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"Bauern keine Feinde, sondern Partner". "Volksbegehren in jetztiger Form der falsche Weg".

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Rettet die Bienen!" fordert das Volksbegehren, das vergangene Woche gestartet ist. Wer könnte auch dagegen sein? Während vielfach dafür die Werbetrommel gerührt wird, kommt Widerstand von ganz unerwarteter Seite: vom badischen Imkerverband.

Alle sind mittendrin im Kampf für die Bienen. Blumenwiesen werden gesät, Schottergärten verpönt, beim Pflanzenkauf wird verstärkt auf entsprechende Sorten geachtet, Insektenhotels liegen im Trend und sogar Jungpolitiker wie zuletzt die Jusos Schwarzwald-Baar mit ihrem Aktionsstand schreiben sich das Volksbegehren auf die Fahnen. Augenscheinlich alles gut gemacht. "Rettet die Bienen" – wer könnte schon dagegen sein?

Wer schulterzuckend vor dieser Frage steht, dürfte nun verwundert die Augenbrauen heben, denn: Ausgerechnet Imker, genauer: der Landesverband Badischer Imker, teilen mit, dass sie das Volksbegehren nicht unterstützen. Parallel dazu machen immer mehr Bauern mobil: der BLHV-Ortsverband Brigachtal-Marbach beispielsweise beteiligt sich an der Protestaktion "Grüne Kreuze" gegen das Agrarpaket der Bundesregierung. Denn viele Bauern fürchten um ihre Existenz, sollte das Volksbegehren erfolgreich sein. Der geforderte komplette Verzicht auf Pestizide etwa sei mit Blick auf den dann zu erwartenden Ernteausfall nicht machbar. Und mehr noch: Sie sehen darin den Untergang regionaler Produkte. Die Forderung nach 50 Prozent Ökolandbau sei unsinnig – schon jetzt herrsche ein Überangebot an entsprechenden Erzeugnissen.

"Bauern keine Feinde, sondern Partner der Imker"

Was steckt hinter dem Boykott des Bienen-Volksbegehrens durch die Bienen-Fachleute? Nach Analyse der zu erwartenden Folgen und Entwicklungen "kommt der Gesamtvorstand der Badischen Imker (...) zum Beschluss mit über 90-prozentiger Zustimmung, dass wir Imker das Volksbegehren in der vorliegenden Form nicht unterstützen können!", so Klaus Schmieder, Präsident des Landesverbandes Badischer Imker. Seine Empfehlung ist drastisch: "Wer die Bienen, die Wildbienen, die Schmetterlinge und die Insekten wirklich retten will, darf das ›Volksbegehren Artenschutz – Rettet die Bienen‹ in der vorliegenden Form nicht unterstützen."

In Jahrhunderten sei, unter anderem durch Bauern, eine Kulturlandschaft entstanden, die, wissenschaftlich nachgewiesen, eine große Artenvielfalt entwickelt habe. Bauern seien keine Feinde, sondern Partner der Imker. Außer Frage steht für die Imker, dass eine Reduzierung von Düngung und Pflanzenschutzmitteln wichtig sei, aber: Bauern, Obstbauern und Winzer müssten eine Zukunft haben. Für das Artensterben müsse eine bessere Lösung her, meint Schmieder.

"Volksbegehren in jetztiger Form der falsche Weg"

Der Villinger Manfred Kraft sieht das genauso. Dem Landesverband hat er seine Bedenken mitgeteilt und offene Türen eingerannt. Für ihn ist das Volksbegehren in seiner jetzigen Form der falsche Weg. "Ich bin absolut dagegen", sagt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Eine große Masse ohne Fachwissen werde nach ihrer Meinung gefragt, die Konsequenzen müsste eine Minderheit tragen, die Bauern. Das Volksbegehren sei populistisch formuliert, "da weiß ich schon, welche Antwort ich bekomme", sagt er. Nur wer den Gesetzestext analysiere erkenne: "Da kommt alles raus, nur nicht das, was zum Bienenretten geeignet ist", zumal sich das Begehren gar nicht, wie viele meinen, um die Honigbiene drehe – "der geht’s gut! Gemeint ist die Wildbiene, der geht es schlecht!".

So oder so, wer Insekten helfen wolle, müsse bei seinem Konsum anfangen. Und man müsse die Landschaft entsprechend verändern – und vielleicht gleich mal beim deutschen Flächenverbrauch ansetzen und ihn reduzieren, der liege nämlich bei stolzen 62 Hektar pro Tag. Natürlich müssten Pestizide reduziert werden, aber mit Augenmaß und nicht nur in der Landwirtschaft, während Private einsetzen dürften, was für Bauern längst verboten werde. Unterm Strich liege eine gangbare Lösung längst auf dem Tisch, nämlich mit dem Aktionsprogramm der Bundesregierung zum Insektenschutz, so Kraft. In seinen 41 Aktionspunkten umfasse das alles. So leidenschaftlich Kraft im Gespräch seine Argumente darlegt, es schwingt auch Bitterkeit mit, wenn er meint: "Entschieden wird so ein Volksbegehren ohnehin in den Städten", wo viele Stimmen auf einmal zu machen sind. Und diese seien nunmal häufig weit weg vom Land – und damit auch von den Bienen.