Viele Musikliebhaber und Freunde des Schwarzwald Musikfestivals. Foto: Schwarz

Mit Verdis „Messa da Requiem“ als Auftakt zum 25-jährigen Jubiläum des Schwarzwald Musikfestivals sorgten die Veranstalter für eine mitreißende Premiere in der nahezu voll besetzten Stadtkirche.

Noch nie zuvor – so erklärte Intendant und Dirigent Mark Mast bei der obligatorischen Konzerteinführung – war Verdis Requiem in der Stadtkirche zu hören.

Fast 600 Musikliebhaber und Freunde des Schwarzwald Musikfestivals nutzten deshalb die Gelegenheit, dieses hochemotionale Meisterwerk, das im Jahr 1874 in der Mailänder Markuskirche erstmals gespielt wurde, in hochkarätiger Besetzung mit der Philharmonie Baden-Baden und dem Chor der Bayrischen Philharmonie unter dem Dirigat von Mark Mast zu genießen und einen unvergesslichen Abend zu erleben.

Vier anstatt zwei Fagotte

Mit dem tschechischen Bass Pavel Svinger, dem chilenischen Tenor Felipe Pojas Velozo, der Mezzosopranistin Anita Jirovská und der kurzfristig krankheitsbedingt eingesprungenen Sopranistin Susanne Bernhard aus München war auch der Part der vier Solisten in diesem Konzert erstklassig besetzt.

„Es ist die größte Aufführung, die wir je gemacht haben“, sagte Mast zur Dimension, die sich auch in der instrumentalen Besetzung des Orchesters widerspiegelte. Gespielt wurde beispielsweise mit vier anstatt der sonst üblichen zwei Fagotte, was dem Ganzen eine etwas dunklere und ernstere Klangfarbe verlieh.

Landrat Klaus Michael Rückert (von links) und seine Frau Anne-Katrin , Schirmherr Günther Oettinger, Intendant Mark Mast sowie Oberbürgermeister Julian Osswald mit Ehefrau Kristina. Foto: Schwarz

Die ebenfalls vier Trompeten im Orchester wurden im „Dies Irae“ , dem jüngsten Gericht, sogar zusätzlich durch vier „Ferntrompeten“ im Kirchenraum und auf der Empore ergänzt. „Es könnte deshalb sein, dass sie für den Moment das Gefühl haben, zumindest klanglich tatsächlich im jüngsten Gericht zu sitzen“, warnte Mast vorab – und er sollte recht behalten.

Die Gefühlswelten, in die die Zuhörer während dieser höchst emotionalen Aufführung aufgrund der teilweise sehr kraftvollen Orchesterfluten und des Gesangs in seiner ganzen Bandbreite entführt wurden, hätten vielfältiger kaum sein können. Vom leisen und zarten Pianissimo, das die Trauer der Menschen in dieser Totenmesse widerspiegelt, bis hin zum Fortissimo im aufwühlenden „Dies Irae“ reichte das musikalische Spektrum.

Oper im kirchlichen Gewand

Verdi hatte diese Totenmesse, die seit der Erstaufführung immer wieder auch als „Oper im kirchlichen Gewand“ eingeordnet wurde, für den verstorbenen Dichter Alessandro Manzoni komponiert und zu einer Art persönlicher Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben, Tod und Jenseits gemacht.

Im ersten Teil, dem „Introitus“, spiegelt die Musik die Vergegenwärtigung der Trauer und der Hoffnung wider mit zunächst leisen und zarten Tönen, die in große symphonische Klänge und schließlich den nachfolgenden Ansturm des aufwühlenden „Dies Irae“ im zweiten Satz übergehen. Das „Offertorio“ des dritten Teils mit der „Darreichung der Gaben“ lässt den Chor pausieren, während die Solisten und das Orchester die Zuhörer noch tiefer mit der Musik in die spirituelle Welt Verdis entführen.

Nach dem Konzert konnten die Gäste beim Empfang im Kurhaus sich noch über das Erlebte austauschen. Foto: Schwarz

Beim „Sanctus“ unterteilt sich der Chor und präsentiert den Gesang in eindrucksvoller Weise sogar achtstimmig. Das „Agnus Dei“ im Anschluss mit den beiden Solistinnen verleitet aufgrund der sanften Töne dazu, mit geschlossenen Augen zu genießen. Der sechste Teil der Messe widmet sich dem ewigen Licht („Lux aeterna“) mit einem harmonischen Zusammen- und Wechselspiel von Mezzosopran, Tenor und Bass, bevor am Ende Sopranistin Susanne Bernhard in Form eines dramatischen Rezitativs mit vereinzelten Zwischenrufen des Chors den eindrucksvollen Schlusspunkt setzt.

Stehende Ovationen würdigten verdientermaßen eine großartige Aufführung.

Die Ansprachen

Oberbürgermeister Julian Osswald
würdigte das Schwarzwald Musikfestival aufgrund der Verbreitung als „kulturelles Projekt des Landes Baden-Württemberg“. Das Land und das Ministerium für Kunst und Kultur hätten deshalb aus Anlass des Jubiläums auch eine Sonderzuwendung von 10 000 Euro gewährt. Darüber hinaus hätten die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) die drei Eröffnungskonzerte mit fast 30 000 Euro unterstützt. „So etwas wie heute könnten wir sonst nicht bieten“, so Osswald. Gespielt werden 16 Konzerte an 16 Orten, die ersten davon seien bereits ausverkauft.

Schirmherr Günther Oettinger
würdigte den Chor und das Orchester als „Bayern und Baden-Württemberg auf höchstem Niveau“. Der Schwarzwald erblühe in den kommenden Wochen musikalisch, wofür er den Verantwortlichen danke. Bleiben Sie diesem Festival in den nächsten Tagen, Jahren und Jahrzehnten treu.“ Eine so volle Stadtkirche sei ein Zeichen von Lebensfreude.