Wachparade vor Schloss Drottningholm: Die malerische Szene wird derzeit öfter von Attacken in der Nähe brütender Seeschwalben gestört. Foto: Mauritius

Das Wachbattallion des schwedischen Königspaars wird von aggressiven Seeschwalben attackiert. Das Problem: die Vögel sind streng geschützt. Das Militär bittet um eine Sondererlaubnis für den Abschuss einiger Tiere. Tierschützer finden die Angst der Soldaten lachhaft.

Stockholm - Eines der schwedischen Königsschlösser steht wieder einmal unter Angriff. Im vergangenen Sommer waren es Pokémon-Spieler, die einen nächtlichen Einsatz der Königswachen im Sommerschloss auf der Insel Öland provozierten. Doch Carl XVI. Gustaf musste seine Nachtruhe deshalb nicht unterbrechen . Die jungen Computer-Spieler zogen wieder friedlich ab. Dieses Mal ist die Sachlage verzwickter. Es geht es um eine geschützte Vogelart, die im Park des Hauptwohnsitzes von König und Königin am imposanten Schloss Drottningholm bei Stockholm nistet.

Weil ein Teil des idyllisch am Mälarsee gelegenen Schlosses auf der Insel Lovön auch für Touristen geöffnet ist, während ein anderer Flügel das Königspaar beherbergt, muss der königliche Wachschutz dort sehr präsent sein. Regelmäßig patrouillieren die von Schwedens Armee abgestellten Soldaten im Park der Schlossanlage.

Die Armee will eine Sondererlaubnis, um die Vögel abzuschießen

Doch der Feind kommt von oben: Die Soldaten werden regelmäßig von wütenden Seeschwalben angegriffen. Es ist bekannt, dass diese sich vor allem in der Brutphase sehr aggressiv gegenüber Eindringlingen verhalten. Die Königswache sieht sich deshalb außerstande, ihren Schutzauftrag ordnungsgemäß zu vollziehen. Gegen Vogelangriffe aus der Luft ist Schwedens Armee nicht ausgebildet. „Für die Wache ist das ein großes Problem, sie hat uns immer wieder deshalb kontaktiert. Wir müssen das nun so gut es geht lösen“, umschreibt Stefan Wirtén, Schlossvogt von Drottningholm, vorsichtig in der Zeitung „Expressen“ das Problem.

Das Boulevardblatt hat herausgefunden, dass Hof und Armee einen Antrag bei der kommunalen Verwaltung gestellt haben, um zehn der geschützten Vögel abzuschießen. Der Antrag zielt auf eine Schutzjagd ab, die Ausnahmen vom Artenschutz gewährt, wenn das Wohl von Menschen in Gefahr ist. Normalerweise kommt das in Schweden nur bei Wölfen zur Anwendung, die Menschen oder Vieh bedrohen.

„Wir haben bereits alle anderen Methoden ausprobiert, die uns eingefallen sind, und das ist der letzte Ausweg für uns“, sagt Wirtén. Ob auch das Königspaar selbst sich von den angriffslüsternen Vögeln bedroht fühlt, will er nicht kommentieren. „Das weiß ich nicht. Ich habe nicht persönlich mit dem König darüber geredet“, sagt er. Der Antrag sei nicht von seinem blaublütigen Chef gestellt worden, sondern von der Armee, unterstreicht der Schlossverwalter.

Es geht Vögel, die maximal hundert Gramm wiegen

Noch ist über den Antrag nicht entschieden. Vogelschützer wollen die Tiere um jeden Preis beschützen und haben Widerstand angekündigt. „Das ist doch lachhaft, deshalb eine Schutzjagd zu beantragen. Weil einige Schwalben aggressiv gegenüber Wachen sind. Es geht hier um Vögel, die maximal hundert Gramm wiegen“, protestiert Sören Lindén, Vogelschutzbeauftragter des einflussreichen Ornithologischen Vereins Stockholms. „Das hier sind keine gefährlichen Vögel, welche die Soldaten, die das Schloss Drottningholm beschützen, zu Tode hacken“, sagte er der Zeitung. Noch lächerlicher sei das Ganze, weil es ja eine richtige, schlagkräftige Einheit am Schloss von gibt und nicht nur einen einzelnen Wächter. Der amtliche Beschluss zum Schwalbenabschuss soll noch im Mai fallen.

Lindéns Vogelschutzverein ist eine der Instanzen, die von der Kommunalverwaltung für eine qualifizierte Entscheidung herangezogen werden. „Wir holen Gutachten von den Ornithologen und dem Jägerverband ein, und dann fällen wir unsere eigene Entscheidung“, erklärt Sara Lord, verantwortliche Sachbearbeiterin der Gemeindeverwaltung. Dass sich nun auch landesweit die Medien eingeschaltet haben, dürfte die Chancen erhöhen, dass die Seeschwalben auch weiter in königlicher Nähe brüten dürfen. Dass die Königswache geschützte Vögelchen abschießen will, macht sich nicht gut in der Öffentlichkeit.