinge. Der Stamm des Teams steht also bereits. Das klare Ziel dann: "natürlich die Play-offs."

Punktuelle Verstärkungen

Christof Kreutzer ("Diese Saison war für uns ein großer Schritt in die richtige Richtung") hat in den kommenden Wochen sehr viel Arbeit. "Wir werden einige Verträge nicht mehr verlängern, denn wir wollen unseren Kader punktuell in der Qualität und auch in Sachen Tiefe verstärken. Es ist klar, dass wir das Team weiterentwickeln wollen", stellt der Sportdirektor klar.

Bei Spielern wie Backup Patrik Cerveny oder Verteidiger Benedikt Brückner stehen die Zeichen auf Abschied. Gehalten werden sollen die beiden Top-Angreifer Troy Bourke und Andreas Thuresson, aber das wird wohl ein schweres Stück Arbeit für die Wild Wings. Die beiden Sturmpartner sind von einigen DEL-Konkurrenten heftig umworben. Dies ist für Kreutzer aber auch ein Zeichen dafür, "dass Trainer und Mannschaft in dieser Saison eine sehr gute Arbeit abgeliefert haben. Gute Leistungen wecken Begehrlichkeiten. Das ist normal in unserem Geschäft. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln." An Troy Bourke sind Spitzenteams wie München, Mannheim oder Ingolstadt dran.

Erste Verpflichtungen fix

Zu berücksichtigen haben Kreutzer und Sundblad bei ihrer Kaderplanung auch den Aspekt, dass in der nächsten DEL-Saison drei anstatt wie bisher zwei deutsche U23-Akteure auf dem Spielbogen stehen müssen. "Es muss auch unser Ziel sein, dass Schwenningen wieder zu einer sehr interessanten Adresse für deutsche Talente wird", macht es Kreutzer deutlich. Der Sportdirektor bestätigt zudem, "dass wir einige Neuverpflichtungen bereits fix haben. Diese können wir aber noch nicht veröffentlichen, da sich die jeweils abgebenden Klubs noch im Wettbewerb befinden."

Der gebürtige Düsseldorfer erwartet in den kommenden Monaten einen hart umkämpften Spielermarkt in Deutschland – auch mit einigen Tücken, "weil die wirtschaftlichen Planungen aufgrund der Pandemie ja noch ziemlich offen bleiben". Das große Thema "Gehaltskürzungen", so Christoph Kreutzer, werde es in diesem Sommer nicht mehr geben. "Dies wird nun in den neuen Verträgen von vornherein geregelt." Insgesamt ist der Sportdirektor von einer erfolgreichen kommenden Saison für die Schwenninger Wild Wings überzeugt.

Die Ex-Kapitäne

Dafür drückt auch Sascha Goc die Daumen. Der ehemalige Kapitän der Wild Wings verfolgte vom heimischen Calw aus nicht nur den letzten Saisonauftritt am Sonntag beim 5:3-Heimsieg gegen Köln. "Es ist echt schade, dass die Wild Wings die Play-offs nicht erreicht haben. Sie hätten es verdient gehabt", war der 42-Jährige besonders von den läuferischen Fähigkeiten des Süd-Tabellenfünften angetan. Nicht nur deshalb hätten die Verantwortlichen bei der Kaderzusammenstellung "vieles richtig gemacht". Sascha Goc hofft nun, dass sich die Neckarstädter in der kommenden Saison endlich den Play-off-Traum erfüllen. "Dies hätten vor allem die Fans mehr als verdient."

Andreas Renz, ein weiterer Ex-Spielführer der Wild Wings und derzeit Fernsehkommentator bei Magenta Sport, zeigt sich ebenfalls begeistert von der Entwicklung seines Heimatklubs. "Vor allem die Art und Weise, wie die Mannschaft aufgetreten ist, hat mir sehr imponiert. Da ist eine klare Struktur und Handschrift meines ehemaligen Kölner Teamkollegen Niklas Sundblad zu erkennen. Er ist zusammen mit Gunnar Leidborg ein Glücksfall für Schwenningen, weil er seinen Weg immer klar vor Augen hat. Er war schon als Spieler so ehrgeizig", weiß Renz.

Drei im Nationalteam

Zur Vertragsverlängerung von Joacim Eriksson gesellte sich am Montag noch eine weitere positive Nachricht für die Schwenninger. Johannes Huß, Daniel Pfaffengut und Boaz Bassen werden von Bundestrainer Toni Söderholm für den Start der WM-Vorbereitung mit den beiden kommenden Länderspielen am Wochenende gegen die Slowakei berufen.

Die Zukunft

Die Perspektiven der Wild Wings gestalten sich also hervorragend. Auf den Königsfelder Golfplatz könnte es für Niklas Sundblad und Gunnar Leidborg im Frühjahr 2022 seltener gehen. Auf jeden Fall nicht schon nach den dann hoffentlich ausgespielten 52 Hauptrundenspieltagen.