Sven Hinterseh (rechts), mit seiner Frau Christine, ist Nachfolger von Karl Heim (links). Foto: Schück

Platzhirsch Walter Klumpp verliert die Wahl. "Entscheidung für den 40-Jährigen war knapp".

Schwarzwald-Baar-Kreis - Dreimal krähte der Hahn auf einem Nachbargrundstück des Landratsamtes und schon war's geschehen: Sven Hinterseh und nicht Platzhirsch Walter Klumpp wurde zum Nachfolger von Karl Heim gewählt.

Tatsächlich erschallte der Ruf des Federviehs, als der Buchstabe "R" aufgerufen wurde und unter anderem der Landtagsabgeordnete Karl Rombach zur Urne schritt. Die Auszählung des ersten Wahlganges mit weißen Stimmkarten ergab schon die Sensation. Tatsächlich hatte Hinterseh beim eine Stimme mehr als Klumpp errungen, und das, obwohl im Vorfeld nicht nur die Fraktion der Freien Wähler, deren Sprecher Klumpp ist, sondern auch die der Grünen und der SPD erklärt hatten, sie würden geschlossen für Klumpp stimmen. Im zweiten Wahlgang mit blauen Karten hatte es sich dann jemand offenbar anders überlegt und Hinterseh erhielt 33 Stimmen, eine knappe Mehrheit.

"Was für ein schöner Montag"

"Es ist modern, dass man den Bundespräsidenten zitiert, das mache ich jetzt auch", erklärte der strahlende Sieger, der mit seiner Frau Christine nach Villingen-Schwenningen gekommen war: "Was für ein schöner Montag."

Hinterseh dankte dem Kreistag, dass er Vertrauen zu ihm habe und bat um das Vertrauen derjenigen, die ihn nicht gewählt hätten. Walter Klumpp, der mit 31 Stimmen knapp unterlag, gratulierte seinem Konkurrenten souverän, wünschte ihm alles erdenklich Gute und erklärte, er werde sich nun weiterhin um seine "schöne Stadt Bad Dürrheim" kümmern.

"Die Fußstapfen von Karl Heim, in die ich nun trete, sind natürlich groß", so Sven Hinterseh im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Zum 1. Juni wird er sein Amt antreten. Landrat Karl Heim lud ihn ein, mit dem Kreistag im Mai nach Ungarn zu reisen. "Für mich ist die Wahl keine Überraschung, die Entscheidung war knapp", erklärte Karl Heim, der von zwei "sehr guten Kandidaten" sprach, die inhaltlich wenig voneinander abwichen. Hinterseh werde "ein sehr guter Landrat" sein.

Ob er damit gerechnet hat, gewählt zu werden? "Ich habe es gehofft", antwortete der 40-jährige, der den Schwarzwald-Baar-Kreis bereits als Rechtsdezernent kennengelernt hat. "Aber ich bin demütig und freue mich über das Ergebnis." Baldmöglichst wollen er und seine Frau Christine, die ebenfalls über das ganze Gesicht strahlte, in den Schwarzwald-Baar-Kreis ziehen.

Wohin, wissen sie noch nicht, aber Karl Heim offerierte schon mal seinen eigenen Wohnort Obereschach. Auch Heims Vorgänger Rainer Gutknecht wünschte dem neu gewählten Landrat viel Glück und Erfolg, wie eine Nachfrage des Schwarzwälder Boten bei dem heute 80-Jährigen ergab. Wie Hinterseh ist CDU-Mitglied Gutknecht Jurist, römisch-katholisch und war zum Amtsantritt nur zwei Jahre älter.

Dass Bürgermeister aus den Reihen des Kreistages nicht gewählt wurden und "Abweichlertum" Tradition hat stellte Gutknecht schon bei der Wahl von Karl Heim fest, als sich neben CDU-Mitglied Klaus Martin (damals Bürgermeister von Triberg) Bernhard Kaiser (FDP) beworben hatte. Sven Hinterseh selbst sieht sich freilich nicht als CDU-Landrat, sondern "als überparteilicher Kandidat" angetreten. "Mir liegt daran, mit allen ehrlich und fair zu arbeiten", erklärte er. Er führt sein Wahlergebnis auf Einzelgespräche mit allen Kreistagsmitgliedern zurück.

Die Band des Quellenlandkreises unter der Leitung von Michael Maier grüsste den neuen Landrat dann mit schmissigen Märschen, bevor alle das Badner-Lied schmetterten. Hinterseh und seine Ehefrau fuhren am Abend zurück zu ihren drei Kindern nach Vaihingen, die unterdessen von den Schwiegereltern gehütet wurden.