Die Schmerzambulanz am Schwarzwald-Baar-Klinikum ist seit Juni geschlossen. Foto: Eich

Neues Aufgabengebiet für die zuständige Ärztin. Eine Anlaufstelle weniger bei chronischen Leiden.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Tiefgreifende Veränderungen kommen auf Patienten zu, die im Notfall die Schmerzambulanz am Schwarzwald-Baar-Klinikum aufsuchen: Die Ambulanz ist mit Beginn des Monats Juni geschlossen worden – nicht betroffen sei davon das Regionale Schmerzzentrum generell, betont die Klinik.

"Für Patienten wie mich ist das eine Katastrophe", klagt eine 30-jährige Villingerin im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Wie ihr, so ergeht es vielen Schmerzpatienten: Sie sind leidgeplagt, haben nicht selten einen waren Marathon zu verschiedenen Ärzten, Kliniken und Therapeuten der unterschiedlichsten Art hinter sich und müssen irgendwie lernen, mit dem Schmerz in ihrem Körper zu leben.

"Die Versorgung der Schmerzpatienten ist selbstverständlich weiterhin gewährleistet", erklärte Kliniksprecherin Sandra Adams zwar zunächst auf Nachfrage unserer Redaktion, ob denn das regionale Schmerzzentrum geschlossen werde. Das, so Adams sei eine Falschinfo. Wenig später aber wird auf erneute Nachfrage des Schwarzwälder Boten klar: Was auf das Schmerzzentrum zutrifft, ist offenbar bei der Schmerzambulanz ganz anders. "Wir werden die Schmerzambulanz ab Anfang Juni aus organisatorischen Gründen nicht mehr anbieten", erklärt die Kliniksprecherin nämlich dazu. Die Schmerzambulanz habe mit dem Regionalen Schmerzzentrum "gar nichts zu tun", beide seien getrennt voneinander zu betrachten.

Wichtiges Angebot geht verloren

Fakt ist jedoch, für Schmerzpatienten geht ein wichtiges Angebot verloren. Für die 30-jährige Betroffene ist die Schließung, das wird im Gespräch mit unserer Redaktion deutlich, vergleichbar mit einem Supergau ihrer eigenen Krankheitsgeschichte. Wie es ist, mit ständigen Schmerzen zu leben, weiß die junge Frau aus leidvoller Erfahrung allzu gut. Mit Anfang 20 wurde bei ihr eine Fibromyalgie diagnostiziert – die Schmerzen strahlten in mehrere Körperregionane aus, Rücken, Arme, Beine, nichts schien davor gefeit zu sein. Bis zur Diagnose Fibromyalgie lag bereis ein weiter weg hinter der Doppelstädterin. Umso glücklicher war sie, sich bislang jederzeit an die Schmerzambulanz am Klinikum wenden zu können.

"Hat man den Fuß erstmal in der Tür, geht es in den Sprechstunden, vorausgesetzt die Krankheit ist bereits diagnostiert, um die Erstellung eines Therapieplans", schildert die junge Frau. Neben Medikamenten werde gemeinsam überlegt, welche Möglichkeiten es noch gebe, "um das Leiden erträglicher zu machen". Das kann von Sport bis hin zur begleitenden Psychotherapie gehen. In regelmäßigen Treffen, "bei mir waren es alle vier bis sechs Wochen", werde dann über mögliche Erfolge und Misserfolge des Konzepts gesprochen. Viel wichtiger aber: "Dass ich eine Ansprechpartnerin hatte, an die ich mich wenden konnte – auch außerhalb der Sprechstunde durfte ich mich telefonisch melden, wenn die Schmerzen unerträglich wurden und tagelang anhielten." Kurzum: Die Ärztin war vor allem eine moralische Unterstützung, die Sicherheit gab. Und jetzt?

"Ich fühle mich im Stich gelassen!"

Alles auf Anfang. "Ich muss wieder vorne anfangen! Nicht nur einen neuen Arzt finden, sondern auch meine ganze Krankheitsgeschichte wieder von vorne erzählen et cetera." Auch, Vertrauen in einen neuen Ansprechpartner zu fassen, ist nicht immer einfach. "Man fühlt sich hin und her geschoben", sagt die heute 30-Jährige und fügt nach kurzer Pause leise hinzu: "Ich fühle mich im Stich gelassen."

Wie ihr ergeht es vielen Patienten, die an chronischen Schmerzen leiden – also Schmerzen, die seit mindestens drei Monaten bestehen. "Momentan werden die davon betroffenen Patienten deshalb gebeten, Kontakt zu anderen niedergelassenen Schmerztherapeuten aufzunehmen", erklärt Sandra Adams. Personelle Veränderungen hätten den Ausschlag für die Schließung der Schmerzambulanz gegeben. Das Aufgabengebiet der bisher zuständigen Ärztin habe sich innerhalb des Klinikums geändert. "Die als ›Schmerzambulanz‹ bezeichnete persönliche Ermächtigung" habe die Ärztin zurückgegeben, so Adams und weiter: "Sie wird sich stattdessen stärker als bisher in der speziellen ambulanten Palliativversorgung engagieren." Nach Informationen unserer Zeitung war Inken Pirlich zuletzt leitende Ärztin der Schmerzambulanz am Schwarzwald-Baar-Klinikum. Die Ambulanz habe "nur sehr wenige Stunden in der Woche umfasst", so Adams, behandelt worden seien vier Patienten wöchentlich, etwa 160 Patienten jährlich, "schwerpunktmäßig Patienten aus dem Bereich der Neurochirurgie".

Patientin rechnet mit langer Wartezeit

Wie schwer die Situation für diese Betroffenen ist, und wie groß die Hürde nun sein kann, wird aus den Schilderungen der Patientin im Gespräch deutlich, denn: Schmerzambulanzen gibt es nicht wie Sand am Meer. "Ich rechne nicht damit, vor sechs Monaten Wartezeit einen Termin in der Nähe zu bekommen", sagt die Kassenpatientin. Wie alle anderen Ärzte, so seien auch die meisten Schmerztherapeuten "heillos überlaufen". Bis diese Hürde genommen ist, werde sie wohl erst einmal zur Schmerzambulanz nach Tübingen fahren müssen, wo sie vor vielen Jahren einmal Patientin war.

Gering ist ihre Hoffnung, die vage Äußerung der Kliniksprecherin möge sich in die Realität verkehren: "Eventuell bieten wir zu einem späteren Zeitpunkt wieder eine Schmerzambulanz an, allerdings ist das momentan noch offen", sagt diese.